Tönisvorst Bürger-Engagement für die Notärzte

Tönisvorst · Das Bürger-Engagement für das Tönisvorster Krankenhaus hat positive "Spätfolgen". Die Aktiven spenden über 3.000 Euro für die Notärzte. Die Tönisvorster Notärzte-Gemeinschaft kann von dieser Spende neue Schränke anschaffen.

Die Tönisvorster Notärzte-Gemeinschaft freut sich über eine Spende in Höhe von 3.144,24 Euro. "Viele Bürgerinnen und Bürger haben 1997/98 den Kampf für den Erhalt des Krankenhauses mit Spenden an das Tönisvorster Aktions-Komitee pro Krankenhaus unterstützt", erläutert Komitee-Mitglied Rolf Schumacher. "Wir sind sehr verantwortungsvoll mit diesem Geld umgegangen, so dass nach Abschluss der Aktionen ein ansehnlicher Betrag übrig blieb. Diesen bewahrten wir sorgfältig auf - um gewappnet zu sein, falls weitere Aktionen nötig würden. Jetzt ist die Zeit gekommen, das Geld sinnvoll zu investieren. Alle Aktivisten haben sich einstimmig dafür ausgesprochen, das Geld der Tönisvorster Notärzte-Gemeinschaft zu übergeben."

Der Kampf des Tönisvorster Aktions-Komitees pro Krankenhaus vor nun fast 20 Jahren ist ein lebhaftes Beispiel dafür, dass sich Bürger-Engagement auszahlt: Ende 1996 wurde bekannt, dass das Tönisvorster Krankenhaus aus dem Landesbedarfsplan gestrichen werden sollte. Nach der Ratssitzung am 20. Februar 1997 fanden sich Bürger, die unterschiedlicher kaum sein konnten, zusammen - geeint durch eine tiefsitzende Empörung und den festen Willen, das Krankenhaus zu erhalten. Tags darauf gründete sich das Tönisvorster Aktions-Komitee pro Krankenhaus mit zehn Aktivisten: Sylvia Berndt (heute Lettmann), Dr. Friedhelm Caspers, Irmeli Gerland, Theo Klecker (verstorben), Werner Lessenich, Dr. Rudolf Lohmeyer, Christiane Pohl, Rolf Schumacher, Brigitte Sorgalla (verstorben) und Günter Wolfs. Sie führten fortan in jeder Woche eine medienwirksame Aktion durch, das "Donnerwetter am Donnerstag". Dreh- und Angelpunkt des Komitees war der charismatische Sprecher Günter Wolfs. Unermüdlich und mit dem Willen zum Erfolg suchte er immer wieder den Kontakt mit Fernsehen, Rundfunk und Presse sowie mit Vertretern des Landes und der Krankenkassen. Dort erwies er sich auch als gewiefter Berater und Mann mit Fingerspitzengefühl in kritischen Situationen. Am 11. September 1998 schließlich endete der Kampf mit der Nachricht: "Das Krankenhaus bleibt! Die Landesregierung stimmt zu!" Somit wurde die 58. Aktion eine Freudenfahrt durch Tönisvorst. Schumacher: "Das war ein großer Tag für alle Tönisvorster - und wir sind froh, dass im Krankenhaus noch heute Patienten behandelt werden."

Ein bedeutender Punkt war für die Aktivisten neben dem Erhalt der medizinischen Grundversorgung auch das Notarzt-System. So ist die heutige Unterstützung der Tönisvorster Notärzte-Gemeinschaft nur folgerichtig, zumal ihre Geschichte ebenso von persönlichem Engagement geprägt ist: Als Ende der 80er Jahre auf schmerzvolle Weise deutlich wurde, dass die Anfahrtszeit des Notarztes aus der damals nächstgelegenen Station Kempen für akute Einsätze wie beispielsweise Herzinfarkte zu lang war, gründeten Dr. Klaus Rühl und Dr. Heiner Gertoberens beherzt ein Notarztsystem. Mit ihm fingen sie die ca. 400 Einsätze jährlich von St. Tönis aus auf. Dieses System wurde Anfang der 90er Jahre mit der Gründung einer Notarzt-Station im Ortsteil St. Tönis institutionalisiert. Mit den Jahren wuchs die Zahl auf heute rund 1500 Einsätze, 2004 zog die Gemeinschaft in Betriebsräume. Neben zwölf Notärzten engagieren sich 20 Rettungsassistenten und schieben abwechselnd 24-Stunden-Dienste. Der Bereitschaftsraum wird entsprechend intensiv genutzt und muss mittlerweile dringend renoviert werden. Standortleiter und Notfallmediziner Dr. Heinz-Theo Schölen: "Die Spende kommt uns sehr gelegen, denn unsere Station hat nach elf Jahren eine Überholung nötig."

(RP)
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