Tönisvorst Schwimmbad kostet jährlich eine Million

Tönisvorst · Tönisvorst muss sparen. Zu groß ist das jährliche Loch im Haushalt. Im Hauptausschuss stand jetzt der erste Posten auf der Liste der Einsparpotenziale zur Diskussion: das Schwimmbad H2Oh!.

 Das St. Töniser Schwimmbad ist beliebt, kostet die Stadt aber eine Menge Geld.

Das St. Töniser Schwimmbad ist beliebt, kostet die Stadt aber eine Menge Geld.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Das Schwimmbad H2Oh! an der Schelthofer Straße in St. Tönis ist beliebt. Das belegen die Besucherzahlen, die der Pächter und Betreiber Niederrhein Energie und Wasser, kurz NEW, jetzt im Hauptausschuss vorlegte. Demnach besuchen durchschnittlich 165.000 Menschen jedes Jahr das Bad. Dennoch: Auf einen Besucher kommen 6,60 Euro Zuschussbedarf, um die Kosten zu decken. Für die Stadt Tönisvorst, die diesen Betriebskostenzuschuss zahlt, bedeutet das eine jährliche Belastung von einer Million Euro.

Das ist viel Geld für eine Kommune, die ein Haushaltsdefizit von vier Millionen Euro vor sich herschiebt. Immer wieder wurde in der Vergangenheit deshalb die Schließung des teuren Bades vorgeschlagen. Nun ist diese Idee wieder aktuell, denn in den kommenden Jahren muss die nunmehr 22 Jahre alte Schwimmstätte saniert werden. "Die Lüftung muss modernisiert, die Fassade saniert, die Fenster und die Rutsche müssen mittelfristig ausgetauscht werden", sagt NEW-Vorstand Armin Marx. Auf Nachfrage teilt Marx mit, dass diese für die Unterhaltung des Bades notwendigen Investitionen einen siebenstelligen Betrag verschlingen werde. Die Rechnung zahlt die Stadt.

Lohnt es sich, so viel Geld in ein Schwimmbad zu stecken, dessen Betrieb man sich eigentlich sowieso nicht leisten kann? Das ist die Frage, die die Politiker nun beantworten müssen. Bevor eine Entscheidung fällt, gibt Bürgermeister Thomas Goßen zu bedenken, dass Schwimmen ein verpflichtender Bestandteil des Sportunterrichts an Grund- und weiterführenden Schulen sei. "Das heißt, die Stadt als Schulträger muss dafür sorgen, dass die Schüler ein Schwimmbad nutzen können", sagt Goßen. Sei in der eigenen Stadt kein Bad vorhanden, müssen die Schüler zum Schwimmunterricht in eine andere Stadt gebracht werden. Diese Information wirft im Hauptausschuss neue Fragen auf: "Haben die umliegenden Städte in ihren Bäder denn überhaupt Kapazitäten, die Tönisvorster Schüler aufzunehmen?", fragt Christa Voßdahls von der SPD, und: "Was kostet es, die Schüler dort hinzu fahren?" Auch andere Fragen sollen Verwaltung und NEW beantworten, bevor die Diskussion weitergeführt wird. So fragt Heinz-Joachim Kremser, SPD: "Wenn das Bad nur noch für Vereine und Schulen zur Verfügung stehen würde - würde sich das rechnen?" Frank Kindervatter, NEW-Vorstand, will eine Berechnung anstellen lassen, mutmaßt aber: "Personal wird trotzdem gebraucht, die Energiekosten würden nicht sinken, dafür fiel aber das Eintrittsgeld weg. Das wäre vermutlich eine wirtschaftliche Verschlechterung."

Anja Müller-Lambertz von der CDU will wissen, wann welche Modernisierung fällig ist und was die einzelnen Maßnahmen kosten. Peter Lambertz, UWT, schlägt vor, beim Personal Geld einzusparen. Dem entgegnet Kindervatter: "Wir haben bereits drei Stellen abgebaut und dafür gesorgt, dass alle Mitarbeiter flexibel einsetzbar sind. Weniger als 17 Mitarbeiter dürfen es aber nicht sein, sonst ist die Sicherheit nicht mehr gewährleistet." Ein anderes Thema spricht Helge Schwarz, SPD, an: "Was passiert mit der Fernwärme für das Pippergebiet, wenn das Schwimmbad geschlossen wird?" Albrecht Mensenkamp, Geschäftsführer NEW Tönisvorst, beruhigt: technisch sei es kein Problem, das Pippergebiet weiter mit Fernwärme zu versorgen, auch wenn das Schwimmbad von der Versorgung abgekoppelt werde. Auch sei die Energie für die Kunden dann nicht wesentlich teurer als bisher.

Mit der Entscheidung über die Zukunft des Tönisvorster Schwimmbades wollen sich die Politiker Zeit lassen. "Alles kommt auf den Prüfstand", hatte der Rat bei den Haushaltsberatungen beschlossen, "aber nichts wird übers Knie gebrochen."

(WS03)
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