Tönisvorst Tütenweise Salami und Ananas bei 120 Dezibel

Tönisvorst · Der Werbering St. Tönis hat mit den Marktschreiertagen ein neues Event in die Stadt geholt. Morgen ist verkaufsoffener Sonntag.

 In St.Tönis sind die Marktschreier auf dem Rathausplatz heute von 10 bis 19 Uhr und am morgigen verkaufsoffenen Sonntag von 11 bis 18 Uhr zu hören. In der Innenstadt sind insgesamt 40 Buden aufgestellt.

In St.Tönis sind die Marktschreier auf dem Rathausplatz heute von 10 bis 19 Uhr und am morgigen verkaufsoffenen Sonntag von 11 bis 18 Uhr zu hören. In der Innenstadt sind insgesamt 40 Buden aufgestellt.

Foto: WOLFGANG KAISER

Joachim Pfaff bringt es gestern auf dem St. Töniser Rathausplatz auf 120 Dezibel. Zu Beschwerden von Anwohnern kommt es aber nicht. Denn der 55-jährige gelernte Einzelhandelskaufmann ist einmal mehr als "Wurst Achim" unterwegs. Erstmals sind in St. Tönis die Marktschreier bis morgen zu Gast. Bereits gestern begann in St. Tönis das Stadtfest, zu dem die Werbegemeinschaft sechs Marktschreier eingeladen hat. Neben Wurst und Fisch geben "Nudel Dieter", "Käse Alex", "Bananen Uwe" und "Kuchen Micha" tütenweise die Waren aus. Anfangs waren die Besucher noch etwas zögerlich, hörten sich erst einmal die Schreihälse an. "Das ist hier keine Piep-Show, sie können ruhig zugreifen", meint anfangs "Aal Ole". Bei ihm gibt es Aale, Makrelen und Forellen, für 15 Euro in jeder Kombination. Eigentlich heißt der Fisch-Verkäufer Ingo Rosenbrock, war früher Kunst- und Bauschlosser. "Ich habe erst bei den Wettbewerben Bier verkauft, habe dann den richtigen Aal Ole nach seinem Tod vor etwa fünf Jahren abgelöst", erzählt der 49-Jährige zwischendurch.

Zur Eröffnung gestern um 11 Uhr ist schon einiges auf dem Rathausplatz los. "Der Werbering hat immer tolle Ideen, das ist wieder so eine", sagt Elke Amelung. Sie war extra dafür aus Krefeld gekommen. Und der St. Töniser Herbert Brands, der sich erst einmal zum Auftakt ein Freibier und etwas Matjes genehmigt, hat seine Schwester Irmgard Wilms aus Linn dabei. Sogar einige Willicher, so Helmut Goedhart, sind mit dem Rad gekommen. "Wir hören uns das mal erst einmal an, ehe wir zugreifen, die Angebote hören sich ja ganz gut an", kommentiert eine 67-Jährige aus St. Tönis, die mit ihrer Tochter etwas am Rand des Geschehens steht. Etwa 30 Meter weiter hat gerade ein Ehepaar aus der Thomasstadt zugeschlagen: für 15 Euro gibt es gleich drei Tüten voller Obst.

"Bei mir gibt es sogar ein halbes Schwein", schreit "Wurst Achim" ins Mikrofon, packt jede Menge Salami, Schinken-, Mett- und Leberwurst-sorten ebenfalls für 15 Euro in die schließlich über drei Kilogramm schwere Tüte. Der 55-Jährige aus Unna macht den Job mittlerweile seit 27 Jahren, erzählt: "Ich habe früher mal solch einen Wettbewerb gesehen und war fasziniert." Mittlerweile schreit er von Ende Januar bis November in etwa 45 deutschen Städten und Gemeinden, quer durch Deutschland. Nächsten Montag geht's nach Dresden.

"Wurst Achim" ist der inoffizielle aber amtierende Deutsche Meister der Marktschreier. Besucher, so auch am gestrigen Nachmittag in St. Tönis, notieren jeweils die für sie besten Schreier, dafür gibt es dann Punkte, drei für den Besten, zwei und eins für die beiden Nächstplatzierten. Das ergibt dann die Jahreswertung und den Champion. "Und auch in diesem Jahr bin ich derzeit ganz oben", berichtet er. "Käse Alex" alias Alexander Thamm ist mit seinen 18 Jahren der jüngste Akteur, seine Familie ist auch da. Etwas heiser scheint "Nudel Dieter" zu sein. Seine Anpreisung "Nudel-Esser sind eindeutig die besseren Liebhaber" kommt etwas gekrächzt über die Lippen. "Ja, das stimmt, ich bin derzeit etwas erkältet, das hat aber nichts mit dem ständigen Schreien zu tun", versichert der 51-Jährige aus Castrop-Rauxel. Andere seiner Kollegen bestätigen dies, Wurst Achim: "Wir haben eine spezielle Atemtechnik, wie die Bauchredner oder Taucher, können dadurch lange durchhalten."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort