Viersen All-Parteien-Bündnis für Schul-Erhalt

Viersen · Die mittelfristige Schließung der Realschule an der Josefskirche in Viersen ist vom Tisch. Für den Vorschlag der Stadtverwaltung gibt's keine Mehrheit. Alle Fraktionen plädieren für eine andere Lösung — die betrifft die Förderschule

 Entwarnung für die Realschule an der Josefskirche. Für den Vorschlag der Stadtverwaltung, die Schule mittelfristig auslaufen zu lassen, findet sich keine Mehrheit. Alle Fraktionen im Stadtrat sind dagegen.

Entwarnung für die Realschule an der Josefskirche. Für den Vorschlag der Stadtverwaltung, die Schule mittelfristig auslaufen zu lassen, findet sich keine Mehrheit. Alle Fraktionen im Stadtrat sind dagegen.

Foto: Busch

Sie haben gekämpft, und sie haben gewonnen: Monatelang stemmten sich Schüler der Realschule an der Josefskirche und deren Eltern gegen eine drohende mittelfristige Schließung der Bildungseinrichtung. Eine ehemalige Schülerin initiierte gar eine Online-Petition; rund 1900 Menschen unterzeichneten. In der Fußgängerzone wurde an jedem Wochenende für den Erhalt der Schule geworben. Und auch das Clara-Schumann-Gymnasium in Dülken war durch die Schließungsdebatte alarmiert - Viersens Schulverwaltung hatte eine Schließung des Gymnasiums als mögliche Alternative aufgezeigt. Beunruhigt war auch die Hauptschule Süd - nachdem die SPD beantragt hatte, sie zu schließen und einen Hauptschulzweig an der Realschule Josefskirche zu etablieren.

Jetzt gibt's Entwarnung für alle, auch wenn im nächsten Schulausschuss die Stadtverwaltung erneut vorschlagen wird, die Realschule auslaufen zu lassen. Ein breites Bündnis aus CDU, SPD, FDP, Grünen, FürVie und Die Linke lehnt nicht nur das, sondern jede Schließung einer weiterführenden Schule in Viersen ab. Das berichteten gestern die schulpolitischen Sprecher der Fraktionen im Gespräch mit unserer Redaktion.

 Die öffentliche Debatte um mögliche Schulschließungen hatte im September zu einem Besucheransturm im Schulausschuss geführt. Mehrere hundert Schüler, Lehrer und Eltern von Realschule und Clara-Schumann-Gymnasium fanden im großen Sitzungssaal nur noch Stehplätze.

Die öffentliche Debatte um mögliche Schulschließungen hatte im September zu einem Besucheransturm im Schulausschuss geführt. Mehrere hundert Schüler, Lehrer und Eltern von Realschule und Clara-Schumann-Gymnasium fanden im großen Sitzungssaal nur noch Stehplätze.

Foto: Busch

Eine Änderung in Viersens Schullandschaft soll es aber dennoch geben: Die Förderschule des Kreises, derzeit im Gebäude der Overbergschule an der Brabanter Straße in Dülken untergebracht, muss umziehen. Denn die Overbergschule soll nach dem Willen des All-Parteien-Bündnisses ab dem Schuljahr 2020/21 als zweiter Standort der Primus-Schule die Klassenstufen 7 bis 10 aufnehmen. Die Politiker werden daher die Stadtverwaltung auffordern, den Mietvertrag mit dem Kreis Viersen zu kündigen und das Gebäude der Overbergschule zu ertüchtigen. Unter anderem muss dort eine Mensa errichtet werden. Bereits im Schuljahr 2019/20 soll mit den Arbeiten begonnen werden, damit die Schule rechtzeitig fertig wird.

Gleich mehrere Faktoren hatten die öffentliche Schuldebatte im Sommer ausgelöst. Neben sinkenden Schülerzahlen war auch die ungeklärte Frage, wo der Zweitstandort der Primusschule errichtet wird, Anlass für die Bezirksregierung Düsseldorf, zügig Antworten aus Viersen zu verlangen. "Die Primusschule ist eine Dülkener Schule. Deshalb war uns wichtig, dass auch ihr zweiter Standort in Dülken liegt", erklärte Jürgen Moers (CDU), Vorsitzender des Schulausschusses. "Dass die Overbergschule Zweitstandort der Primusschule wird, entspricht auch der ursprünglichen Planung", erinnerte Frank a Campo (FDP). "Indem wir hier eine Lösung gefunden haben, ist es uns gelungen, den unmittelbaren Druck aus der Diskussion herauszunehmen." Eine Hoffnung der schulpolitischen Sprecher aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen: Zeit zu gewinnen. "Wir haben jetzt, wenn nichts unvorhergesehenes passiert, zwei, drei, vier Jahre zum Nachdenken, wie wir die Schullandschaft in Viersen ordnen wollen, können dabei auf konkretere Zahlen zurückgreifen", sagte Maria Dittrich (Grüne). Jörg Dickmanns (SPD) zeigte sich "glücklich und zufrieden, dass sich jetzt diese Möglichkeit eröffnet". Stephan Seidel (CDU): "Viersen stellt sich als Familienstadt auf, wir haben Neuzuzügler und Schulbesucher aus den umliegenden Gemeinden, die nicht mehr alle Schulformen anbieten können." Denkbar sei, dass die Schülerzahlen nicht so stark sinken werden, wie derzeit noch prognostiziert. Frank a Campo aber warnt: "Noch sind wir nicht an Kap Horn vorbei."

Am Donnerstag, 16. November, 18 Uhr berät der Schulausschuss den Schulentwicklungsplan. Die Sitzung im "Forum" am Rathausmarkt ist öffentlich, Zuhörer sind willkommen.

(mrö)
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