Tönisvorst Für 120 Euro pro Lampe privat reparieren

Tönisvorst · Zwei Laternen an der Benrader Straße funktionieren seit sechs Wochen nicht mehr. Eine Reparatur lässt auf sich warten. Das normale Wartungsintervall beträgt vier Wochen. Die Kommunikation zwischen Bürgern und Rathaus hakt.

 In diesem Stichweg an der Benrader Straße tappen die Anwohner schon seit sechs Wochen im Dunklen. Die beiden Straßenlaternen sind ausgefallen, der normale Wartungsrhythmus versäumt.

In diesem Stichweg an der Benrader Straße tappen die Anwohner schon seit sechs Wochen im Dunklen. Die beiden Straßenlaternen sind ausgefallen, der normale Wartungsrhythmus versäumt.

Foto: WOLFGANG KAISER

Wenn im Stadtrat oder den Ausschüssen wieder einmal im Bereich der Verwaltung gespart werden muss und es dann heißt, der Bürger wird sich mit einem schlechteren Service abfinden müssen, bleibt diese Ankündigung rein abstrakt. Ganz konkret wird es jetzt an einem Fall, den Monika Beyer von der Benrader Straße berichtet. Dort sind zwei Straßenlaternen ausgefallen, seit mittlerweile sechs Wochen liegt ein Teil der Straße im Dunklen. Für Abhilfe soll aber erst Ende des Monats gesorgt werden, wenn der normale Wartungsrhythmus ansteht.

Zur Unsicherheit der Anwohner kommt noch der Ärger, wie man als Bürger bei der Stadtverwaltung behandelt werde. Weil man wirklich die Hand vor Augen nicht mehr sehen könne, rief Monika Beyer beim Ordnungsamt an, die sie an das Tiefbauamt verwies. "Eine nette, freundliche Dame nahm mein Anliegen auf und versprach, sich darum zu kümmern. Nach über einer Woche tappen wir aber immer noch im Dunkeln." Sie setzte sich erneut mit dem Tiefbauamt in Verbindung. Diesmal geriet sie an einen Mitarbeiter, "der mich leider kaum aussprechen ließ." Die Leserin gibt den Inhalt des Gesprächs so an, dass der städtische Mitarbeiter ihr erklärt habe, es sei verpasst worden, den Fehler an die Wartungsfirma weiter zu geben.

Die nächste Wartung wäre dann in vier Wochen fällig, also Ende November. Daraufhin erkundigte sich die Anwohnerin, was denn wohl wäre, wenn sie bis dahin mal im Dunkeln fallen würde. Der Mitarbeiter des Tiefbauamtes hätte ihr geantwortet, für die Sicherheit sei man selbst verantwortlich. Sie könne ja eine Warnweste anziehen. Als sie ihn fragte, ob sie sich verhört habe, verneinte er und machte ihr dann einen Vorschlag: Sie könne die Laternen ja auch privat reparieren lassen. Die Kosten dafür betrügen 120 Euro pro Laterne. In einem Leserbrief an die Redaktion schreibt Monika Beyer: "In der Tat hat dieser Mann einen ganz besonderen Humor. Nur damit ist leider niemandem geholfen." Mit ihren Zeilen hofft sie, dass irgendeinem bei der Stadtverwaltung "doch noch ein Licht aufgeht."

Nach Rückfrage bei der Stadtverwaltung versichert Catharina Perchthaler, Pressesprecherin der Stadt Tönisvorst, die behaupteten Äußerungen seien so nicht gefallen. Von "Warnwesten" sei keine Rede gewesen. Aus Kostengründen würden Reklamationen und Fehlermeldungen gesammelt und alle vier Wochen bei Wartungsfahrten zusammen abgearbeitet. Der nächste Wartungsintervall sei für die 48. Kalenderwoche vorgesehen. Es hätten noch drei andere Bewohner dieser Straße angerufen, auch diesen sei sachlich mitgeteilt worden, dass sich die Wartungsfirma Ende November um den Fall Benrader Straße kümmern werde. Als die Wartungsfirma kürzlich in St. Tönis vor Ort war, habe es sich um einen Notfall gehandelt, aber nicht um eine normale Wartung. Umgekehrt will sich die Anwohnerin nicht in die Ecke einer aufgebrachten Beschwerdeführerin drängen lassen. Und für die "Warnweste" habe sie einen Zeugen, ihr Mann sei im selben Zimmer gewesen, als sie mit der Stadt telefoniert habe.

Die Wartung für die über 3000 Straßenlaternen wurde 2012 europaweit ausgeschrieben. Für Wartung und Unterhalten werden 54.000 Euro im Jahr ausgegeben. Die Stadt muss nach den Richtlinien das günstigste Angebot wählen. Die Zeiten, in denen das Rathaus in solchen Fällen einen Mitarbeiter des Bauhofes rausschickte, sind endgültig vorbei: Es war einmal...

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort