Tönisvorst Fahrräder für Flüchtlinge gesucht

Tönisvorst · Sie ist eine der ersten Anlaufstellen für die Menschen aus aller Welt, die nach Tönisvorst kommen: die Fahrradgruppe der Flüchtlingshilfe. Aber die Ehrenamtler brauchen Unterstützung. Sie suchen Helfer und Räder.

 Bernd Grießler (von links), Mark Antony, Idriss Ali und Jörg Mohring kümmern sich darum, dass die Fahrräder für die Flüchtlinge wieder auf Vordermann gebracht werden.

Bernd Grießler (von links), Mark Antony, Idriss Ali und Jörg Mohring kümmern sich darum, dass die Fahrräder für die Flüchtlinge wieder auf Vordermann gebracht werden.

Foto: Wolfgang Kaiser

Idriss Ali kommt regelmäßig in das kleine Gartenhäuschen, das zur Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße in St. Tönis gehört. Der 25-jährige Syrer arbeitet gerne mit den deutschen Ehrenamtlern zusammen und freut sich, etwas Neues zu lernen. Sechs Ehrenamtler sind es insgesamt, darunter neben Idriss Ali noch ein weiterer Flüchtling aus Syrien, die in St. Tönis Fahrräder annehmen, verkehrstauglich machen und an Flüchtlinge ausgeben.

Neben Jörg Mohring, der die Werkstatt an der Flüchtlingsunterkunft betreibt, gehört der Fachmann Michael Völlings zum Team. Er stellt jeden Mittwoch seine "Fahrrad-Klinik" an der Vorster Straße in St. Tönis und sein Know-how für die Reparatur der gespendeten Räder zur Verfügung. Rund 300 Fahrräder hat die Gruppe der Flüchtlingshilfe in den vergangenen eineinhalb Jahren verkehrstauglich gemacht und an Flüchtlinge weitergeben.

Weil das nicht immer reibungslos gelaufen ist - mache Flüchtlinge hatten mehrere Räder, andere haben ihr Rad nicht pfleglich behandelt, wieder andere tauschten ihr Rad gegen ein anderes - gibt es jetzt mit Mark Antony einen Koordinator, der den Überblick behält. "Wir haben eine Datenbank angelegt, in der jedes Rad und der dazugehörige Besitzer registriert sind", erklärt Antony. "Außerdem haben wir eine Warteliste, was die Ausgabe der Räder gerechter macht."

Auch werden die Fahrräder nicht mehr kostenlos an die Flüchtlinge ausgegeben. "Je nach Rad zahlen die Flüchtlinge zwischen zehn und 50 Euro", erklärt der Koordinator. Das steigere die Wertigkeit der Räder und führe dazu, dass die neuen Besitzer sie besser behandeln. "Jeder soll sich für sein Fahrrad verantwortlich fühlen", sagt Antony, der zugibt, dass es bei den Ehrenamtlern viel Frust gab, wenn sie sahen, wie nachlässig manch neuer Besitzer mit seinem Fahrrad umging, das die freiwilligen Helfer mit viel Mühe wieder auf Vordermann gebracht hatten. Von dem eingenommenen Geld kauft die Fahrradgruppe Ersatzteile, Werkzeug und Material.

Die Räder, die der Flüchtlingshilfe gespendet werden, sind in sehr unterschiedlichem Zustand. "Vom Top-Rad bis zum Schrotthaufen ist alles dabei", weiß Bernd Grießer, der allein im Krefelder Stadtteil Forstwald mehr als 60 Räder abgeholt und zur St. Töniser Flüchtlingsunterkunft gebracht hat. Für die Neuankömmlinge sind die Räder wichtige Verkehrsmittel. "Arzttermine, die Kinder zur Schule bringen, zum Deutschunterricht oder zum Integrationskursus fahren - alles wird mit dem Rad erledigt", weiß Jörg Mohring.

Zurzeit sind die Ehrenamtler mit 30 Rädern im Rückstand. "Wir brauchen dringend mehr Schrauber", sagt Antony. Besonders im Stadtteil Vorst werde jemand gesucht, der einen Schuppen, eine Garage oder eine Werkstatt zur Verfügung stellt, gespendete Räder annimmt und mit anderen freiwilligen Helfern verkehrstauglich macht. Aber auch die St. Töniser "Fahrrad-Klinik" von Michael Völlings kann mittwochs noch Hilfe gebrauchen. "Vier bis sechs Wochen dauert es zurzeit, bis ein Flüchtling ein Rad bekommt", weiß Antony. Gerade jetzt, da wieder 190 neue Menschen Tönisvorst zugewiesen wurden, sei das bitter.

Und auch weiterer Räder sucht die Flüchtlingshilfe. "Wir haben zwar noch 30 Räder hier stehen, die auf die Reparatur warten, aber das reicht natürlich nicht bei so vielen neuen Flüchtlingen", weiß der Koordinator.

(WS03)
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