Tönisvorst Zahlenwerk soll Stadtentwicklung leiten

Tönisvorst · Wie wollen die Tönisvorster im Alter leben? Welche Ansprüche haben sie an ihre Wohnung? Was wünschen sie sich im Umfeld? Das sind einige der Fragen, die das Handlungskonzept "Wohnen in Tönisvorst" aufgreift.

 Im Eigenheim würde die Mehrheit auch gerne im Alter blieben, allerdings sind in Tönisvorst 65 Prozent der Häuser nicht barrierefrei. Das heißt: Für das Wohnen im Alter wäre der Umbau von 1588 Häusern nötig.

Im Eigenheim würde die Mehrheit auch gerne im Alter blieben, allerdings sind in Tönisvorst 65 Prozent der Häuser nicht barrierefrei. Das heißt: Für das Wohnen im Alter wäre der Umbau von 1588 Häusern nötig.

Foto: dpa

Es heißt "Handlungskonzept Wohnen", und es fußt auf einer Umfrage, die die Verwaltung im Sommer 2014 bei der Generation 55+ durchgeführt hat. Rund 10.500 Bürger wurden angeschrieben und zu ihren Wohnraumwünschen befragt, 4586 Personen haben den ausführlichen Fragebogen beantwortet, das entspricht einer Beteiligung von 44 Prozent. Auf Antrag der UWT-Fraktion hatte die Stadt die Umfrage gestartet. Jetzt stellte Bürgermeister Thomas Goßen den Entwurf des Konzepts im Ausschuss für Jugend, Senioren, Soziales und Sport vor.

Dass vom Antrag der UWT bis zum Konzept vier Jahre vergangen sind, entschuldigt der Verwaltungschef mit dem Flüchtlingszustrom. "Wir wollten das Konzept aus eigener Hand entwickeln, damit wir es fortlaufend aktualisieren und fortschreiben können", sagte Goßen. Angesiedelt worden sei die Arbeit beim Fachbereich Soziales, der aber in den vergangenen Jahren enorm belastet gewesen sei. Die Politiker im Ausschuss zeigen Verständnis für die Verzögerung und freuen sich, dass jetzt der Entwurf des Konzepts vorliegt.

Und der wartet erstmal mit interessanten Zahlen auf. So gibt es 7800 Einfamilienhäuser in der Stadt, in 1100 davon ist der jüngste Bewohner 70 Jahre alt. Mitte 2016 lebten insgesamt 29.487 Menschen in Tönisvorst, im Stadtteil St. Tönis 22.608 Personen, im Stadtteil Vorst 6879. Die größte Bewohnergruppe umfasst mit 9830 Personen die Altersstufe zwischen 46 und 65 Jahren. Auch der Anteil der über 65-Jährigen ist mit 21,4 Prozent stark vertreten. Kinder zwischen 0 und 19 Jahren gibt es 5195, das sind 17,6 Prozent. Der Ausländeranteil betrug am 1. Juli 2016 rund 7,4 Prozent, das sind 547 Menschen.

Fast 70 Prozent aller Tönisvorster leben im eigenen Haus oder in einer Eigentumswohnung. Und dort würden die Mehrheit auch gerne im Alter blieben, allerdings sind 65 Prozent der Häuser nicht barrierefrei, das heißt, für das Wohnen im Alter wäre der Umbau von 1588 Häusern nötig. Seniorenwohnanlagen hingegen sind nicht beliebt, die meisten Befragten möchten lieber in einer gemischten Altersstruktur leben. Nur acht Prozent der Befragten können sich einen Umzug in eine Seniorenwohnanlage vorstellen - und das auch nur, wenn es dazu einen Service gibt, der Einkäufe, Reparaturarbeiten und ähnliches übernimmt. Die Mehrheit wünscht sich dort eine Wohnung mit 60 bis 75 Quadratmetern.

Das soziale Leben findet in Tönisvorst beim Einkaufen, im Café und beim Sport statt. Nur wenige geben die Seniorenbegegnungsstätte oder eine religiöse Einrichtung an. Was fehlt, sind laut Umfrage mehr kulturelle Einrichtungen sowie Fahrdienste ins Theater oder Kino. Unterstützung wünschen sich die meisten Senioren im Haushalt, im Garten, bei technischen Problemen und handwerklichen Arbeiten.

Stadtverwaltung und Politiker ziehen aus der Auswertung der Umfrage folgenden Schlüsse: Preisgünstige, barrierefreie Wohnungen müssen geschaffen werden sowie alternative Wohnformen. Außerdem sollen Serviceangebote gefördert werden, zusätzliche Tagespflegeplätze werden gebraucht, die "Nachnutzung" von Bestandsimmobilien durch Familien mit Kindern muss geregelt werden, ebenso die Quartiersentwicklung.

(WS03)
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