Tönisvorst Schwungvolle Musik und vokaler Glanz

Tönisvorst · Neujahrskonzert des Stadtkulturbundes Tönisvorst mit der "Jungen Philharmonie Ukraine INSO" aus Lemberg und der Sängerin Anna Nosova im Forum Corneliusfeld.

 Die jungen Musiker der Jungen Philharmonie Ukraine aus Lemberg (Lviv) wünschten den Besuchern im Forum Corneliusforum unisono "ein gutes neues Jahr".

Die jungen Musiker der Jungen Philharmonie Ukraine aus Lemberg (Lviv) wünschten den Besuchern im Forum Corneliusforum unisono "ein gutes neues Jahr".

Foto: JUNGE PHILHARMONIE URKAINE

Aufgrund der guten Resonanz auf die letztjährige Verpflichtung der "Jungen Philharmonie Ukraine INSO" lud der rührige "Stadtkulturbund TönisVorst", der Ende dieses Jahres bereits sein 25-jähriges Jubiläum begeht, das renommierte Orchester aus Lemberg (heute Lviv) wiederum zum Neujahrskonzert ein. Auch zum zweiten Mal war die Nachfrage nach Karten so groß, dass das weiträumige Forum Corneliusfeld in Tönisvorst sowohl bei der Abendveranstaltung als auch in der Matinee lückenlos gefüllt war.

Rund vierzig, meist sehr junge Musiker - bei einem vor allem in den Streichern sehr hohen Damenanteil - wurden vom Publikum mit Beifall empfangen, ebenso ihr Dirigent, der Direktor der Ukrainischen Nationalphilharmonie, Volodymyr Syvokhip. Er ist dem im Jahre 2002 aus den besten jungen Musikern der Westukraine gegründeten Klangkörper als regelmäßiger Gastdirigent verbunden.

Was sofort auffiel, war die Tatsache, dass - im Gegensatz zu deutschen Orchestern - die Gäste nicht mehr auf dem Podium ihre Instrumente stimmten. Dennoch war die Homogenität tadellos, die Streicher waren sich einig in ihrem seidigen Glanz, die Bläser fügten sich klangschön ein, und auch die Schlagzeuger steuerten Wesentliches bei. Bereits die Ouvertüre zur Operette "Die schöne Galathée" von Franz von Suppé gefiel mit blühendem Tuttiklang, in Peter Tschaikowskys Walzer aus der Serenade C-Dur konnten die Streicher ihren Wohlklang unter Beweis stellen, und die beiden Märsche von John Williams gerieten zum veritablen Blechbläserfest.

In James Horners "Titanic Suite" zeigte der Solooboist sein großes Können, bei der Polka "Unter Donner und Blitz" von Johann Strauß Sohn demonstrierten die sympathischen Gäste überschäumendes Temperament. An die österreichisch-habsburgische Vergangenheit der Stadt Lemberg erinnerte die "weanerische" Herangehensweise an den Strauß-Walzer "Rosen aus dem Süden". Das alles leitete Volodymyr Syvokhip ohne Taktstock, die musikalischen Linien minutiös mit den Händen zeichnend, getragen von spürbarer Musizierfreude.

Anna Nosova verlieh diesem mit großem Beifall bedachten Neujahrskonzert den rechten Glanz. Die charmante Sängerin nennt einen silbrig schimmernden, in allen Lagen gefestigten, beneidenswert beweglichen Sopran mit staunenswerter Höhensicherheit ihr Eigen. Dazu verfügt sie über eine bemerkenswerte Ausdrucksintensität, sodass sie als verschlagenes Dienstmädchen Despina ("Cosi fan tutte") ebenso überzeugte wie als Musetta ("La Bohème"), die in Paris allen Männern den Kopf verdreht oder als Page Oscar, der in Verdis "Maskenball" gekonnt die Strippen zieht. Auch als Rosalinde, die sich nach der Heimat sehnt, und als keckes Stubenmädchen Adele, das auf einem inkognito besuchten Ball ihren Herren neckt (beides aus der "Fledermaus") konnte die Ukrainerin sehr gefallen.

Dass bei einem deutschen Neujahrskonzert zum Schluss alle auf den "Radetzky Marsch" von Johann Strauß Vater warten, hat sich offenbar bereits bis in die Ukraine rumgesprochen. Doch bevor der Dirigent dazu den Einsatz gab, wünschte das Orchester unisono dem Publikum "Ein gutes neues Jahr" - eine noble Geste!

Danach brandete noch einmal ausdauernder Beifall für alle Mitwirkenden auf, und das Orchester verabschiedete sich temperamentvoll mit der "Tritsch-Tratsch-Polka".

(oeh)
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