Tönisvorst/Krefeld Hat Tönisvorster Frauen mit Nacktfotos erpresst?

Tönisvorst/Krefeld · Vor dem Krefelder Amtsgericht muss sich seit gestern ein 26-jähriger Mann aus Tönisvorst verantworten. Ihm werden besonders schwere Nötigung in einem Fall sowie besonders schwere versuchte Nötigung in mehreren weiteren Fällen vorgeworfen.

Im September 2014 soll der Beschuldigte gegenüber einer jungen Frau, mit der er zuvor kurz liiert war, angekündigt haben, Nacktfotos sowie ein anzügliches Video, auf dem sie zu sehen ist, ins Internet zu stellen, sofern sie nicht mit ihm schlafe. Weil sie die Veröffentlichung fürchtete, ging sie schließlich auf die Nötigung ein. Laut ihrer Aussage sei es in der Folge sogar mehrmals zu Sex gekommen. "Ich bin schwanger geworden und habe im Sommer 2015 einen Sohn geboren", ergänzte die 21-Jährige gestern im Zeugenstand.

Andere Frauen soll der 26-Jährige zwischen Frühjahr und Herbst 2015 auf ähnliche Weise genötigt haben. Er soll erst über ein Handy-Chat-Programm Kontakt mit ihnen gehabt haben. Wenn sie sich unwillig zeigten, mit ihm ins Bett zu gehen, soll er damit gedroht haben, Nacktbilder, die mit deren Einverständnis entstanden oder ihm auf seine Bitte hin zugeschickt worden waren, im Internet zu verbreiten oder diese Bilder Freunden und Bekannten der jeweiligen Frauen zukommen zu lassen.

Keine der so bedrängten jungen Damen ging jedoch auf die Erpressungen ein, sie brachen stattdessen den Kontakt ab oder zeigten ihn direkt an, wie eine 27-Jährige im Zeugenstand ausführte. Der Tönisvorster auf der Anklagebank, der derzeit für zwei uneheliche Kinder jeweils 100 Euro Unterhalt im Monat zahlt, zeigte sich voll geständig. Er betonte aber, dass es immer bei den Drohungen geblieben sei. Er habe nie "irgendwas" ins Internet gestellt und auch nicht vorgehabt, das Ganze in die Tat umzusetzen. "Ich war halt verletzt und wollte, indem ich den Frauen Angst machte, die Oberhand behalten", erklärte der 26-Jährige zerknirscht. Zudem wisse er, dass sein Verhalten "nicht normal" sei, und er habe sich deswegen auch kürzlich in Therapie begeben.

Auf die Frage der Staatsanwaltschaft, warum sich der junge Mann erst seit ein paar Monaten in psychologischer Behandlung befinde, entgegnete er, dass dies mit den langen Wartezeiten zu tun habe und es zudem schwierig gewesen sei, einen geeigneten Therapeuten zu finden.

Die Verhandlung wird am 5. Oktober fortgesetzt.

(sste)
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