Kreis Viersen Abschied vom Wachstum

Kreis Viersen · Der CDU-Arbeitskreis Demografischer Wandel hat die Kreistagsfraktion dazu bewegt, sich intensiver als bisher mit den Folgen der Überalterung zu befassen. Das Thema soll als Querschnittsaufgabe überall präsent sein.

 Ein Bild mit Symbolcharakter: Im Viersener Caritas-Haus basteln Jung und Alt Osterdekorationen. Die Älteren sind in der Überzahl. Das Verhältnis der Generationen wird sich schon bald noch drastischer entwickeln.

Ein Bild mit Symbolcharakter: Im Viersener Caritas-Haus basteln Jung und Alt Osterdekorationen. Die Älteren sind in der Überzahl. Das Verhältnis der Generationen wird sich schon bald noch drastischer entwickeln.

Foto: Busch

Die CDU will auf Kreisebene und im Zusammenwirken der Städte und Gemeinden die Folgen des demografischen Wandels politisch aufarbeiten. "Es liegen viele Informationen auf unterschiedlichen Ebenen vor, aber bisher nicht gebündelt. Politik hat die Aufgabe, Zukunft zu gestalten. Wir wollen, dass alle verfügbaren Informationen gesammelt und uns zugänglich gemacht werden. Anders können wir keine verantwortungsvolle Politik im Kreis machen", sagte gestern die stellvertretende Kreisvorsitzende Luise Fruhen.

Sie leitet seit September vergangenen Jahres mit Dr. Christian Lange den Arbeitskreis Demografie in der Kreis-CDU. Die Gruppe beschränkte sich bisher darauf, möglichst viele Informationen zu sammeln und zu sichten. Ihre Grundlage bildet der Demografiebericht 2008 der Kreisverwaltung. Die Zahlen wurden aufgefrischt, außerdem organisierte der Arbeitskreis eine Diskussionsveranstaltung mit dem Journalisten Günter Ederer (Verfasser des Buches "Träum weiter, Deutschland!") und mit René Penke (Kreis-Volkshochschule, einst Verfasser des Demografieberichtes).

Bildungsstruktur ausgehebelt

Erschreckt hat die Politiker, dass Prognosen für eine spätere Zeit längst von der Wirklichkeit überholt sind. Als krass empfinden CDU-Bildungspolitiker, dass ihr jahrzehntelanges Eintreten für das dreigliedrige Schulsystem auch durch die Folgen des demografischen Wandels ausgehebelt ist. "Es gibt viele solcher Beispiele. Politisch müssen wir auf den Gebieten Arbeitsmarkt und Wirtschaft, Familienförderung und Bildung sowie Seniorenpolitik handeln", unterstrich Fruhen.

Die Kreistagsfraktion hat nach Angaben ihres Vorsitzenden Michael Aach bereits einen Antrag des Arbeitskreises einstimmig beschlossen. Der Demografiebericht soll im fünfjährigen Rhythmus fortgeschrieben, die interkommunale Zusammenarbeit gefördert und eine Fachkräftekonferenz mit Akteuren aus Wirtschaft und Verwaltung ins Leben gerufen werden.

Dem oft ausgerufenen "Wettbewerb der Städte" erteilte Luise Fruhen gestern eine Absage. "Wir müssen regional denken und handeln. Ich weiß, dass das sehr heikel ist. Aber anders kämen wir nicht weiter. Verabschieden müssen wir uns vor allem vom Mehrdenken, das nur auf Wachstum ausgerichtet ist", fügte sie hinzu.

"Da wird einiges in Bewegung kommen", sagt Aach voraus. Dem Kreis falle eine zentrale Steuerungsaufgabe in der Zusammenarbeit mit den Gemeinden zu. Aach und Fruhen drängen jetzt auf Eile. "Die Politik hängt im Vergleich beispielsweise zur Wirtschaft in der Beschäftigung mit der Demografie hinterher. Sie muss jetzt das Netzwerk für alle Akteure bilden."

(RP)
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