Tönisvorst Spannende Unterhaltung mit ernster Note

Tönisvorst · Die drei Krimi-Autorinnen Marion Feldhausen, Ella Dälken und Regina Schleheck haben bei Action Medeor aus ihren Werken gelesen. Der Erlös der Veranstaltung kommt dem Medikamentenhilfswerk zugute.

 Norbert Vloet, Leiter Entwicklungspolitische Bildung bei Action Medeor, mit dem Krimi-Trio (von links): Marion Feldhausen, Regina Schleheck und Ella Dälken.

Norbert Vloet, Leiter Entwicklungspolitische Bildung bei Action Medeor, mit dem Krimi-Trio (von links): Marion Feldhausen, Regina Schleheck und Ella Dälken.

Foto: WOLFGANG KAISER

Eine Krimilesung bei Action Medeor in Tönisvorst? Ja, das sei eine Premiere, bestätigt Norbert Vloet, der dort für den Bereich entwicklungspolitische Bildung zuständig ist. "Warum nicht?" stellt er die Gegenfrage mit dem Hinweis darauf, dass die Akteure auf jede Gage verzichten und alle Einnahmen des Abends an das Medikamentenhilfswerk fließen. Drei Krimiautorinnen gestalteten den Abend mit Lesungen aus ihren Werken. Eine davon wohnt ganz in Nähe, in St. Tönis. Es ist Marion Feldhausen, die auch den Kontakt zu Action Medeor hergestellt hatte. Mitgebracht hat sie zwei weitere Autorinnen, Ella Dälken aus Düsseldorf und Regina Schleheck aus Leverkusen. Die drei Frauen sind befreundet, sie sind Mitglied des Vereins "Mörderische Schwestern", der es sich zum Ziel gemacht hat, die von Frauen verfasste deutschsprachige Kriminalliteratur zu fördern.

Das Schreiben sei eigentlich ein einsames Metier, aber Autorinnen seien "unglaublich gut vernetzt", bestätigen die drei. "Wir treffen uns, wir tauschen uns aus", erzählen sie. Dies auch, um die Position der schreibenden Frauen in einer aus ihrer Sicht von Männern dominierten Branche zu stärken. So einig sich die drei Autorinnen im kulturell-politischen Bereich sein mögen, ihr Schreibstil ist sehr unterschiedlich, wie die drei Lesungen aus den Werken zeigen.

Den Auftakt macht Ella Dälken. Sie studierte Geschichte, Germanistik und Geografie. Das Schreiben bietet ihr dabei "einen Ausgleich, um ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen". Und fantasievoll und geradezu skurril geht es zu in ihrem neuesten, im Heyne-Verlag erschienenen Krimi "Tot überm Gartenzaun". Er spielt im Kleingartenmilieu, das der Autorin aus eigenen Erfahrung bestens bekannt ist. Dabei dreht sich alles um die agile Cosma, die sich, obwohl im Rentenalter, als begeisterte Hobby-Detektivin betätigt, und Tochter Paula, ihres Zeichens Kriminalhauptkommissarin in Düsseldorf, an den Rand des Wahnsinns treibt. Zumal es dann tatsächlich den von Cosma heiß ersehnten echten Mord in einem Kleingarten gibt. Leichte, amüsante, humorvolle Lesekost mit vielen witzigen und atmosphärisch aufgeladenen Details sowie einer gewissen Portion Spannung erwartet den Leser.

Ganz anders dagegen das Werk von Marion Feldhausen. Es ist noch nicht erschienen, die Autorin liest aus ihren Manuskripten. Stakkatohaft, sachlich und gut recherchiert, erzählt sie in "Hitlers Bandenbefehl" von einem Massaker der SS im August 1944 in Norditalien, ein Racheakt nach Angriffen von Partisanen. Die kühle Sprache verstärkt die Wirkung der alptraumhaften Geschehnisse, lässt die Zuhörer schaudern.

"Diese Taten werden ganz aktuell vor deutschen Gerichten verhandelt", erzählt Marion Feldhausen, "die Täter sind freigesprochen worden." In diesen historischen Kontext habe sie "eine Kriminalgeschichte verwoben". Marion Feldhausen studierte Sozialarbeit. Sie arbeitete mit obdachlosen, straffälligen und suchtkranken Menschen. Diese Erfahrungen flossen auch in ihre beiden ersten Romane "Friedensengel" und "Himmelskinder" ein.

Regina Schlehecks Werk ist bereits vielfach ausgezeichnet und prämiert. Seit 2002 schreibt die Oberstudienrätin Kurzgeschichten, Hörspiele, Erzählungen und Prosaliteratur. Sie sei "ungemein produktiv" bescheinigen ihr die Kolleginnen. An diesem Abend liest sie einen Kurzkrimi aus dem Sammelband "Diagnose Mord", herausgegeben 2014 von Nessa Altura und Ulrike Blatter im Buchvolk-Verlag. Spritzig, direkt, frisch, frech und sehr unterhaltsam geht es darin zu. Die einsame Rentnerin Magdalene beobachtet von ihrer "Pool-Position" im ersten Stock aus das Geschehen im Haus. Und lernt dabei die contergangeschädigte Ulrike kennen, die in die Machenschaften eines Pharmakonzerns gerät. Spannende Unterhaltung mit ernstem Hintergrund: "Meine Geschichte ist fiktiv, aber direkt an der Realität", sagt die Autorin.

(evs)
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