Tönisvorst Mehr Lebensqualität für Diabetes-Patienten

Tönisvorst · Der Verein zur Förderung der öffentlichen Gesundheits- und Altenpflege hat den neuen Schulungsraum für Diabetes-Patienten im Krankenhaus Maria-Hilf Tönisvorst ermöglicht.

Über 7 Millionen Deutsche leiden an Diabetes, einer Stoffwechselkrankheit. Der Körperzellen reagieren zunehmend unempfindlich auf das Harmon Insulin, das die Aufnahme von Glukose aus dem Blut in die Zellen regelt. Dann steigt der Blutzucker gefährlich an. Gründe für diese Volkskrankheit können in genetischer Veranlagung, aber auch Übergewicht und Bewegungsmangel sein. Im Kreis Viersen und Krefeld gibt es geschätzt jeweils rund 25.000 Diabetes-Betroffene. Die meisten werden beim Hausarzt behandelt, stationär ins Krankenhaus kommen nur Akutpatienten, deren Blutspiegel gefährlich hoch angestiegen ist. Meistens sind es Patienten, die schon länger an Diabetes leiden und auch einige Diäten hinter sich haben.

Im Januar ist im Krankenhaus Maria-Hilf Tönisvorst ein eigener Schulungsraum für Diabetes-Patienten eingerichtet worden. Ermöglicht hat dies eine Spende von 5000 Euro des Vereins zur Förderung der öffentlichen Gesundheits- und Altenpflege Tönisvorst. Der Schulungsraum, der vorher als bloßes Materiallager diente, bietet jetzt die Möglichkeit für individuelle Beratungsgespräche, für Informationen in kleinen Gruppen, unterstützt von Multimedia-Programmen.

Die beiden Diabetesberaterinnen Brigitte Keller und Ursula Mathiszik haben bereits gute Erfahrungen mit der Beratung vor Ort gemacht. Auch Dr. Gina Michalowski-Gheorghiu, Diabetologin und Oberärztin für Innere Medizin bei den Alexianern in Krefeld, betont, wie ideal die unmittelbare Angebundenheit des neuen Schulungsraumes an die Station ist. Der kurze Weg über den Flur kommt Patienten wie Ärzten und Beratern entgegen. Man müsse nicht mehr in einem Drei-Bett-Zimmer am Bett des Patienten über seine Lebensweise sprechen, sondern könne dies in einem abgeschirmten Raum auf Stühlen am Tisch tun, also auf Augenhöhe.

Dr. Gina Michalowski und Chefarzt Innere, Prof. Dr. Tobias Zekorn, betonen sowieso, wie sich der Umgang mit Patienten im Laufe der Jahre verändert habe. War früher der Diabetes-Patient "schuld" an seiner Krankheit, wurden ihm Verhaltensänderungen beim Essen und Bewegungsmangel diktiert, so geht man heute individuell auf die Erfahrungen, Lebensbedingungen und Möglichkeiten der Patienten ein. Süßigkeiten und Kuchen sind nicht mehr völlig tabu, in der Beschränkung liegt die Stärke. Zwar wird den Patienten auch heute klar gemacht, auf den Zucker im Kaffee zu verzichten und besser auch auf Cola und Limo, aber niemand wird zur Rechenschaft gezogen, wenn es nicht immer so klappt. Das heißt zwar kein absolutes Laissez faire, sondern ein individuell abgestimmtes Programm mit einer größeren Chance, es auch für längere Zeiten zu befolgen.

Chefarzt Prof. Dr. Zekorn betont, dass der Schulungsraum kein Einstieg in eine Diabetes-Ambulanz ist. Das Krankenhaus arbeitet weiterhin vertrauensvoll mit den niedergelassenen Ärzten zusammen und kümmert sich um die Akutfälle. Vor- und Nachsorge liegen weiter in den Praxen vor Ort.

Armin Ogilvie, Vorsitzender des Fördervereins, dankt Prof. Zekorn für die Idee, diesen Schulungsraum zu fördern. Es ist nach dem Trägerwechsel beim Krankenhaus von Stadt auf die Alexianer die erste Zusammenarbeit des Vereins mit dem Krankenhaus. Vorher wurden Projekte in der Altenpflege und beim Notarztwagen unterstützt. Das Ziel, das Krankenhaus am Ort zu fördern, wird auch jetzt weiterverfolgt. Ogilvie, Birgit Koenen-Kau, Maik Giesen und Wolfgang Schouten vom Vorstand freuen sich, wie gut sich das Krankenhaus entwickelt habe.

(RP)
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