Tönisvorst Sprache lernen mit Kinderprogrammen

Tönisvorst · 47 Fernsehgeräte hat der St. Töniser Wolfgang Dohr für Flüchtlinge gesammelt. Der 67-Jährige bringt die Geräte jetzt mit Hilfe von zwei jungen Männern aus Angola und Guinea in die Unterkünfte der Asylbewerber.

 Wolfgang Dohr übergibt Pedro Kavungo einen der gespendeten gebrauchten Fernseher. Der 25-jährige Angolaner hat in seiner Heimat erfolgreich Basketball gespielt. Zuletzt hat er als Autoverkäufer gearbeitet.

Wolfgang Dohr übergibt Pedro Kavungo einen der gespendeten gebrauchten Fernseher. Der 25-jährige Angolaner hat in seiner Heimat erfolgreich Basketball gespielt. Zuletzt hat er als Autoverkäufer gearbeitet.

Foto: WOLFGANG KAISER

Alles begann mit einer kleinen Meldung in der Rheinischen Post: "Fernsehgeräte für Tönisvorster Flüchtlinge gesucht". 47 Menschen meldeten sich daraufhin beim Initiator Wolfgang Dohr und boten ihre ausrangierten TV-Geräte, Antennen und Receiver an. Wolfgang Dohr, der in der Tönisvorster Hilfe und beim Sprachunterricht für Flüchtlinge ehrenamtlich tätig ist, ist völlig überwältigt von der Großzügigkeit der Bevölkerung. "Ist das nicht toll, dass so viele Leute den Flüchtlingen ein Fernsehgerät schenken?", fragt der St. Töniser.

In der vergangenen Woche organisierte der 67-Jährige einen Transporter, schnappte sich Pedro Kavungo und einen seiner Mitbewohner, Denis Ames, und fuhr die Adressen ab, um die Geräte einzusammeln. Für die beiden jungen Asylbewerber aus Angola und Guinea war das eine ganz besondere Woche. "Wie Weihnachten", sagt Pedro Kavungo. Der 25-Jährige hat nicht nur ein Fernsehgerät für die Unterkunft bekommen, in der drei Flüchtlinge sich ein Zimmer, eine kleine Küche und ein Bad teilen, auch einen CD-Player und einen Computer schenkten die Menschen den jungen Männern.

Außerdem konnten die beiden Flüchtlinge aus Afrika so der Eintönigkeit ihres Alltags für ein paar Stunden entkommen. Weil sie noch nicht anerkannt sind, dürfen sie sich keine Arbeit suchen und keinen offiziellen Sprachkursus besuchen. "Nicht mal den Rasen vor dem Haus darf er mähen", erzählt Wolfgang Dohr. In Angola hat Pedro erfolgreich Basketball gespielt, hier weiß er manchmal nicht, wohin mit seiner Energie. Aber er besucht regelmäßig die Deutschkurse, die Ehrenamtler in St. Tönis anbieten. Vier Sprachen spricht der Autoverkäufer bereits, die fünfte kommt so jetzt hinzu.

Nebenan, ebenfalls in einer der städtischen Flüchtlingswohnungen, wohnt Samir Alrehae. Der studierte Pharmazeut kam vor sechs Monaten aus Syrien nach St. Tönis. Sein Haus und seine Apotheke hat er verloren, sein Heimatdorf musste er verlassen. "Meine Frau und die fünf Kinder sind jetzt in Damaskus", erzählt der 42-Jährige. Er besucht regelmäßig einen Deutschkursus von der Caritas in Krefeld und den der Ehrenamtler in der evangelischen Kirche St. Tönis. "Ich muss schnell und gut Deutsch lernen, denn in meinem Beruf muss ich die Menschen beraten und viel sprechen", sagt der Syrer, der möglichst bald wieder auf eigenen Beinen stehen will.

Auch er soll eines der Fernsehgeräte bekommen, die Wolfgang Dohr, Pedro Kavungo und Denis Ames eingesammelt haben, denn Wolfgang Dohr ist sicher, dass fernsehen beim Lernen der Sprache hilfreich ist. "Ich war mal eine Zeit lang in den USA", erzählt der St. Töniser, "da habe ich die Sprache mit Hilfe der Sesamstraße gelernt." Der 67-Jährige hofft, dass die Tönisvorster Flüchtlinge mit Hilfe der Geräte ebenfalls schneller die deutsche Sprache lernen. Allerdings fehlen noch Antennen und Receiver, um alle Geräte anschließen zu können. Wer Zubehör hat, kann sich bei Wolfgang Dohr unter 02151-702 446 melden.

(WS03)
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