Tönisvorst Japanische Berghexe Yamamba in Vorst

Tönisvorst · Das in Deutschland noch weitgehend unbekannte Kamishibai, ein japanisches Papiertheater, zeigte Julia Kuhlmann-Edagawa. Im Kulturcafé "Papperlapapp" war eine originelle Vorstellung zu erleben.

 Julia Kuhlmann mit ihrer Schwester Anja am Klavier führt im Kulturcafé Papperlapapp Geschichten mit dem japanischen Papiertheater vor.

Julia Kuhlmann mit ihrer Schwester Anja am Klavier führt im Kulturcafé Papperlapapp Geschichten mit dem japanischen Papiertheater vor.

Foto: ACHIM HÜSKES

Mit aller Kraft zieht Yamamba an dem Gürtel, an den sie zuvor den kleinen Mönch gebunden hatte. Aber dank eines Glückszettels konnte der die böse Berghexe überlisten und sich ins sichere Kloster retten. Als die böse Hexe ihm dahin folgt, schafft es der Priester, sie bei ihrer Eitelkeit zu packen und so zu überlisten.

Obwohl es sich bei der Geschichte vom kleinen Mönch und der bösen Berghexe um ein japanisches Märchen handelt, zieht es auch deutsche Zuhörer in seinen Bann. "Märchen und lustige Geschichten funktionieren auch hier gut", weiß Julia Kuhlmann-Edagawa, "aber während Japaner traurige Ende mögen, wollen die Deutschen lieber einen glücklichen Ausgang." Entsprechend passt die Düsseldorferin, die in Japan studiert hat und mit einem Japaner verheiratet ist, die Geschichten an, die sie in ihrem Kamishibai, zu Deutsch Papiertheater, zeigt.

So auch bei der Vorstellung im Saal des Vorster Kulturcafés "Papperlappap". Nur etwas größer als ein DIN A-4-Blatt ist der Holzrahmen, der auf der Bühne steht. Aber wenn Julia Kuhlmann-Edagawa das Törchen öffnet, kommt eine ganze Welt zum Vorschein. Eine gruslige und eine dramatische, eine lustige und eine poetische Geschichte zeigt die 41-Jährige, die dazu am Klavier von ihrer Schwester Anja Kuhlmann aus Süchteln begleitet wird. Neben Japanisch hat Julia Kuhlmann-Edagawa auch Kunst studiert, so dass sie die Bilder, die die Geschichten illustrieren, selber zeichnen kann. Passend zum Bild erzählt die Düsseldorferin die jeweils zehn Minuten langen Geschichten. Dabei verstellt sie ihre Stimme, baut Geräusche und teilweise auch japanische Lieder ein, was die Vorstellung sehr abwechslungsreich gestaltet. Am Rande erfährt der Zuhörer mehr über Kamishibai, das traditionelle Bildertheater aus Japan, das sich besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, also vor der Erfindung des Fernsehens, großer Beliebtheit erfreute. So rief der "Kamishibai-Mann" durch das Aneinanderschlagen von Holzstäben die Kinder auf der Straße zusammen. Er verkaufte kleine Süßigkeiten und Reiscracker und trug dann seine Geschichte vor, die von den farbigen Bildkarten in der Holzbühne illustriert wurden.

Julia Kuhlmann-Edagawa lernte das Papiertheater in Japan kennen. "An einem regnerischen Tag kam eine Freundin vorbei, die in der Bücherei einen kleinen Holzkasten ausgeliehen hatte", erinnert sich die 41-Jährige. Nachdem die Freundin der deutschen Studentin das originelle Theater vorgeführt hatte, war diese so begeistert, dass sie sich einen Holzkasten und die dazugehörigen Geschichten kaufte und mit nach Deutschland brachte. Seitdem begeistert die Düsseldorferin besonders die Kinder in ihrem Umfeld mit dem Papiertheater. Aber auch bei den erwachsenen Zuschauern kam die Vorstellung in Vorst gut an.

(WS03)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort