Viersen Abschied von Josef und den Schäfchen

Viersen · Das erfahrene Team der Kirche St. Helena hat zum letzten Mal die Krippenlandschaft mit Figuren, Holz, Rinde und Wurzeln gestaltet. Für das nächste Jahr gibt es bereits eine neue Krippenbau-Truppe

 Gemeinsam gingen die neuen und erfahrenen Krippen-Aufbauer die einzelnen Arbeitsschritte durch (v.l.): Margret und Paul Zellkes, Marlies Kottke, Karl Heinz Kaum, Miriam Di Cesare und Gabriele Poos.

Gemeinsam gingen die neuen und erfahrenen Krippen-Aufbauer die einzelnen Arbeitsschritte durch (v.l.): Margret und Paul Zellkes, Marlies Kottke, Karl Heinz Kaum, Miriam Di Cesare und Gabriele Poos.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Die Tannenbaumständer verkleiden wir immer mit den Holzstämmen. In einer der Kisten müssten weitere Holzscheite sein, die ich auch noch brauche", sagt Marlies Kottke. Der Satz löst Betriebsamkeit bei Gabriele Poos sowie Margret und Paul Zellkes aus, die bis dahin zugesehen haben, wie Kottke oben auf der großen Krippenlandschaft hockend den ersten Baumständer schnell und geschickt verkleidet hat. Es scheint, als wachse die Tanne direkt aus dem Moosboden heraus. Die drei gehen dann die Kunststoffboxen ab, die vor den Bänken in der Kirche St. Helena stehen. Dort sind Steine enthalten, ein Stückchen weiter ist es jede Menge Moos. Eine andere Box beherbergt Rinde und Wurzeln. Dann aber ist das Gewünschte entdeckt. Poos reicht die einzelnen Stücke an und Kottke zeigt das Verkleiden nochmals, wobei Miriam Di Cesare die einzelnen Schritte per Foto festhält. "Wenn wir das nächstes Jahr alleine machen, müssen wir ja wissen, wie es geht und wie es nachher wirken sollte. Schließlich soll keiner sagen, dass die Krippe völlig anders aussehen würde", sagt Di Cesare.

Für das Ehepaar sowie Di Cesare und Poos steht ein Neustart an, während für Marlies Kottke und ihre Cousine Brigitte Hamacher eine Ära zu Ende geht. Die beiden Frauen waren seit mehr als 20 Jahren federführend für den Feinaufbau der Krippe in der Kirche St. Helena im Einsatz.

Doch damit ist mit diesem Weihnachtsfest Schluss. "Meine Cousine schaffte es zeitlich einfach nicht mehr und ich denke, nach so vielen Jahren ist es an der Zeit, dass jemand anders diese Aufgabe übernimmt", sagt Kottke. Die Gemeinde startete einen Aufruf im Pfarrbrief, auf den sich prompt die beiden Frauen und das Ehepaar meldeten.

"Als ich von der Suche gehört habe, war ich sofort dabei. Wenn niemand hilft, dann gibt es vielleicht irgendwann keine Krippe mehr und das kann nicht angehen", sagt Di Cesare. Wenn jemand Hilfe brauche, sei sie dabei, schließt sich Poos an. Genauso dachten auch Margret und Paul Zellkes. Nun haben sich die vier erstmalig zum Krippenbau in der Kirche eingefunden und erfahren von Kottke alles Wissenswerte rund um den Aufbau. Bei ihr sitzt jeder Handgriff.

Mit zügigen Bewegungen verteilt Kottke das Moos in der Krippenlandschaft. "Das Moos vom vorigen Jahr kommt in den hinteren Bereich, das neue lege ich nach vorne. Karl Heinz Kaum sorgt jedes Jahr für neues Moos, darum müssen wir uns nicht kümmern", erzählt sie. Kaum gehört nämlich zur Fahnengruppe St. Mathias der Schützenbruderschaft Heimer und die beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Grobaufbau der Krippe: Dafür setzen die Schützen die Platte über die Kirchenbänke, bauen die gesamte Unterkonstruktion, stellen den Stall samt Zaun sowie die kleinen Tannenbäume in den Halterungen auf und schleppen alle Kartons mit den weiteren Utensilien aus Sakristei und Keller heran. Dann erst beginnt die Feinarbeit des zweiten Teams.

Marlies Kottke ist inzwischen beim Ankleiden der Figuren angekommen. "Wir bügeln die Gewänder zuerst auf", berichtet die Frau aus Helenabrunn und greift zu Josef, der neben den anderen Figuren auf der Kirchenbank liegt. Mit wenigen Handgriffen ist das Untergewand angezogen und sein Umhang zu einem Mantel gerafft. Das Ganze erhält eine lederne Schnur als Gürtel. Auch hier hält Di Cesare alles im Bild fest. Gemeinsam geht es an die Maria und die Hirten, diverse einzelteile dazu befinden sich in einer Plastikbox: angefangen von Heiligenscheinen über Schmuck bis hin zu Körbchen und Fellkragen. Es sind nämlich gerade die zahlreichen, kleinen und liebevollen Details, die die Krippe in Helenabrunn ausmachen.

Die Neulinge lernen an diesem Abend eine Menge. Ob es die Konstruktion der Wüstenlandschaft ist, die hinter den Tannenbäumen entsteht und über die die heiligen drei Könige wandern oder der Engel über der Krippe, der unauffällig an einem Pfahl festgemacht ist, damit er wie frei schwebend erscheint - die vier zukünftigen Krippenbauer werden in alle Geheimnisse eingeweiht. "Beim Abbau helfen wir nochmals. Danach ist die Bahn frei für unsere Nachfolger", verkündet Kottke.

(tref)
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