Tönisvorst Wie Flüchtlinge in Forstwald leben

Tönisvorst · Ab dem 1. April soll die Leichtbauhallen-Notunterkunft auf dem ehemaligen Kasernengelände in Forstwald startklar sein. Auf viele Fragen Forstwalder Bürger wurde jetzt im Rahmen einer Informationsveranstaltung eingegangen.

 Hier soll eine Stadt für 1000 Flüchtlinge entstehen.

Hier soll eine Stadt für 1000 Flüchtlinge entstehen.

Foto: Lammertz

Auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne in Forstwald entsteht eine Zeltstadt für Flüchtlinge. 1000 Asylsuchende sollen in dem Stadtteil mit rund 3500 Einwohnern kurzzeitig Obdach finden. Regierungspräsidentin Anne Lütkes, Mitarbeiter der Bezirksregierung, Vertreter von Polizei und dem Malteser Hilfsdienst informierten jetzt über das Vorhaben. Wir fassen die wichtigsten Antworten zusammen.

Warum hat die Bezirksregierung das Kasernengelände ausgesucht?

Die Bezirksregierung muss 5000 neue Unterbringungsplätze für Flüchtlinge errichten. Mehr als 30 Standorte sind landesweit geprüft worden, das Kasernengelände in Forstwald wurde als geeignet eingestuft. Es ist als reine "Notunterbringungseinrichtung" (NOE) geplant, die dann genutzt wird, wenn die Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE) mit 10.000 Plätzen des Landes voll sind und auch die so genannten Zentralen Unterbringungseinheiten (ZUE), die aktuell 30.000 Plätze haben, keine Kapazitäten mehr haben. Regierungspräsidentin Lütkes bezeichnete die Fläche als "schlecht, aber immerhin geeignet".

Wie wird die Notunterkunft auf dem Kasernengelände aussehen?

Auf 44.000 Quadratmetern, etwa ein Viertel des Gesamtgeländes, wird eine Unterkunft aus Leichtbauhallen gebaut. Die Hälfte der Fläche wird von vier Unterkunftshallen und Sanitärbereichen eingenommen. Auf der anderen Hälfte entstehen Hallen, die dem Aufenthalt und der Versorgung der Flüchtlinge dienen. Darunter sind auch eine Kindertagesstätte und ein Aufenthaltsraum für Frauen. Hinzu kommen eine Krankenstation, ein Sanitätsbereich, Busparkplätze, eine mit Bierzeltgarnituren ausgestattete Kantine, Büros, Aufenthaltsraum, Bettenlager und Kleiderkammer. Das Gelände wird mit einem zwei Meter hohen Zaun umfriedet. Der Rest des Kasernengeländes wird für die Bewohner nicht zugänglich sein.

Wer betreut die Flüchtlinge?

Betreiber ist das Land NRW, der Malteser Hilfsdienst ist mit der Betreuung der Menschen beauftragt. Es wird 60 hauptamtliche Mitarbeiter geben, darunter Erzieher, medizinisches Fachpersonal und Pädagogen.

Gibt es für die Bewohner Privatsphäre?

Die Wohnhallen werden in Schlafkabinen für sechs bis acht Personen unterteilt. Es wird nur ein Minimum an Komfort und Privatsphäre geben, weil die Unterkunft als reine Notschlafstelle geplant ist.

Hat das Kasernengelände eine ausreichende Infrastruktur an Versorgungsleitungen?

Es werden neue Stromleitungen verlegt, für Ausfälle steht ein Dieselgenerator bereit. Ein Ringsystem für Trinkwasserleitungen wird neu erstellt. Die Abwasserkanäle sind geprüft und gereinigt worden. Das Beheizen der Hallen erfolgt über ein Warmluftgebläse.

Wann ziehen die Bewohner ein?

Die Zeltstadt soll am 1. April betriebsbereit sein. Ob dann sofort Menschen einziehen, ist nicht klar. Das hängt davon ab, wie viele Menschen zu diesem Zeitpunkt Zuflucht in Deutschland suchen.

Werden die 1000 Plätze auf Krefelds Aufnahmekontingent angerechnet?

