Tönisvorst/Willich Hilfsbereitschaft ebbt nicht ab

Tönisvorst/Willich · Auch nach den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln engagieren sich weiter viele Willicher und Tönisvorster für die Flüchtlinge. Nach wie vor fehlt es oft an einfachsten Dingen wie Kleidung und Schuhen.

 Im Sommer lud der Allgemeine Schützenverein Willich Flüchtlinge auf die Kirmes ein. Auch in diesem Jahr möchte der ASV etwas für die Asylbewerber tun.

Im Sommer lud der Allgemeine Schützenverein Willich Flüchtlinge auf die Kirmes ein. Auch in diesem Jahr möchte der ASV etwas für die Asylbewerber tun.

Foto: Wolfgang Kaiser

"Natürlich waren und sind die Ereignisse in der Silvesternacht in Köln bei uns ein Thema, aber Rückgänge bei der Spendenbereitschaft hat es nicht gegeben", sagt stellvertretend für einige Hilfsorganisationen Peter Hohlweger. Der Sozialarbeiter der Diakonie koordiniert die Arbeit der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer im evangelischen Kirchenkreis Kempen-Krefeld, so vor allem die der Flüchtlingshilfe Tönisvorst.

Peter Hohlweger hat ein Büro in der Asylbewerber-Unterkunft an der Industriestraße in St. Tönis. Er erinnert sich an die Silvesternacht und an die Kommentare einiger dort untergebrachter Flüchtlinge, die größtenteils aus Syrien, also nicht aus Nordafrika, geflohen sind: "Einige wollten in Köln mitfeiern, sind aber früh wieder zurückgekommen und waren erschrocken darüber, was dort passiert ist." Für andere seien die Vorkommnisse in Köln unbegreiflich gewesen. Sie äußerten ihre Befürchtung, dass dadurch ein schlechtes Bild generell auf alle Flüchtlinge geworfen werde. Auch unter den ehrenamtlichen Helfern werde, so Hohlweger, darüber gesprochen: "Von keiner Seite habe ich gehört, dass es danach bei den Einsätzen der Ehrenamtler zu bösen Sprüchen anderer Bevölkerungskreise gekommen sein soll." Wohl aber hätten sich Ehrenamtliche dahingehend geäußert, dass durch solche Übergriffe auch die Arbeit der Helfer kaputtgemacht werden könnte.

"Bei uns hat es keine Veränderungen gegeben, nach wie vor ist die Hilfsbereitschaft sehr hoch", sagt Silke Weich, die sich unter anderem im Orga-Team der Flüchtlingshilfe Tönisvorst um die Spenden-Akquise kümmert. Dies kann Jutta van Amern, die langjährige Vorsitzende des "Arbeitskreises Fremde" in Willich, nur bestätigen. Nach wie vor gingen zahlreiche Sachspenden ein, würden diese auch dringend benötigt: "So fehlt es in vielen Fällen an der einfachsten Bekleidung." Jutta van Amern nennt als Beispiel einige in der ehemaligen Kirche St. Maria Rosenkranz kürzlich untergebrachte Asylbewerber: "Bei manchen fehlte sogar einfachstes Schuhwerk." Einige Flüchtlinge, so aus Syrien, Afghanistan und Eritrea, hätten ihr gegenüber ihre Wut und Enttäuschung über die Übergriffe in Köln geäußert. "Sie haben diese Ereignisse zutiefst bedauert und wollten klarstellen, dass sie sich von solchen Straftätern entschieden distanzieren."

Jutta van Amern wünscht sich, "dass sich die Bevölkerung hier mehr auf Augenhöhe mit den zu uns kommenden Menschen bewegt". Die Vorsitzende des Arbeitskreises wird konkreter: Solche Sätze wie "Das sind doch arme Menschen, die unselbstständig sind und die in allen Lebenslagen der Unterstützung bedürfen" würden ihnen überhaupt nicht gerecht. Jutta van Amern spricht weiter von einer "kolossalen Leistung", wenn, wie vorgekommen, die Menschen auf ihrer Flucht aus ihrer Heimat Hunderte von Kilometern mit ihren Kindern auf dem Arm oder im Rollstuhl zurücklegen. Viele der Flüchtlinge seien mutig und stark, bräuchten daher keine Almosen oder mildtätige Blicke, sondern eine wirkliche und effektive Begleitung, damit sie in der neuen Umgebung zurechtkommen.

(wsc)
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