Tönisvorst Hohe Motivation in den Flüchtlingsklassen

Tönisvorst · Vier Förderklassen für jugendliche Flüchtlinge hat das Berufskolleg Rhein-Maas an seinen Standorten Kempen und Tönisvorst eingerichtet. Aufgrund der großen Nachfrage sind weitere Klassen in Kempen und Nettetal geplant.

 Die jungen Flüchtlinge in der Zweigstelle am Tempelsweg in St. Tönis wollen schnell Deutsch lernen.

Die jungen Flüchtlinge in der Zweigstelle am Tempelsweg in St. Tönis wollen schnell Deutsch lernen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Sie stammen aus Guinea, dem Senegal, Marokko, Afghanistan, Syrien, dem Irak, Albanien, Indien und Pakistan - und sie alle wollen eins: lernen. "Als wir im vorigen Schuljahr die Idee hatten, eine internationale Förderklasse für jugendliche Flüchtlinge einzurichten, hätten wir nicht gedacht, dass der Andrang so groß ist", sagt Stefan Foerster, Abteilungsleiter der Ausbildungsvorbereitung am Berufskolleg Rhein-Maas.

Schon im Dezember 2014 beantragte das Kempener Berufskolleg für seine Zweigstelle am Tempelsweg in Tönisvorst die Einrichtung von zwei Förderklassen mit je 15 Schülern. "Aber schon Ostern war uns klar: Wir brauchen eigentlich vier Klasen", erzählt Foerster. Drei sind es schließlich in Tönisvorst geworden, eine in Kempen. Die Nachfrage ist hoch, die Warteliste lang. Das Rhein-Maas-Berufskolleg will deshalb zum nächsten Schuljahr wenn möglich eine weitere Klasse in Kempen und eine in Nettetal einrichten.

Weil das Projekt kreisweit einmalig ist, müssen manche Schüler früh aufstehen, denn sie kommen aus Süchteln, Viersen und Brüggen jeden Morgen zum Unterricht nach Tönisvorst. Der Motivation der jungen Leute, überwiegend sind es Männer zwischen 16 und 18 Jahren, tut das keinen Abbruch. "Die meisten sind sehr motiviert, viele haben auch bereits gute und hochqualifizierte Schulabschlüsse in ihrer Heimat erworben", weiß Uta Schweers, eine der zwölf Lehrerinnen und Lehrer aus dem Kollegium, die in den Flüchtlingsklassen unterrichten.

Im Mittelpunkt des Unterrichts steht das Erlernen der deutschen Sprache. Zwölf Stunden Deutschunterricht umfasst deshalb der Stundenplan der internationalen Klassen. Während Uta Schweers die deutsche Grammatik mit den Schülern paukt, ist ihre Kollegin Birgit Windhausen für die Kommunikation und die Literatur zuständig. "Wir unterhalten uns viel auf Deutsch und lesen deutsche Märchen", erzählt die Lehrerin. Ein Schuljahr lang bleiben die 15 Schüler der internationalen Förderklasse zusammen im Klassenverband. Sollten sie noch keinen Abschluss haben, können sie dann den Hauptschulabschluss ablegen. Sie alle werden vorbereitet auf eine Ausbildung. Praktika in Betrieben, Unternehmen und das reinschnuppern an Fachhochschulen sollen das unterstützen.

Wem das Lernen leichtfällt, der kann nach dem Jahr in der Förderklasse auch höhere Schulabschlüsse, die ebenfalls am Rhein-Maas Berufskolleg angeboten werden, anstreben. "Die Jugendlichen können unsere Abiturklassen besuchen", sagt Stefan Foerster. Denn neben dem intensiven Deutschunterricht stehen auch die Fächer Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften, Politik und Gesellschaftslehre auf dem Stundenplan. Aber nicht nur theoretisches Wissen wird in den besonderen Klassen vermittelt. Die jungen Menschen aus aller Welt lernen Grundkenntnisse aus den Berufsfeldern Agrarwirtschaft, Ernährungs- und Versorgungsmanagement sowie Metalltechnik. Darüber hinaus werden Themen wie Berufswahl, das Leben in Deutschland und das Schul- und Bildungssystem behandelt. Auch bei persönlichen Problemen bietet das Lehrerkollegium Beratung und Unterstützung an. Birgit Windhausen sagt dazu, "dass fast alle Flüchtlinge Ehrenamtler haben, die sie betreuen und die auch zu unserem Elternsprechtag gekommen sind."

(WS03)
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