Tönisvorst Was wird aus der alten Seidenweberei?

Tönisvorst · Rüdiger Kaspers und seine Tochter Claudia haben die alte, lange leerstehende Seidenweberei gekauft. Jetzt fürchtet er durch die Pläne für das Neubaugebiet Vorst-Nord um den Gewerbe-Bestandschutz.

 Die alte Seidenweberei in Vorst: Das 1929 als Krawattenfabrik gegründete Unternehmen wurden in den 1970er Jahren abgewickelt.

Die alte Seidenweberei in Vorst: Das 1929 als Krawattenfabrik gegründete Unternehmen wurden in den 1970er Jahren abgewickelt.

Foto: ACHIM HÜSKES

Die Verwaltung und die Kommunalpolitiker setzen alles daran, nach jahrelanger Vorplanung und den archäologischen Ausgrabungen jetzt bald das Wohnen im Vorster Teilgebiet "Am Försterhof" zu ermöglichen. So soll der Rat am 29. Juni den Satzungsbeschluss fassen. Darüber wird auch noch morgen Abend im Planungsausschuss diskutiert. Nach wie vor sind viele Anwohner des Heckerweges wegen der Verkehrsproblematik gegen das Vorhaben. Jetzt hat sich außerdem noch einmal Dr. Rüdiger Kaspers, der bis 2014 insgesamt 35 Jahre lang Geschäftsführer des größten Vorster Unternehmens, die Arca Regler GmbH, war, zu Wort gemeldet. Die Befürchtung des 74-Jährigen: "Hier soll jetzt etwas übers Knie gebrochen werden."

Rüdiger Kaspers, jetzt Beirats-Vorsitzender der Arca-Gruppe, hatte im Herbst des vergangenen Jahres gemeinsam mit seiner Tochter Claudia, Marketing-Leiterin des Unternehmens, das nahezu 9.000 Quadratmeter große Dreieck-Grundstück am Heckerweg gekauft: die Alte Seidenweberei, die jahrzehntelang vor sich hingammelte und teilweise von Vandalen zerstört worden war. Erste Instandsetzungsarbeiten waren am Dach erfolgt. Vater und Tochter haben nach wie vor den Plan: in der alten Krawattenfabrik unter anderem Lagerräume, ein Schulungszentrum, ein Forschungs- und Entwicklungslabor mit Archiv- und Ausstellungsräumen für die Öffentlichkeit zu machen. Rüdiger Kaspers gegenüber der RP: "Und wir haben die große Befürchtung, dass dies bei einer Wohnbebauung in unmittelbarer Nähe nicht mehr möglich ist und dass uns selbst der Bestandsschutz verloren geht."

Der Unternehmer, der seine neuesten Einsprüche dem Bürgermeister und allen Fraktionen Anfang Juni mitgeteilt hatte, kann nicht nachvollziehen, wie schnell jetzt das Baugebiet "durchgewunken werden soll". Zumal der Öffentlichkeit der Untersuchungsbericht der Archäologen nicht vorliegt, Kaspers: "Es geht nämlich die Mutmaßung um, dass darin doch weitere Auflagen gemacht worden sind, die das Wohnen für die Nutzer einschränkt oder noch teurer macht." So müssten schließlich auch die Grabungskosten umgelegt werden. Er meint aber wohl den hohen Grundwasserstand, spricht ferner von einem unzureichenden Abfließen des Regenwassers. Dafür spräche, dass über Betonwannen diskutiert werde.

Insoweit wünscht sich Rüdiger Kaspers, dass erst einmal der Prüfbericht abgewartet wird und eine Entscheidung erst nach den Sommerferien falle. Dann hätten die Kommunalpolitiker noch Zeit, sich ausführlich zu informieren. Außerdem sei der derzeitige Leerstand der alten Fabrik kein Grund, gegen den Willen der Eigentümer den Bestandsschutz als Gewerbebetrieb abzulehnen. Der 74-Jährige ergänzt: "Wie schwierig die Weitervermarktung oder Vermietung von alten Gewerbegebäuden und auch Wohnungen ist, dürfte der Stadtverwaltung aus eigener Erfahrungen bekannt sein." Als Beispiele nennt Kaspers die Firmen Kress, Terwyen und von Haag. Er bleibt dabei: die Einwände auch der Anwohner des Heckerweges zum Verkehr und seine Kritik an der wohl beabsichtigten Umwandlung der Seidenweberei-Fläche in ein Allgemeines Wohngebiet seien bislang nur ausweichend beantwortet worden. Rüdiger Kaspers betont, dass auf dem Areal der alten Fabrik keine weitere Produktionsstätte für Arca Regler entstehen werde. Nach wie vor habe das Unternehmen bereits eine weitere Produktionshalle zwischen seiner Zentrale an der Kempener Straße und der Fleischwarenfabrik Abbelen genehmigt bekommen. Diese Halle befände sich seit geraumer Zeit aufgrund der gegenwärtigen Wirtschaftssituation noch in einer Warteschleife.

(wsc)
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