Kreis Viersen A 61: Umleitung auf Dauer regelwidrig

Kreis Viersen · Wenn die A 61 wegen des Braunkohletagebaus 2018 abgerissen wird, drohen den Autofahrern aus dem Kreis Viersen nicht nur Umwege, sondern auch Staus. Gutachter warnen: Die Umleitung entspreche auf Dauer nicht den Richtlinien

 Der sorgt für eine Sperrung der A 61. RP-Archiv: L. Berns

Der sorgt für eine Sperrung der A 61. RP-Archiv: L. Berns

Foto: Braunkohleabbau

Wegen des fortschreitenden Braunkohletagebaus Garzweiler II soll die Autobahn 61 ab August 2018 zwischen dem Autobahndreieck Jackerath und dem Kreuz Wanlo abgerissen werden. Der Landesbetrieb Straßen NRW richtet seit Monaten eine Umleitung über die A 44n und die A 46 her. Die geplante Umleitung soll fast zwei Jahrzehnte lang genutzt werden; mit einem Ende wird voraussichtlich erst gegen 2040 gerechnet.

"Die Umleitung entspricht auf Dauer nicht den Richtlinien für die Anlage von Autobahnen." So schreiben es die Ingenieure Hartmut Ziegler und Christian Scotti von der DTV Verkehrsconsult GmbH in einer gutachterlichen Stellungnahme im Auftrag der Bezirksregierung Köln, die jüngst den Mitgliedern des Braunkohle-Ausschusses vorgestellt wurde. Die Linienführung sei auf Dauer nicht regelkonform, erklären die Ingenieure in ihrer Stellungnahme.

Das sieht Straßen NRW anders: "Die Umleitung entspricht allen Sicherheitsstandards und wurde so geplant, dass sie von Breite und Radien her auch für die künftige Verkehrsbelastung ausgelegt ist", betonte ein Sprecher der Landesbehörde. Nachbesserungen seien nicht nötig. Richtig sei aber auch: "Als dauerhafte Umleitung ist die Streckenführung nicht geeignet." Die Umleitung könne eine zu bauende A 61n in dem Teilstück zwischen Jackerath und Wanlo nicht ersetzen.

Michael Aach, CDU-Fraktionsvorsitzender im Viersener Kreistag, sorgt sich um die künftige Verkehrsanbindung des Kreises: "Das hat für den Kreis Viersen allerhöchste Priorität. Nicht nur Pendler, auch viele Handwerker nutzen die A 61, und ich bin mir sicher, dass vielen Menschen noch gar nicht bewusst ist, dass die Autobahn ab dem kommenden Jahr abgerissen wird."

Die Umleitungsstrecke über A 44n und A 46 wird laut Straßen NRW gut zwei Kilometer länger sein als zurzeit. Die Autofahrer sollen mit Beginn der Vollsperrung ab August mehrfach "über Eck" geführt werden.

"Die Planung stammt bereits aus dem Jahr 1995", berichtet Aach. "Die A 61 ist für maximal 72.000 Kraftfahrzeuge pro Tag ausgelegt, in Mönchengladbach wurden im vergangenen Jahr aber bereits mehr als 73.400 Fahrzeuge gezählt. Dort ist die Belastungsgrenze schon heute überschritten." Während die Planer eine jährliche Zunahme des Verkehrs von ein bis zwei Prozent erwarten, nahm die Verkehrsbelastung dort laut NRW-Verkehrsministerium innerhalb von zwei Jahren, von 2014 zu 2016, um 5,3 Prozent zu. "Am Autobahnkreuz Kerpen waren es sogar 7,4 Prozent", so Aach. Er ist sich sicher: "Die Umleitung wird zu Staus führen, viele Fahrer werden sich andere Wege suchen - entweder über Landstraßen oder die A 57."

Besondere Sorge bereiten Aach aus verkehrlicher Sicht der geplante Ausstieg aus der Braunkohle: "Wenn der Braunkohletagebau früher endet als geplant, haben wir an der Stelle, wo die neue A 61n verlaufen soll, ein mehrere hundert Meter tiefes Loch. Das darf auf keinen Fall passieren, dass die Umleitung zu einem Dauerzustand wird."

(mrö)
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