Ja. Und zwar ab dem Zeitpunkt, wenn die Einrichtung startklar ist, unabhängig davon, ob dort Flüchtlinge unterkommen und wie viele. Heißt, auch wenn das Lager leer bleibt, muss Krefeld 1000 Flüchtlinge weniger beherbergen. Es ist wahrscheinlich, dass die zurzeit belegten Turnhallen dann wieder für den Sport freiwerden.

Wie lange bleiben die einzelnen Flüchtlinge in der Unterkunft?

Menschen werden dort im Regelfall rund zwei Wochen verweilen, bevor sie anderen Städten und Gemeinden zugewiesen werden.

Wer sind die Menschen, die in Forstwald Obdach finden werden?

Es ist derzeit nicht möglich zu sagen, woher die Flüchtlinge kommen. Generell werden die Menschen von der Bezirksregierung Arnsberg verteilt. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat keinen Einfluss auf die Zuweisungen. Wie sieht der Tagesablauf der Menschen aus? Unterbringung, Verpflegung und Schutz der Flüchtlinge stehen im Vordergrund der Beherbergung. Geplant ist, niederschwellige Freizeitangebote wie Fußball anzubieten. Denkbar seien auch Deutschkurse, Vorträge zum neuen Land, Angebote der Pfarrgemeinden. Kinder können in der Kindertagesstätte betreut werden. Die Flüchtlinge können sich auf und außerhalb des Geländes frei bewegen, müssen sich jedoch ab- und anmelden.

Können sich Ehrenamtler einbringen?

Ehrenamtler sollen sich in die Betreuung der Flüchtlinge einbringen können. Das Gelände ist jedoch nicht frei zugänglich, eine Registrierung wird erforderlich sein. Wie sieht das Sicherheitskonzept aus? Ein Sicherheitskonzept gibt es aktuell noch nicht, es ist aber in Arbeit. Innerhalb der Einrichtung wird ein Sicherheitsdienst zuständig sein, die Ausschreibung läuft. Für die Sicherheit im Umfeld der Flüchtlingsunterkunft ist die Polizei zuständig. Standard ist, rund um Einrichtungen dieser Art umfangreiche Präsenz- und Schutzmaßnahmen vorzusehen.

Die Landespolizei ist in Sachen Sicherheit rund um Flüchtlingsunterkünfte weisungsberechtigt gegenüber der Kreispolizei. Genaue Angaben, etwa wie viele Streifenwagen patrouillieren, sind aktuell nicht möglich und sollen aus taktischen Gründen auch nicht öffentlich gemacht werden.

Wie lange soll die Notunterkunft betrieben werden?

Regierungspräsidentin Anne Lütkes spricht von einem Zeitraum von zwei Jahren. Die Lebensdauer einer Leichtbauhalle wird auf etwa drei Jahre veranschlagt.

Gibt es Altlasten auf dem Gelände, die die Bewohner gefährden könnten?

Die Bezirksregierung hat das Gelände begutachten lassen, an einigen Stellen wurden Altlasten gefunden. Diese befinden sich aber größtenteils außerhalb des geplanten Areals und sind für die Bewohner nicht zugänglich. Eine betroffene Stelle ist innerhalb des Areals, auch diese wird unzugänglich gemacht.

Wird es für die Straßen rund um das Gelände ein neues Verkehrskonzept geben?

Ein Verkehrswegeführungskonzept soll mit der Polizei erarbeitet und bei der nächsten Bürgerinformationsveranstaltung erläutert werden.

Wie können die Flüchtlinge von Forstwald nach Krefeld oder Tönisvorst gelangen?

Flüchtlinge können die vorhandenen öffentlichen Verkehrsangebote, also Bus und Bahn nutzen. Die Fahrten sind nicht kostenlos. Die Flüchtlinge erhalten Taschengeld, von dem sie die Tickets kaufen können. Aktuell gibt es keine konkreten Planungen für einen "Shuttle-Bus" nur für die Flüchtlinge. Möglicherweise werden hierzu noch Ideen entwickelt, bis die Einrichtung in Betrieb geht.

(RP)
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