Tönisvorst Einfach etwas Zeit verschenken

Tönisvorst · Hilfe im Alltag bietet die evangelische Kirchengemeinde St. Tönis an. Dort läuft mit Erfolg das Projekt "Nachbarn für Nachbarn", bei dem Ehrenamtler in den Einsatz gehen.

 Ehrenamtler des Projektes "Nachbarn für Nachbarn" haben sich im Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde getroffen.

Ehrenamtler des Projektes "Nachbarn für Nachbarn" haben sich im Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde getroffen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Die Urkunde belegt es schwarz auf weiß. Jeder der 17 Ehrenamtler von "Nachbarn für Nachbarn" darf sich jetzt Seniorenbegleiter nennen. "Alle haben die von der Kirchengemeinde finanzierte, 60 Stunden umfassende Ausbildung zum Seniorenbegleiter sowie einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht", informiert Marion Wlotzka, während sie die Urkunden im Gruppenraum des evangelischen Gemeindehauses in St. Tönis verteilt. Das alle zwei Monate stattfindende Treffen von "Nachbarn für Nachbarn" steht an, und bevor es an das geplante Referat des Abends und den allgemeinen Austausch geht, werden erst einmal die besagten Urkunden verliehen.

Seit anderthalb Jahren bringen sich engagierte Bürger für Menschen, die im Alltag Hilfe benötigen, ein. Die Hilfe reicht dabei von Einkaufen, der Begleitung bei Arztbesuchen, der Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen und dem Rollstuhl schieben bei einem Spaziergang bis hin zum gemeinsamen Kaffeetrinken und Erzählen. Die Idee von "Nachbarn für Nachbarn" entstand vor knapp zwei Jahren. "Ich habe immer wieder Nachfragen von Bürgern erhalten, ob ich niemanden wüsste, der bei Kleinigkeiten einmal helfen oder einfach mal vorbeikommen könnte", erinnert sich Wlotza. Das brachte die Seniorenbeauftragte der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis auf die Idee der Nachbarschaftshilfe. Sie überlegte, wie man das Problem auffangen und die Menschen zusammenbringen konnte. Als Erstes schrieb Wlotza damals die Gemeindemitglieder an, die kurz vor der Rente standen oder bereits im Ruhestand waren und fragte nach, ob sie sich vorstellen könnten, bei einem solchen Projekt mitzuarbeiten. Knapp 30 Bürger kamen zu einem ersten Infoabend, wobei Ingeborg von Kalkstein und Karin Kullwitz, die beide bereits in der Kirchengemeinde aktiv sind, direkt als Koordinationsmitarbeiterinnen fungierten.

Zwei, die sich sofort von dem Brief angesprochen fühlten, waren Heidi und Norbert Stammnitz. "Wir hatten Zeit übrig und wollten diese gerne für einen guten Zweck zur Verfügung stellen", berichtet Heidi Stammnitz von den Beweggründen bei "Nachbarn für Nachbarn" einzusteigen. Etwas, dass die beiden nicht bereut haben. Sie kaufen einmal in der Woche für ein Ehepaar ein, wobei die Frau fast blind ist und der Mann nach einer Operation nicht mehr richtig gehen kann. "Es macht viel Spaß, wenn man sieht, wie die beiden sich über unsere Hilfe freuen. Wir helfen gerne", bringt es Norbert Stammnitz auf den Punkt. Nicht minder begeistert ist Hans-Reinhart Arndt, der ebenfalls zu den ehrenamtlichen Helfern gehört. Über einen Flyer wurde er auf das Projekt aufmerksam und beschloss spontan mitzumachen, wenngleich der Tönisvorster selber noch im Berufsleben steht. Arndt kümmert sich um einen weit über 80-jährigen Mann. "Ich gehe ihn jeden Sonntag besuchen, dann erzählen wir oder unternehmen etwas wie einen Cafe- oder Konzertbesuch. Wir mögen beide nämlich Jazz und klassische Musik gerne", berichtet Arndt von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Auch wenn seine Zeit, bedingt durch den Beruf unter der Woche etwas knapp ist, so nimmt er sich jeden Sonntag die zwei bis drei Stunden für den Besuch. "Das ist das Schöne bei uns. Jeder kann sich ganz nach seinen persönlichen Vorlieben und Gegebenheiten einbringen", betont Wlotzka. Die Ehrenamtler füllen so einen Bogen aus, in dem sie genau eintragen, wie viel Zeit sie investieren möchten und welche Aufgaben ihnen liegen bzw. was sie nicht machen möchten. Auf der anderen Seite stehen die Hilfesuchenden, die angeben, wofür sie wiederum Unterstützung brauchen. "Unserer Aufgabe ist es dann, die beiden Parteien entsprechend zusammen zu bringen", erklären von Kalkstein und Kullwitz.

(tref)
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