Tönisvorst Fledermäuse in der Kita willkommen

Tönisvorst · In Vorst verlieh der Nabu die erste Plakette "Fledermausfreundliches Haus". Die Auszeichnung ging an die Kita Kunterbunt. Gemeinsam mit Naturtrainer Udo Beine haben sich Kinder und Erzieherinnen des Themas angenommen.

 Die Kinder der Vorster Kindertagesstätte "Kunterbunt" haben sich mit den Fledermäusen angefreundet. Am Giebel der Kita sind jetzt vier Fledermaus-Kästen angebracht. Jetzt warten alle darauf, dass sie auch bewohnt sind.

Die Kinder der Vorster Kindertagesstätte "Kunterbunt" haben sich mit den Fledermäusen angefreundet. Am Giebel der Kita sind jetzt vier Fledermaus-Kästen angebracht. Jetzt warten alle darauf, dass sie auch bewohnt sind.

Foto: WOLFGANG KAISER

"Zuerst fand ich sie ein bisschen unheimlich. Aber jetzt überhaupt nicht mehr. Ich weiß nun nämlich ganz viel über sie", verrät Ali mit einem breiten Lächeln. Das ging allerdings nicht nur dem Fünfjährigen so. Als das Thema Fledermäuse in der Vorster Kita Kunterbunt einzog, gab es den ein oder anderen, der ihnen auch etwas skeptisch gegenüberstand. Doch das änderte sich schnell. Alle 52 Kinder und die zehn Erzieherinnen sind nun ganz stolz, dass sich ihre Kita, die auch Familienzentrum ist, nun fledermausfreundlich nennen darf und das sogar zeigt. Der Nabu verlieh der Einrichtung nämlich die Plakette "Fledermausfreundliches Haus".

Angefangen hat dabei alles mit Udo Beine. Der Nabu-Naturtrainer trat Anfang des Jahres an die Kita heran und bot eine Zusammenarbeit zu unterschiedlichsten Naturthemen an. "Wir waren vom Angebot begeistert, nahmen an und wurden nicht enttäuscht. Die Arbeit von Udo Beine ist eine Bereicherung für uns. Wir wollen ihn nicht mehr hergeben", ist Leiterin Monika Beusch voll des Lobes. Einmal pro Woche ist Beine in der Kita anzutreffen und führt die Kinder an die Natur heran. Eines der Themen war die Fledermaus. Die kleinsten Säugetiere haben es nicht leicht. Die Akzeptanz der Tiere ist nicht hoch, und sie finden immer weniger Quartiere sowie Nahrung. "Der Grund liegt in den klinisch reinen Gärten, die weder ein Nahrungsangebot beinhalten noch Unterschlupfmöglichkeiten bieten", informiert Manuela Menn, die in Viersen ehrenamtlich eine Fledermaus-Ambulanz betreibt und zudem die Fledermausbotschafterin von Nabu NRW ist. Nachtblühende Pflanzen, die entsprechend in der Nacht Insekten anlocken, sind kaum in Gärten vertreten. Dementsprechend gering ist die Ausbeute an Insekten, wenn die Fledermäuse bei ihren nächtlichen Flügen zwecks Nahrungsaufnahme unterwegs sind. Dazu kommt die Tatsache, dass Häuser an den Dächern wenig Nischen und damit keinen Unterschlupf anbieten. Beine hielt für die Eltern in der Kita nach den Sommerferien einen Vortrag zum Thema. Zeitgleich starteten die Kinder mit der entsprechend altersgerechten Erforschung der Welt der Fledermäuse. Der Naturtrainer brachte dafür Fledi, seine Fledermaus-Handpuppe mit, die ganz viel von ihrem Leben berichtete und die sogar eine Höhle mit Artgenossen mitbrachte. "Wir sind außerdem an einem Abend mit den Einschulkindern in den Krefelder Zoo gefahren und haben dort das Fledermaushaus besucht", berichtet Beusch.

Zusammen mit Beine bauten die jungen Naturschützer zudem Fledermauskästen. Mit der Hilfe von Vätern montierte die Kita die vier Kästen an der Giebelseite der Einrichtung. Dort können nun Fledermäuse einziehen. St. Martin stand ganz im Zeichen der fliegenden Säugetiere. Die Kinder bauten nämlich allesamt Fledermaus-Laternen, und alle lernten das Martinslied "Abends, wenn es dunkel wird und die Fledermaus schon schwirrt".

Ein ganz besonderes Erlebnis war aber nun die Überreichung der Plakette mit Urkunde, Fledermausbestimmungsbuch und zwei Samentütchen mit nachtblühenden Pflanzen für die Außenanlage der Kita. Die Überraschung für die Kinder und Erzieherinnen lag aber weniger an all den Dingen, sondern an der Tatsache, dass die Nabu-Fledermausbotschafterin eine verletzte Zwergfledermaus namens Jimmy mitgebracht hatte, die sie in ihrer Ambulanz gesund pflegt. In Kleingruppen durften sich alle Kita-Kinder das kleine Kerlchen angucken, wobei noch keiner eine Fledermaus so unmittelbar nah vor sich gesehen hatte. "Ich mag Fledermäuse. Ich finde sie niedlich", meinte Alexander (vier Jahre), der mit großen Augen zuhörte, als Menn von der Verletzung und den Pflegemaßnahmen erzählte.

(tref)
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