Tönisvorst/Willich Obstbauern fürchten Erntekiller Frost

Tönisvorst/Willich · Äpfel, Aprikosen, Erdbeeren - nur einige Beispiele für Obstsorten, die in Tönisvorst und Willich gedeihen. Durch das milde Wetter treiben die Pflanzen früh aus. Ein später, langer Frost könnte die Ernte der Obstbauern gefährden.

 Obstbauer Rudolph Steves vom St. Töniser Obsthof bleibt noch entspannt. Für die Apfelplantagen ist Frost aber nicht mehr willkommen, weil sich die Knospen beim milden Wetter bereits sehr weit entwickelt haben.

Obstbauer Rudolph Steves vom St. Töniser Obsthof bleibt noch entspannt. Für die Apfelplantagen ist Frost aber nicht mehr willkommen, weil sich die Knospen beim milden Wetter bereits sehr weit entwickelt haben.

Foto: WOLFGANG KAISER

Wenn sich Landwirtin Britta Schmitz (30) bei der Wetterfee etwas wünschen dürfte, dann wäre es "weiter mildes Wetter". Maximal noch eine kurze Frostperiode. Halten die Minusgrade zu lange an, kann dies insbesondere für die Aprikosen gefährlich werden, die auch auf dem Familienbetrieb Tackheide in der Apfelstadt Tönisvorst angebaut werden. "Im vergangenen Jahr hatten wir mildes Wetter und eine Super-Ernte. Gerade späten Frost vertragen Aprikosen nicht", sagt Britta Schmitz.

Für Erdbeeren - diese baut Familie Schmitz auf knapp 36 Hektar auf Gut Tackheide an - würde eine späte und lange Frostperiode weniger zum Problem werden. Im Gegensatz zu den Obstbäumen. "Durch das milde Wetter fehlt den Pflanzen die eigentlich notwendige Ruhepause", erläutert die Landwirtin. Ein zu später Frost stellt für die Knospen einen Kälte-Schock dar: "Das kann gefährlich werden", meint Schmitz. Minusgrade über einen längeren Zeitraum könnten die Knospen erfrieren lassen - und ohne Knospe keine Blüte und kein Obst.

Ein ungewöhnlich langer Herbst, noch zweistellige Temperaturen im Dezember, eine kurze Frostperiode dank "Emma" Mitte Januar und jetzt wieder milde Temperaturen: Das wechselhafte Wetter macht nicht nur die Kleiderwahl schwierig. Die Landwirte werfen ebenfalls jeden Morgen einen bangen Blick auf das Thermometer. Rudolf Steves (53) vom St. Töniser Obsthof bleibt entspannt - noch. In seinem Familienbetrieb werden auf 38 Hektar Äpfel von Bos-kop bis Jonagold oder die seltenere Pinova angebaut; dazu Steinobst, Beeren und Spargel. "Das milde Wetter hat die Knospen schneller wachsen lassen. Dadurch sind sie auch kälteempfindlich", sagt Steves. Seine Devise: "Erstmal abwarten."

Theo Heyes, Ortslandwirt aus Willich, hofft dagegen insbesondere für seine Kartoffeln noch auf einen knackigen Frost: "Der kurze Wintereinbruch war gut. Für uns Landwirte hätte das aber noch drei Wochen so weiter gehen können", sagt der 65-Jährige. "Noch liegen viele Kartoffeln auf dem Feld und treiben aus. Wenn Frost kommt, würden diese abfrieren." Generell brauche die Saat eine Kälte-Periode - und auch der Boden: "Uns fehlt die Frostgare. Durch die kurze Kälte ist der Frost zwar zehn, zwölf Zentimeter in den Boden gedrungen und hat ihn gesprengt", so der Ortslandwirt. Bei Frost wird das Wasser im Boden zu Eiskristallen und dehnt sich aus. Dadurch wird der Boden krümelig.

Minusgrade wären gut, meint auch Paul-Christian Küskens, Kreislandwirt aus Niederkrüchten für den Kreis Krefeld-Viersen. Allerdings folgt ein großes "Aber". Eine zu lange Frostperiode könnte den Pflanzen schaden und gar eine erwartete gute Ernte bedrohen. "Die Pflanzen sind durch das milde Wetter bereits sehr groß geworden - größer als üblich", sagt Küskens, der selbst Zuckerrüben anbaut. Wenn der Boden aber für längere Zeit friert, dann ist die Wasserversorgung der Pflanzen gefährdet: "Die Pflanzen wachsen oben, der Boden friert und sie bekommen von unten kein Waser mehr", erläutert der Kreislandwirt.

Die Folge: Die Pflanzen würden vertrocknen. Dies könne etwa eine Bedrohung für den Winterweizen darstellen. Insbesondere könnten für Obstbauern und deren Ernte Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zum Risiko werden: "Und das wäre sehr, sehr bedauerlich", meint Küskens.

Der Kreislandwirt schätzt das bisherige Herbst- und Winterwetter als "der Zeit entsprechend" ein. Eine generelle Tendenz zu wärmeren Wintern kann er aus der eigenen Erfahrung nicht feststellen. "Es gab schon immer extreme Wetterperioden. Ältere Bauern erinnern sich noch an das trockene Jahr 1976 und an zahlreiche kalte Winter", meint Küskens. In manchem Jahr habe es im Februar noch tiefen Schnee gegeben: "Und das kann uns ja auch in diesem Jahr noch passieren", ist er überzeugt. Für ihn ist die Winter-Witterung noch kein Grund, sich aufzuregen: "Als Landwirt muss man mit dem Wetter leben." Dennoch verfolgt Küskens aufmerksam die Wetterprognosen: Ab Mitte Februar könnte es deutlich kälter werden.

Darauf hofft auch Theo Heyes, denn die bisherigen Minusgrade reichen nicht aus: "Und mit Maschinen können wir den Frost nicht ersetzen", sagt der Ortslandwirt bedauernd.

(RP)
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