Tönisvorst Blinde Studentin hilft bei Action Medeor

Tönisvorst · Für die Düsseldorfer Romanistikstudentin Nina Odenius hat sich ein Wunsch erfüllt. Die junge, blinde Viersenerin machte ein zweimonatiges Praktikum bei Action Medeor in Vorst. Dort arbeitete sie in der Kommunikationsabteilung.

 Praktikantin Nina Odenius an ihrem Arbeitsplatz bei Action Medeor in Tönisvorst. Sie wird umringt von (v.l.:) Pressesprecherin Susanne Haacker, Sarah Träder (Social Media) und Michael Gotzen (Online- und Direktmarketing).

Praktikantin Nina Odenius an ihrem Arbeitsplatz bei Action Medeor in Tönisvorst. Sie wird umringt von (v.l.:) Pressesprecherin Susanne Haacker, Sarah Träder (Social Media) und Michael Gotzen (Online- und Direktmarketing).

Foto: ACHIM HÜSKES

Wenn Nina Odenius an ihr zweimonatiges Praktikum beim Vorster Medikamentenhilfswerk Action Medeor denkt, dann strahlt sie über das ganze Gesicht. "Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit für die Entwicklungshilfe zu arbeiten, ist genau das, was ich später einmal machen möchte", sagt die 25-Jährige, die in Düsseldorf studiert und dort ihren Master of Arts in Romanistik: Kulturkontakte und Kommunikation macht. Für Odenius war es dabei nicht das erste Praktikum, aber dennoch war es etwas Besonderes. Und das aufseiten der jungen Praktikantin wie auch für den Arbeitgeber. Für die Viersenerin war es ein absoluter Wunscharbeitsplatz und für Action Medeor die erste blinde Praktikantin, die dort in den Einsatz kam.

"Als uns ihre Bewerbung vorlag, wir sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen hatten und begeistert waren, kam natürlich die Frage auf, wie realisieren wir ein Praktikum für einen Menschen mit Handicap in unserem Bereich Mako, was für Marketing und Kommunikation steht", gibt Susanne Haacker von Action Medeor ehrlich zu. Doch ganz schnell stellte sich heraus, dass dies überhaupt kein Problem ist. Die 25-Jährige brachte ihren eigenen Laptop mit, der ans Wlan des Medikamentenhilfswerkes angeschlossen wurde. Zudem erhielt die blinde junge Frau Zugang zu den Ordnern, die sie für ihre Arbeit benötigte. "Es ist immer so, dass entweder meine Software auf den Rechner an meinem Arbeitsplatz aufgespielt werden muss oder ich meinen eigenen Rechner mitbringe und nur die entsprechenden Zugänge erhalte", erklärt Odenius.

Im Laufe ihres Studiums hat sie bereits mehrere Praktika gemacht, darunter auch eins in Paris und eins in Düsseldorf bei L'Oreal. Das Kosmetikunternehmen bietet eigens Plätze für Menschen mit Handicap an. Vor dem Hintergrund, dass Odenius von Afrika fasziniert ist, dort auch schon mehrmals war und sie die Entwicklungshilfe besonders interessiert, kam ihr der Gedanke, ein Praktikum bei Action Medeor zu machen, bereits vor rund zwei Jahren auf. Jetzt, wo sich ihr Studium langsam zu Ende neigt und die Masterarbeit ansteht, fasste sie sich ein Herz und bewarb sich. Am 1. August ging es dann los. "Wir haben Nina zuerst einmal überall herumgeführt, ihr alles erklärt und die Kollegen vorgestellt. Dabei waren wir einfach nur überrascht, wie selbstständig Nina ist, wenn sie einmal weiß, wo alles ist", berichtet Susanne Haacker. Ganz wichtig war allen Kollegen bei Action Medeor, dass Besucher, die ins Büro eintreten, direkt mit dem Namen angeredet wurden, damit Odenius wusste, wer gerade im Büro war.

Dank ihrer Ausrüstung konnte die Viersenerin ansonsten absolut unabhängig arbeiten. Sie führte Interviews, schrieb Artikel für das hauseigene Magazin sowie die Internetseiten von Action Medeor und brachte ihre sehr guten Französischkenntnisse ein, denn sie übersetzte Projektbeschreibungen aus dem Französischem ins Deutsche. "Ich habe mich wie ein vollständiges Mitglied im Team gefühlt. Ich hatte meine eigenen Aufgaben und trug ein stückweit Verantwortung. Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht", sagt Odenius. Zudem empfand sie es als hochspannend, einmal hinter die Kulissen des Medikamentenhilfswerks zu blicken und auf diese Weise zu sehen, welche Arbeit geleistet wird, damit die Hilfe weltweit ankommt.

Bei ihrer Arbeit entstand zudem die Idee für das Thema ihrer Masterarbeit. Odenius lernte über Action Medeor eine Frauenrechtsaktivistin aus dem Kongo kennen. "Ich würde gerne das Thema Frauenrechte in Westafrika zu meiner Masterarbeit machen", verrät die blinde junge Frau. Jetzt hat das Wintersemester begonnen. Sie will ihrem Dozenten ganz schnell das Thema vorstellen und hofft auf seine Zustimmung. Jetzt aber freut sich Odenius erst einmal über das hervorragende Praktikumszeugnis, das sie von Action Medeor erhielt.

(tref)
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