Tönisvorst Schüler arbeiten als Theaterregisseure

Tönisvorst · Die poetische Geschichte vom "Kleinen Prinzen" nach de Saint-Exupéry proben die Gymnasiasten Felix Eßer und Sanusche Lianarachchi mit Kindern im Jugendfreizeitzentrum (JFZ).

 Schüler als Lehrer: Die beiden Gymnasiasten Sanusche Lianarachchi (links hinten) und Felix Eßer (rechts hinten) leiten eine neue Theatergruppe am JFZ. Sie üben mit elf Acht- bis Elfjährigen ihre Version des "Kleinen Prinzen" ein.

Schüler als Lehrer: Die beiden Gymnasiasten Sanusche Lianarachchi (links hinten) und Felix Eßer (rechts hinten) leiten eine neue Theatergruppe am JFZ. Sie üben mit elf Acht- bis Elfjährigen ihre Version des "Kleinen Prinzen" ein.

Foto: Kaiser

Langsam verklingt der Applaus vor der Bühne im Jugendfreizeit-Zentrum (JFZ) an der Gelderner Straße. Oben stehen Liliane (acht) und die zwei Jahre ältere Anna - Anna probt die Titelrolle in der Aufführung "Der kleine Prinz", Liliane hat den Part des Königs übernommen, Vincent ist Erzähler. "Ja, das war ja schon mal ganz gut. Ihr müsst nur viel, viel lauter sprechen", ruft Felix Eßer (13). Der Achtklässler ist - mit seinem Klassenkameraden Sanusche Lianarachchi (13) - in die Rolle des Theaterregisseurs geschlüpft. Die Michael-Ende-Gymnasiasten üben mit elf jüngeren Kindern ihre Adaptation des Klassikers von Antoine de Saint-Exupéry ein. Vor den Sommerferien ist die Aufführung im JFZ geplant.

"Wir haben oft Theateraufführungen im Haus", erklärt Petra Schippers (45), die Leiterin der Jugendeinrichtung. Doch zum ersten Mal gebe es nun eine Theater-Arbeitsgemeinschaft, die Schüler selbst leiten. "Das haben wir uns immer gewünscht. Doch erst den beiden Jungen ist es gelungen, diesen Wunsch umzusetzen", sagt ihre Kollegin Anette Wackers (55) begeistert. Für das Schulprojekt "Soziale Kompetenz" (SoKo) leiten die Teenager einmal pro Woche die Kinder-Theatergruppe. Der Weg zum JFZ war für Sanusche ein kurzer, denn er tanzt dort in einer Breakdance-Gruppe und schlug es deshalb vor.

Die 13-Jährigen haben bereits selbst Erfahrung mit dem Theaterspiel, bisher als Darsteller. Felix kann vier Jahre Schauspiel-Erfahrung vorweisen. Sein Tipp: "Man darf kein Scham-Gefühl haben. Auf der Bühne darf einem nichts peinlich sein." Eine Vorgabe, an die er sich hält. Nur so kann Felix erklären, dass er im Katzenkostüm vor seinen Mitschülern aufgetreten ist.

Jetzt hat er mit Sanusche Lianarachchi eine neue Rolle übernommen - und die ist viel fordernder als jedes Rollen-Studium: "Es ist viel stressiger, macht aber auch viel mehr Spaß." Seit den Ferien proben die beiden mit den Acht- bis Elfjährigen. "Wir hoffen, dass noch weitere Kinder zu den Proben kommen", sagen die Nachwuchs-Regisseure.

Warum sie das Stück ausgewählt haben: "Wir wollten etwas Märchenhaftes machen, aber nichts mit so viel Prinzessinen-Kram wie in Aschenputtel", sagt Sanusche. Felix habe das Buch und die Serien zum "Kleinen Prinzen" gekannt, Sanusche nur die Serie. Doch nachdem auch er das Hörbuch kannte, war er überzeugt: "Das ist unser Stück!" Das Drehbuch haben sie selbst geschrieben. Damit üben nun Ronja, Tyler, Santina und die anderen. "Ich kann schon fast alles", erzählt Liliane stolz, die in der Königsgruppe übt. In der Rosengruppe proben Tyler, Ronja und Santina parallel Text-Passagen. Tyler verfolgt den Dialog der Mädchen. "Räuspere dich doch an der Stelle mit dem Wandschirm", schlägt er vor. Selbstkritisch meint er: "Vorige Woche hat es viel besser geklappt. Warum, weiß ich aber auch nicht." - "Vielleicht, weil wir so viel kichern", meint Ronja - und kichert wieder.

Den Kindern die Angst vor dem Auftritt zu nehmen - das schaffen Sanusche und Felix, indem sie vor jeder Probe eine Gesprächsrunde machen: Jeder erzählt von seiner Woche. Auch die Schrei-Übung hilft: Aufgeteilt in zwei Reihen schreien die Kinder gegeneinander an: "Ja!" - "Nein!" hallt es durch den Raum, bis sich manche Stimme überschlägt. "Wir machen Spaß mit, sagen manchmal aber auch ,Nein'", schildern die Jugendlichen. Bis zur Aufführung ist noch viel zu tun. "Wir überlegen uns jetzt Bühnenbilder. Allerdings sind einige Szenen so kurz, dass kaum Zeit für einen Wechsel bleibt", erzählt Sanusche. Auch für Kostüme müssen sie sich noch entscheiden. "Jetzt ist ja auch Karneval, vielleicht finden wir da ja einiges", so die Jung-Regisseure.

Die schwierigste Aufgabe liegt noch vor ihnen: Sie müssen die Hauptrolle besetzen und ihren "Kleinen Prinzen" finden. "Vielleicht wird es auch eine kleine Prinzessin", kündigten sie an. Ein Casting soll darüber entscheiden. Denn: "Nicht jeder kann die Hauptrolle spielen", meint Felix. Er hofft auf "Bescheidenheit" in der Gruppe - für jeden wird es einen Part geben. Dann geht die Probe weiter: Felix und Sanusche rufen die nächste Gruppe auf die Bühne - auch sie gibt alles, bis wieder Applaus erklingt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort