Serie Mein Jahr In China 3042 Kilometer Strecke liegen vor ihnen

Viersen · Leon Zehner aus Amern hat sein freiwilliges Jahr in der Entwicklungshilfe absolviert. Jetzt will der 19-Jährige mit einem Freund bis Shanghai mit dem Fahrrad fahren - zunächst war es ein Scherz. Nun sind alle Vorbereitungen getroffen.

 Startklar für die große Radtour: Leon Zehner (rechts) und sein Freund Joni wollen nach ihrem freiwilligen Jahr in der Entwicklungshilfe 3042 Kilometer bis Shanghai fahren.

Startklar für die große Radtour: Leon Zehner (rechts) und sein Freund Joni wollen nach ihrem freiwilligen Jahr in der Entwicklungshilfe 3042 Kilometer bis Shanghai fahren.

Foto: Leon Zehner

Schwalmtal/ Lanping "Wir könnten einfach mit dem Fahrrad durch China fahren", sagte Joni, ein anderer Freiwilliger aus Yunnan, im Spaß zu mir. Ich fing laut an zu lachen, und Joni stieg ein. Nachdem das Gelächter verstummt war, wurde uns beiden klar, dass die Idee genial war. Wir fantasierten herum, wie spannend die Zeit werde, was wir mitnehmen und wen wir alles treffen würden. Das war um die Weihnachtszeit. Aus Spaß wurde Ernst.

Jetzt sitzen Joni und ich zusammen im Hotelzimmer in Kunming und sprechen die letzten Sachen durch. Es geht los. Aus der Provinz Yunnan über Guizhou, Hunan, Jiangxi, Zhejiang bis zum Endziel Shanghai. Die Distanz beträgt 3042 Kilometer. In 50 Fahrtagen wollen wir Shanghai erreichen.

Zur Vorfreude hat sich Nervosität gemischt. "Haben wir an alles gedacht?", frage ich Joni noch mal. Haben wir. Auf sieben Blättern liegt die Route vor uns ausgebreitet. Knifflige Stellen haben wir uns markiert und mit Hinweisen versehen. Die Visa sind verlängert, der Rückflug gebucht.

Die Fahrräder haben wir kurz vorher in Kunming gekauft. Uns war wichtig, dass die Fahrräder gleich sind, so dass wir während der Tour die gleichen Vor- und Nachteile haben. Laptop, Kleidung, Kamera, zwei zusätzliche Schläuche, Flickzeug, Helme, Medizin und eine Ukulele transportieren wir in zwei Fahrradtaschen. Ein regensicheres Zelt ist auch im Gepäck. Der Plan ist, dass wir eine Nacht im Hostel und die folgende Nacht im Zelt schlafen. Wir stellen es uns schwierig vor, in China zu zelten, da es kaum Fläche gibt, die keinem gehört. Kein Platz wird für die Landwirtschaft ausgelassen.

Die Ukulele wird abends für Abwechslung in dem sonst monotonen Alltag sorgen. Mit der Kamera wollen wir das Abenteuer dokumentieren. Nach der Tour soll ein kleiner Film entstehen.

Für uns ist es die erste Tour dieser Art. Joni ist letztes Jahr von Deutschland nach Polen gefahren, wohl nur 1000 Kilometer. Uns ist bewusst, dass es darauf ankommen wird, wie wir miteinander auskommen. Besonders am Anfang werden wir in den bergigen Regionen Yunnan und Guizhou öfters die 3000-Meter-Grenze übersteigen. Es geht darum, das umzusetzen, was wir ein Jahr von Chinesen in Perfektion vorgelebt bekommen haben: Sich selbst zurücknehmen und auf den Anderen achten.

Neben dem Ziel, Shanghai zu erreichen, möchten wir einen größeren Eindruck von China erhalten. Durch das Freiwilligenjahr kennen wir Yunnan und seine Menschen bereits gut. Obwohl es größer als Deutschland ist, macht es aber nur fünf Prozent Chinas aus.

Im Austausch mit den Freiwilligen der anderen Provinzen hat man gemerkt, dass sie andere Erfahrungen mit China gemacht haben. Wir sind gespannt, welche Minderheiten uns in anderen Provinzen erwarten, wie sich die Dialekte verändern und was die Natur bietet.

Auch wenn vieles noch ungewiss ist, sehnen wir den Start der Tour herbei. Seit Wochen kreisen die Gedanken nur um die Zeit auf dem Fahrrad. Noch einmal Schlafen, dann ist es soweit.

Bis zum nächsten Mal - zàijiàn!

(RP)
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