Tönisvorst HPZ: "Wir machen Türen auf"

Tönisvorst · Das HPZ, das Heilpädagogische Zentrum, mit neun Werkstätten-Standorten in Krefeld und dem Kreis Viersen, feierte mit über 200 eingeladenen Gästen den 50. Geburtstag. Der neue HPZ-Song ist auch ein Bekenntnis zu mehr Öffentlichkeit.

 Moderatorin Steffi Neu, sonst bei WDR 2 zu hören, interviewt bei der Geburtstagsfeier "50 Jahre HPZ" Geschäftsführer Dr. Manfred Weber. 200 Gäste waren in die Sporthalle des Heilpädagogischen Zentrum in Krefeld gekommen.

Moderatorin Steffi Neu, sonst bei WDR 2 zu hören, interviewt bei der Geburtstagsfeier "50 Jahre HPZ" Geschäftsführer Dr. Manfred Weber. 200 Gäste waren in die Sporthalle des Heilpädagogischen Zentrum in Krefeld gekommen.

Foto: LAMMERTZ

Bernd Pastors, Vorstand von Action Medeor, war unter den etwa 200 Gästen der Geburtstagsfeier "50 Jahre Heilpädagogisches Zentrum" in die Sporthalle des Heilpädagogischen Zentrums an der Kochstraße in Krefeld gekommen und schwer beeindruckt: "Eine tolle Feier". Und alle Gäste haben das Programm mit Talkrunden, Filmsequenzen und viel Musik über drei Stunden gerne mitverfolgt. Höhepunkt war natürlich das Finale mit der Uraufführung des HPZ-Songs. Dazu zogen die Gruppe der Rollstuhlfahrer der Schwerstmehrfachbehinderten vom Standort Siemensstraße und der Impuls-Chor mit Psychisch Kranken vom Standort Kempen in einer langen Schlange nacheinander ein und stellten sich vor der Bühne auf. Auf den Schildern, die sie hochhielten, stand "50 Jahre HPZ", und als sie diese umdrehten: "Wir eröffnen Chancen".

Eine solche Chance ist auch der Song "Wir machen Türen auf", den der aus Berlin stammende Kölner Musiker Leo Binas zusammen mit dem Neusser Bassisten Lukas Kaminski komponiert und getextet hat. Bei den Proben entstand in der Kempener Impuls-Werkstatt ein eigener Chor, der jetzt erstmals auf der Bühne stand und einen Riesen-Applaus einheimste. Die Band "Nur ein Spiel" aus Studenten der Musikhochschule Arnheim führte auch durch den Vormittag, indem Hits aus den verschiedenen Jahrzehnten angespielt wurden. Denn das Motto der Geburtstagsfeier hieß "50 Jahre HPZ: Gestern - heute - morgen". Passend zu den drei Etappen wurden Filmsequenzen gezeigt und auch die Talkrunden nahmen das Thema auf. Und da die beiden großen Träger des HPZ die Stadt Krefeld - am Werkstattstandort Siemensstraße wurde gefeiert - und der Kreis Viersen sind, sprach zu Anfang des Programms Landrat Dr. Andreas Coenen ein Grußwort, in dem er ganz konkret an wenigen Beispielen die wertvolle Arbeit der Werkstätten umriss. Durch das Programm führte Steffi Neu, ein "Kind" des Niederrheins und bekannt als Radio-Moderatorin beim WDR. Ihr gelang es, den roten Faden nicht zu verlieren und dabei noch gute Laune zu verbreiten.

Auch die Filmsequenzen, die mit einem VW-Bulli von 1967 starteten, sorgten vielfach für Heiterkeit und neue Einblicke. Die Filmszenen an verschiedenen HPZ-Standorten hat die Hildener TV-Journalistin Sabine Wagner gedreht. Und manche im Publikum waren erstaunt, dass die Anfänge des HPZ in Vinkrath lagen und nicht in Tönisvorst-Hochbend, wo die Hauptverwaltung mit Werkstätten und die Heilpädagogische Kindertagesstätte zu finden sind.

An Vinkrath erinnerte die erste Talkrunde mit den Gästen Cäcilie Soschniok, Walter Adelfang, Ulrich Gehnen und Dr. Michael Weitz. Insbesondere Weitz, beim HPZ bis 2012 insgesamt 28 Jahre Geschäftsleiter der Bereiche Rehabilitation und Pädagogik, und Cäcilie Soschniok machten klar, mit welch bescheidenen Anfängen die Erfolgsgeschichte des HPZ begonnen hat. Da der Krefelder Oberbürgermeister Frank Meyer wegen eines Todesfalles in der Familie kurzfristig absagen musste, vertrat Stadtdirektorin Beate Zielke das Krefelder Rathaus. In der zweiten Talkrunde über das "Heute" mit Alexander Schmanke, Zielke, Martin Berg und Dirk Strangfeld wurde schnell deutlich, welch hohen Stellenwert die Arbeit des HPZ erfährt und wie wichtig das Engagement der Werkstätten für Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, aber auch für psychisch Erkrankte ist. In den Talkrunden wurde aber auch klar, wie stark sich die Arbeit seit 1967 und auch die öffentliche Meinung gewandelt hat. Dirk Strangfeld, Arbeitsagentur Krefeld, führte nicht nur die Unterstützung der Berufsbildungsangebote, sondern auch die Zusammenarbeit bei Außenarbeitsplätzen an. Und natürlich fiel an diesem Vormittag auch mehrfach das Wort Inklusion, wobei es allen Beteiligten klar war, dass nur ein kleiner Teil der Werkstattbeschäftigten auf Dauer in den ersten Arbeitsmarkt zurückgeführt werden kann. In der letzten Talkrunde zur Zukunft, mit Dirk Lewandrowski vom LVR, Dr. Andreas Horn, ärztlicher Direktor der Psychiatrie von Maria Hilf, und Prof. Dr. Sandra Glammeier (lehrt Heil- und Inklusionspädagogik an der Hochschule Niederrhein) ging es auch darum, dass sich nicht nur die Werkstätten, sondern auch die Arbeitswelt und die Gesellschaft verändern sollten.

(RP)
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