Tönisvorst Flüchtlinge stellen ihre Kultur vor

Tönisvorst · Auf reges Interesse stieß das Kulturfest der Flüchtlingshilfe am Samstag auf dem Rathausplatz in St. Tönis. Köstliches Essen, ein spannendes Quiz und ein unterhaltsames Rahmenprogramm lockten etliche Bürger in die Innenstadt.

 Spezialisten aus vieler Herren Länder konnten die Gäste in der Fußgängerzone probieren.

Spezialisten aus vieler Herren Länder konnten die Gäste in der Fußgängerzone probieren.

Foto: achim hüskes

Wenn Muhannad Derki durch die St. Töniser Fußgängerzone geht, fällt er gewöhnlich nicht auf. Für das Fest der Flüchtlingshilfe auf dem Rathausplatz aber hat der 21-jährige Syrer sich traditionell gekleidet: Ein rot-weiß kariertes Stofftuch ist kunstvoll um seinen Kopf gebunden, ein Gewand aus feinem Stoff verdeckt seinen Oberkörper. "Ich möchte unsere Kultur vorstellen", sagt Muhannad. Und da zur syrischen Kultur schon lange die Textilindustrie gehört, hat er seinen Vater gebeten, für das Fest Stoffe aus Damaskus zu schicken.

Und so steht der junge Mann, der gerne Textildesigner werden möchte, jetzt hinter einem Verkaufsstand mit farbigen Halstüchern aus Kamelhaar, edlen Kissenhüllen aus Seidenbrokat und anderen orientalisch anmutenden Stoffen. Bei den Besuchern des Kulturfestes kommt das gut an. Auch die anderen Stände finden viel Beachtung. So gibt es in einem Pavillon traditionelles albanisches Essen, in einem anderen haben Menschen aus Afghanistan zwei Tage lang landestypische Gerichte gekocht. Auch die syrische, die irakische und die iranische Küche sind vertreten.

"Wir freuen uns sehr, dass das Fest gut angenommen wird und eine so positive Stimmung herrscht", sagt Silke Weich von der Flüchtlingshilfe. Und auch Muhannad Derki freut sich, dass so viele Tönisvorster gekommen sind. "Es ist schön, dass die Deutschen so offen sind und sich für uns interessieren", findet der junge Mann. Und damit die Menschen ins Gespräch kommen, gibt es ein Kultur-Quiz. "Was verbinden die Albaner mit dem Friedensnobelpreis?", fragt die achtjährige Ronja am Stand der albanischen Flüchtlinge und erfährt, dass Mutter Teresa, die 1979 den Preis bekam, aus einer albanischen Familie stammte. Ronjas Mutter Brit Zukale findet die Idee mit dem Quiz gut: "Dadurch ist es leichter, miteinander zu sprechen." Aber nicht nur die Flüchtlinge, auch die Flüchtlingshilfe stellt sich beim Kulturfest vor. Dominik und Annika Stilz gehören zu den Helfern der ersten Stunde. "Wir haben damals die Bilder von den Booten gesehen, die im Mittelmeer gesunken sind und wollten etwas tun", erzählt Dominik Stilz. Aber es fanden sich keine Projekte im Ort, wo das junge Paar sich hätte einbringen können. Wenige Wochen später kamen die ersten Flüchtlinge nach St. Tönis. "Wir sind zur Turnhalle gegangen und haben gefragt, ob wir helfen können."

Erstaunt stellten die Stilz' fest, dass es trotz Sprachbarrieren einfacher ist als gedacht, sich mit Fremden zu verständigen. Nach und nach kamen immer mehr St. Töniser zur Turnhalle. Es gab ein kleines Grillfest, eine Homepage wurde erstellt, auf der um Deckenspenden gebeten wurde. "Der Rest hat sich am Bedarf entwickelt", sagt Stilz. Heute, gut ein Jahr später, hat die Flüchtlingshilfe Tönisvorst zwölf Bereiche in denen sich 170 Ehrenamtler engagieren. Es gibt Deutschkurse, Familienbetreuung, eine Job- und Wohnungsvermittlung, Patenschaften, Fahrradwerkstätten, eine Gruppe, die Sachspenden sammelt und ein Team, das Flüchtlingssprechstunden anbietet. "Für fast jedes Problem ist ein Helfer da", sagt Dominik Stilz, der stolz darauf ist, dass die Hilfsbereitschaft der Tönisvorster so groß ist. "Aber auch die Stadt hat sich richtig gut eingebracht", lobt der junge Mann.

(WS03)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort