Tönisvorst Wie viel Sicherheit ist nötig?

Tönisvorst · Weil Sicherheitskonzepte optimiert werden, lässt die Stadt Geodaten von der St. Töniser Innenstadt erstellen. Veranstalter von Festen sehen weitere Auflagen auf sie zukommen, die es noch schwerer und teurer machen ein Event umzusetzen.

 Für den St. Töniser Werbering bedeutet es nicht nur viel Arbeit, eine Veranstaltung wie das Stadtfest zu organisieren. Wegen immer strengerer Sicherheitsauflagen steigen auch die Kosten massiv.

Für den St. Töniser Werbering bedeutet es nicht nur viel Arbeit, eine Veranstaltung wie das Stadtfest zu organisieren. Wegen immer strengerer Sicherheitsauflagen steigen auch die Kosten massiv.

Foto: Achim Hüskes

Wenn Stefan Robben an das knapp drei Wochen zurückliegende Stadtfest denkt, fallen dem Vorsitzenden des St. Töniser Werberings als erstes die Kosten ein, die hinter dem zweitägigen Event stehen. Kosten, die nicht zur Verschönerung des Festes beitragen, sondern die der Sicherheit dienen. Summen, die von Jahr zu Jahr steigen, da die Sicherheitsauflagen immer strenger werden. Die geplante Erstellung von Geodaten, die die Stadt nun in Angriff nimmt, sollen künftige Sicherheitskonzepte erleichtern.

"Vor einigen Jahren kostete uns die Erste Hilfe noch 350 Euro. Heute sind wir bei 1350 Euro für ein Fest. Zwei Sanitäter, die durch die Innenstadt gehen, reichen schon lange nicht mehr. Das Errichten einer Unfallhilfestelle ist nötig, ein Rettungswagen muss vor Ort sein. All das kostet", berichtet Robben. Das Gleiche gilt für den Security-Bereich. Genügte es einst, wenn einige, nicht speziell ausgebildete Personen auf die Besucher und damit mögliche einhergehende Auffälligkeiten achteten, gibt es jetzt genaue Vorschriften, was die Anzahl und die Ausbildung betrifft. Spielt zum Beispiel eine Live-Band, gilt: Pro 100 Personen muss ein ausgebildeter Security-Mitarbeiter vor Ort sein.

Der Werbering fragt sich deshalb jedes Mal aufs Neue, was er sich überhaupt noch leisten kann. "Es sind nicht allein die Bandkosten an sich, sondern das ganze Drumherum. Wobei wir in St. Tönis noch Glück haben, weil uns die Stadt in vielen Dingen entgegenkommt und uns zum Beispiel kostenfrei beim Bühnenaufbau hilft und auch die Absperrungen übernimmt", sagt Robben. Dennoch wird es aufgrund der Auflagen immer teurer, ein Fest oder einen Umzug wie zu St. Martin oder Karneval auf die Beine zu stellen. "Rettungswege müssen sein. Darauf haben wir aber schon immer akribisch bei unseren Festen geachtet", betont Robben. Aber die kontinuierliche Steigerung der Auflagen kann er nicht mehr nachvollziehen.

"Es handelt sich um Landesauflagen, die an die Kommune weitergegeben werden. Es wurden Gefahrenanalysen erstellt und entsprechende Sicherheitsstandards für Großveranstaltungen aufgestellt. Wir könnten als Gemeinde noch etwas oben auf legen, aber das tun wir nicht. Wir nehmen die vorgegebenen Standards", sagt Wolfgang Schouten. Der Leiter des Fachbereiches Sicherheit und Ordnung weiß um die Probleme der Vereine und Organisationen, die Feste und Events durchführen möchte. Was aber ist, wenn etwas passiert? Schouten spricht von einem Damoklesschwert, das über einem hängt, wenn es zu einem Unglück kommt und es um die Haftungsfrage geht. "Wenn wir als Stadt ein Event genehmigen, stehen wir mit einem Bein beim Staatsanwalt", äußert er sich.

Daher begrüßt der Fachbereichsleiter das Vorhaben, Geodaten erstellen zu lassen. Die gesamte St. Töniser Innenstadt wird millimetergenau erfasst. Damit hat die Apfelstadt eine feste Planung für Sicherheitskonzepte. In Zukunft kann jeder Stand, jede Bühne, jedes Zelt genau eingetragen werden. Durchfahrtsbreiten sind klar ersichtlich. Ein Blick reicht, um festzustellen, ob eine Belegung passt oder nicht. Bei möglichen Verstößen kann zudem sofort geahndet werden. "Es ist eine einmalige Angelegenheit, dann haben wir vernünftige Daten, mit denen wir alle arbeiten können. Das ist eine hervorragende Basis", ist sich Schouten sicher. Die Stadt rechnet mit Kosten um die 5000 Euro. Derzeit laufen die Ausschreiben für die Vergabe der Datenerfassung. Schouten betont, dass die Stadt Tönisvorst jedem Veranstalter mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn ein Fest geplant wird. Denn er sieht es wie Robben: Feste sind für die Apfelstadt wichtig. Sie sind ein Aushängeschild.

(tref)
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