Tönisvorst Vorster Geschichte mal anders erleben

Tönisvorst · Zum historischen Rundgang durch Vorst hatte der Heimatverein eingeladen. Mehr als 100 Besucher kamen.

 Heinz-Josef Köhler schlüpfte beim Rundgang in die Rolle des Vorster Bürgermeisters Gerhard Seulen.

Heinz-Josef Köhler schlüpfte beim Rundgang in die Rolle des Vorster Bürgermeisters Gerhard Seulen.

Foto: Achim Hüskes

Dunkle Nadelstreifenhose, ein schwarzer Rock, unter dem die Uhrenkette hervorblitzt, und ein Zylinder auf dem Kopf - es ist nicht Heinz-Josef Köhler, der vor dem Vorster Heimathaus auf einen Tritt geklettert ist und die über 100 Besucher gegrüßt, die sich dort eingefunden haben. Es ist der Vorster Bürgermeister Gerhard Seulen, der Ende des 19. Jahrhunderts an der Spitze der Gemeinde Vorst stand: "Wir wollen sie heute zu einem historischen Rundgang durch unser schönes Vorst mitnehmen."

Die Lautsprecheranlage ist auf einem Bollerwagen untergebracht, denn schließlich geht es quer durch Vorst. Es ist der dritte Rundgang, zu dem der Heimatverein eingeladen hat. Weit müssen die Besucher mit den neun Heimatvereinsmitgliedern, die allesamt in historischen Kostümen stecken, aber nicht gehen. Der Marktplatz ist nämlich der erste Stopp. Köhler taucht in die Geschichte ein und lässt vor den Augen der Zuhörer das alte Vorst aufleben.

Das Hotel zur Post erscheint in seiner alten Pracht, wobei ein großes Bild der Fantasie auf die Sprünge hilft. Die Geschichte von der Kirchturmsprengung, bei der ein Brocken in den Garten des Hauses von Kohnen fiel und dort heute noch liegt, ist nicht vielen bekannt, und dass die erste Kirche am Marktplatz einst quer stand, ist ebenfalls für etliche neu. "Im 11. Jahrhundert war es eine Holzkirche. Es gibt den schönen Spruch, die Kirche ist aus Holz gebaut, das hat der ...", weiter kommt Köhler nicht. Lachend beenden die Gäste den Satz mit "Herr Pastor geklaut".

Über die Seulenstraße geht es zu einstigen Mädchenschule, die auf dem Parkplatz neben der Feuerwehr stand. Christa Bürgers ist als Fräulein Hermine zu hören, die in früheren Jahren im Kindergarten half. Sie berichtet nicht nur von alten Kinderspielen, sondern auch vom Stinkegässchen und der Familie Schmitz-Hafers. Die Heimatvereinsmitglieder haben eine Tour auf die Beine gestellt, in der auf unterhaltsame und kurzweilige Art viel Wissenswertes zur Historie von Vorst zu hören ist. Immer wieder ist herzliches Lachen zu hören, wenn die Organisatoren alte Begebenheiten aufleben lassen.

Die Schleck, als Schicksalsstrom von Vorst bezeichnet, der einstige Dorfteich, die ehemalige Knabenschule, die Enthüllung des Kriegerdenkmals auf dem Eduard-Heinkes-Platz im Jahr 1896 durch Seulen - Geschichte wird lebendig. Dr. Julius Cöhnen (Thomas Wenders), der erste Arzt von Vorst erwacht wieder zum Leben. Herrlich anzusehen Wilfried Boms als Pfarrer Joseph Haan in Soutane mit "33 Knöpfen", wie Boms betont, und mit Barett auf dem Kopf. Klaus Kohnen begeistert als Feuerwehrmann, und Heinrich Stieger ist in die Rolle des Wirtes vom Janshof geschlüpft.

Die Äerpelschell-Marie (Hildegard Heidenfels) erzählt vom Leben im Kranken- und Armenhaus, und Heinz-Gerd Schuh erinnert als Postbeamter an das Kaiserliche Postamt, während Heinrich Kauertz (Wolfgang Arretz) an der ältesten Straße von Vorst, der Vossenhütte, in Erscheinung tritt. Begleitet von Akkordeon und Gitarre, wird sogar gesungen.

(tref)
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