Tönisvorst Zehn Jahre Sanierung und - Stillstand

Tönisvorst · Ende 2006 wurde der Standort von Cray Valley an der Mühlenstraße geschlossen, die Produktion nach Sachsen und Italien verlagert. Es begann die Sanierung der Altlasten - und bis heute das Warten auf die weitere Vermarktung.

 Auf dem immer noch brachliegenden Gelände an der Mühlenstraße sind weiterhin Pumpen in Betrieb. Sie gehören zu einer fortdauernden Sanierung des verunreinigten Grundwassers.

Auf dem immer noch brachliegenden Gelände an der Mühlenstraße sind weiterhin Pumpen in Betrieb. Sie gehören zu einer fortdauernden Sanierung des verunreinigten Grundwassers.

Foto: WOLFGANG KAISER

Das letzte Treffen im Oktober musste Bürgermeister Thomas Goßen absagen, der nächste Termin steht für den 11. Januar an. Wirtschaftsförderer Markus Hergett setzt weiter auf Optimismus. Verwaltung und Politik wollen das neue Gewerbegebiet Mühlenstraße, das ehemalige Cray Valley Gelände, voranbringen. Das Interesse an den aufgeteilten Parzellen ist groß, doch einige, die nicht mehr warten konnten, sind auch wieder abgesprungen. Die Entscheidung, aktiv in die Vermarktung einzusteigen und das Bebauungsplanverfahren zu starten, liegt in Berlin - beim Grundstückeigentümer Total Deutschland GmbH. Wie Burkhard Reuss, Unternehmenssprecher von Total Deutschland GmbH, gestern bestätigte, habe das Unternehmen die Absicht zu verkaufen. Über Fristen könne er aber nichts sagen.

Es ist jetzt genau zehn Jahre her, als bei Cray Valley an der Mühlenstraße die Lichter ausgingen. Das Chemieunternehmen verlagerte 2006 die Produktion vor allem von Polymer-Dispersionen von Tönisvorst ins sächsische Zwickau (65 Prozent) und zum italienischen Standort Boretto. 40 Mitarbeiter waren davon betroffen, davon wechselten 13 Beschäftigte an andere Standorte. Der Bereich Dispersion sorgte im Unternehmen in den Jahren 2000 bis 2005 für Verluste von 13 Millionen Euro.

Die Unternehmenssparte wurde europaweit umstrukturiert. Im April 2005 hatte das Unternehmen noch einen Antrag für eine neue Methacrylsäureanhydrid-Anlage (MASA) gestellt. 1,4 Millionen Euro sollten dort investiert werden. Doch der Standort Tönisvorst fiel bei der Umstrukturierung durchs Raster, weil sich in diesem Chemiebetrieb in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten Neuinvestitionen nur schwer umsetzen ließen. Im August 2004 war ein Gas-Störfall eingetreten, bei dem ein stark riechenden Gas mehrere Stunden lang ausgeströmt sei. Die Tönisvorster Grünen brachten diesen Störfall damals in den Hauptausschuss und Stadtrat. Die Grünen forderten damals Konsequenzen, weil Cray Valley schon öfter für Geruchsbelästigungen und Verätzungen von Abwasserkanälen gesorgt habe. Schon der damalige Bürgermeister Albert Schwarz setzte zum Ende seiner Amtszeit 2009 hinter Cray Valley ein Fragezeichen. Die Stadt habe keinen Einfluss auf die baldige Nutzung des ehemaligen Cray Valley Geländes.

Die Stadt habe zwar Vorkaufsrecht, der Eigentümer verkaufe aber noch nicht. Erst müsse das Gelände sauber sein. Auf dem 25.000 qm großen Industriegelände begann 2008 die Demontage. Die aufstehenden Gebäude wurden abgerissen und die rund 20 unterirdischen Tanks herausgeholt. Der Boden des Geländes sollte bis in etwa fünf Metern Tiefe ausgekoffert, abgefahren und als Sondermüll entsorgt werden. Der damalige Direktor Thierry Ziegler ging im Juli 2008 davon aus, dass die Arbeiten bis zum Jahresende abgeschlossen seien und nach der Sanierung ab Januar 2009 das Gelände anderweitig genutzt werden könne.

Ausdrücklich ausgenommen war die Grundwassersanierung. Wann diese abgeschlossen sein wird, war schon 2008 nicht absehbar. Zwei Sanierungsanlagen sind weiter in Betrieb. Dadurch werde sichergestellt, so hieß es im September 2008, "dass das belastete Grundwasser gereinigt wird und das Grundstück nicht verlässt". Sämtliche Kosten der Sanierungsarbeiten (Stand 2008) wurden von der Firma Cray Valley getragen. Thierry Ziegler sprach 2009 von etwa drei Millionen Euro für die Sanierung des Erdreiches. Auf dem Firmengelände wird bereits seit 2004 das Grundwasser durch eine Aktivkohleanlage gereinigt. Die Pumpen sind noch für eine lange Zeit in Betrieb, stören aber die Vermarktung des Geländes nicht, ist sich Markus Hergett heute sicher.

(RP)
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