Kreis Viersen Abgeblitzt

Kreis Viersen · Beim Blitzmarathon erwischte die Polizei weniger Raser als üblich

 Beim gestrigen Blitzmarathon standen die Unfallopfer im Mittelpunkt. "Messpaten" berichteten Angehaltenen von ihren Erlebnissen und versuchten, dadurch vom Rasen abzuschrecken.

Beim gestrigen Blitzmarathon standen die Unfallopfer im Mittelpunkt. "Messpaten" berichteten Angehaltenen von ihren Erlebnissen und versuchten, dadurch vom Rasen abzuschrecken.

Foto: Busch

Es ist die Straße, die man jeden Morgen fährt. Hier kennt man jede Kurve, jede Unebenheit, jede Bodenwelle. Vielleicht auch fast jeden Baum und jede Laterne. Eigentlich könnte das Auto schon fast allein fahren.

Fast jeder kennt solche Straßen. Fährt man immer mit voller Konzentration? Fährt man vielleicht zu schnell, weil man doch alles "im Schlaf" kennt? Unter anderem für diese Fragen will die Polizei die Autofahrer mit dem Blitzmarathon sensibilisieren. Denn diesmal stehen die Unfallopfer im Mittelpunkt.

Tibor Fessel ist seit fast 19 Jahren Polizeibeamter. Er hat im Kreis Viersen schon viele schwere Unfälle aufnehmen müssen. Auch am Amerner Weg. Dort steht er an diesem Donnerstag mit seinen Kollegen. Er ist der "Messpate" für diese Kontrollstelle. Und er steht bereit, um den Angehaltenen die Geschichte eines Unfalls zu verdeutlichen.

Eine Frau aus Dülken wird mit gut zehn Stundenkilometern mehr als den erlaubten 70 geblitzt und angehalten. Sie bestätigt, dass sie den Amerner Weg gut kennt, fast täglich hier unterwegs ist. Und sie weiß auch, "dass der Amerner Weg extrem mit Unfällen belastet" ist. Von daher findet sie die Kontrolle "okay". Sie habe nicht auf den Tacho geachtet, obwohl sie wusste, dass Blitzmarathon ist.

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Foto: dpa, k lof bwe

Ihr erzählt Tibor Fessel von der jungen Frau, die 2012 auf dieser Straße verunglückt ist. Es war nass an diesem Morgen, es hatte geregnet. "Die junge Frau war von Dülken in Richtung Amern unterwegs", berichtet der Polizeibeamte. "Nach einer langgezogenen Rechtskurve ist sie von der Straße abgekommen und mit der Fahrerseite vor einen Baum geprallt." Fessel erinnert sich noch genau an die Unfallaufnahme. An das völlig zerstörte Auto. Daran, dass dort, wo die Fahrerin gesessen hatte, kein Platz mehr für einen Menschen war. Die Fahrertür war aufgesprungen, der Gurt durch den Aufprall gerissen, die Frau aus dem Auto geschleudert worden. Was oft tödlich ist, rettete ihr in diesem Fall das Leben. Zufall. Glück.

Sie habe später selbst gesagt, ihre Geschwindigkeit sei wohl der Witterung nicht angepasst gewesen, erzählt Fessel. Es habe keine Hinweise darauf gegeben, dass sie zu schnell unterwegs gewesen sei. Aber das, was auf den Schildern stehe, sei eben nur die erlaubte Höchstgeschwindigkeit. Je nach Witterung und Straßenverhältnissen müsse man langsamer fahren. Einen großartigen Zeitgewinn könne man durch zu schnelles Fahren ohnehin nicht erzielen - oder eben gar nicht ankommen.

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Foto: RPO, Sarah Biere

Fessel muss nämlich oft auch Angehörige aufsuchen, denen er mitteilt, dass der Ehepartner oder das Kind bei einem Unfall schwer verletzt oder gar getötet wurde. "Das ist noch viel schlimmer, als einen solchen Unfall aufzunehmen", sagt er. "Denn da erlebt man, was ein Unfall in einer Familie anrichtet."

(hah)
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