Tönisvorst Die Streuff-Mühle hat alle verbunden

Tönisvorst · Ihr 90-jähriges Bestehen feierte am Wochenende die Straßengemeinschaft Gelderner Straße. Die Mühle hat sie zusammengehalten. Bei der Feier wurden viele Erinnerungen ausgetauscht.

 Angesichts der Bilder aus alten Tagen kamen beim Straßenfest viele Erinnerungen auf. In 90 Jahren hat die Straßengemeinschaft eine Menge erlebt.

Angesichts der Bilder aus alten Tagen kamen beim Straßenfest viele Erinnerungen auf. In 90 Jahren hat die Straßengemeinschaft eine Menge erlebt.

Foto: wolfgang kaiser

"Nee, wot wor dat fröher en superjeile Zick, mit Tränen in d`r Auge loor ich manchmol zurück" - Harald Klupsch, den man in St. Tönis eigentlich nur als "Trecker Harry" kennt, hatte mit seiner Oldie-Band "Feedback" den Songtext von Brings etwas umgeschrieben und darin in erster Linie das Kneipensterben in St. Tönis beklagt. Die Band spielte jetzt bei den 90-Jahr-Feierlichkeiten der Straßengemeinschaft Gelderner Straße, die 1926 noch Kempener Straße hieß.

Es war etwas Wehmut und viele Erinnerungen dabei, als die Mitglieder jetzt in der kleinen Event-Meile im Kreuzungsbereich Burgstraße direkt neben dem Seniorenheim zusammenkamen. Wirtin Marlies Beckers (77), die bis zur Aufgabe im vergangenen Jahr 53 Jahre lang hinter der Theke ihrer Gaststätte an der Gelderner Straße stand, erinnerte sich: "Nee, was haben wir früher Spaß bekommen." Als ein Beispiel nennt sie, dass die Gemeinschaft früher immer mit einem eigenen Wagen am Karnevalszug in St. Tönis teilnahm. Dazu die langjährige Wirtin: "Und bei uns wurde mit dem Kegelclub ,Weär lotte kene stoan' immer der Wagen gebaut." Bis 2015 war dort die Stammkneipe der Gemeinschaft.

Gestern kamen zum Frühschoppen viele Menschen und gratulierten zum runden Geburtstag; auch die Prinzengarde überraschte mit einem Ständchen. Am Tag zuvor fand das eigentliche Jubiläum statt. Die Vorstands-Crew, angeführt von Chef Ulrich Beckers, war an ihren gelben T-Shirts zu erkennen. Jeder, so Heike, Ilona, Karsten, Ulli oder Rita, hatte seine Aufgabe. Der eine stand am Grill, andere am Getränkestand, war als Animateur bei den Kinderspielen im Einsatz oder gab in der Losbude die Preise aus.

Vorne auf den gelben T-Shirts war die Streuff-Mühle zu sehen. Die Mühle war es auch, die die Gemeinschaft zusammenhielt und beschäftigte. Denn mehrmals wurde kräftig mit angepackt, um dieses Wahrzeichen vor dem Zerfall zu retten. So fanden viele Instandhaltungsaktionen statt. So wurde beispielsweise noch 1999 die Verfugung draußen am Gemäuer erneuert.

An die bisherigen Geschehnisse erinnerten an einer Info-Wand der 77-jährige Peter van de Rieth, die Fotos dazu hatte Heinz Willi Hansen (70) gemacht. "Ich bin seit den 1970er-Jahren dabei und konnte mich selbst überzeugen, dass die Gemeinschaft alles andere als ein gemütlicher Herren-Club war", sagte Hansen. Und Peter van de Rieth bedauerte etwas, dass es die große Gemeinschaft von früher nicht mehr gäbe. Dennoch gehörte der Straßengemeinschaft immerhin noch etwa 120 Einzelpersonen und Familien an.

Da die Eltern immer dabei waren, gehört automatisch der noch 82-jährige Rolf Hamm von Anfang an dazu. Er war lange im Vorstand und auch damals als Karnevalswagenbauer bekannt. Er wusste noch ein Wagenmotto aus den 1980-er Jahren: "Hättet ihr doch mehr gesoffen, die Brauerei Rixen wäre noch offen...."

(wsc)
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