Tönisvorst Bastler präsentieren ihre Modellschiffe

Tönisvorst · Die Schiffsmodellbaufreunde zeigten in den Räumen des Seniorentreffs in St. Tönis einige ihrer selbst gefertigten Schätze. Den Bastlern fehlt ein geeignetes Gewässer in der Stadt, wo sie ihre Boote fahren lassen können.

 Die Tönisvorster Modellbauer mit einigen ihrer selbst gefertigten Schiffe. Die waren am Wochenende in einer Ausstellung im Seniorenbüro in St. Tönis zu sehen.

Die Tönisvorster Modellbauer mit einigen ihrer selbst gefertigten Schiffe. Die waren am Wochenende in einer Ausstellung im Seniorenbüro in St. Tönis zu sehen.

Foto: Wolfgang Kaiser

"Elf Freunde müsst ihr sein", so heißt ein Jugendbuch des damaligen Sportreporters Sammy Drechsel. Dies trifft, zumindest was die gemeinsame Liebe zu ihrem Hobby angeht, auch auf die elf Tüftler der Schiffsmodellbaufreunde Tönisvorst zu. Jetzt veranstalteten die Baumeister der Mastsegler, Motoryachten, Seitenraddampfer oder Seenotrettungskreuzer nach Mai 2014 ihre zweite Ausstellung.

Pünktlich zur zweitägigen Schau im Alter-Nativen Seniorentreff an der Kirchstraße 14 in St. Tönis war auch das äußere Erkennungszeichen fertig geworden. Ein weißes T-Shirt mit dem Namen der Gemeinschaft, die der Sprecher der Gruppe, Wolfgang Küntges, spaßeshalber als einen "verrückten Haufen" bezeichnete.

Küntges selbst, ein ehemaliger Techniker und heute 67 Jahre alt, kann sich noch erinnern, dass er schon als Kind aus einfachen Bauteilen das Flagschiff von Columbus, die "Santa Maria", zusammensetzte. In späteren Jahren hatte der St. Töniser in seiner Freizeit viel geschreinert oder Schachfiguren aus Bronze gegossen.

Zu seinem 60. Geburtstag schenkte ihm seine Söhne Ralf und Stefan einen Bausatz des roten Düsseldorfer Feuerlöschbootes. Damit begann seine Leidenschaft aufs Neue. Gerade hat Küntges in nahezu zweijähriger Bauzeit maßstabsgetreu (1:50) das Zollboot "Helgoland" fertiggestellt. Küntges erklärte dazu: "Er war gar nicht so einfach, an die Pläne zu kommen, da das Boot noch in Betrieb ist und sich die Reederei weigerte, Kopien der Pläne zu schicken; erst bei der Obersten Schifffahrtsbehörde in Hamburg war ich dann erfolgreich."

Vor etwa sechs Jahren begann seine erste Suche nach Gleichgesinnten. Und gemeinsam mit Jupp Pallerberg, Michael Mühlenhaus, Herbert Breuer, Friedrich Seifert und mit Armin Rau, der auch in der Zukunftswerkstatt die Gruppen der "Holzbearbeitung" leitet, gründete er dann 2011 den Hobbykreis, der mittlerweile auf elf Mitglieder angewachsen ist.

Etwa 30 Boote, darunter auch Hafenschlepper, die Motoryacht "Tim & Struppi" oder das Hausboot "Tammy", wurden jetzt gezeigt. Einige waren noch nicht ganz fertig. So arbeitet der Vorster Jupp Pallerberg gerade an der Luxus-Yacht "Pegasus". Damit hatte mal ein anderer Bastler angefangen und das Schiff dann mehr als 20 Jahre lang unfertig in seinem Keller verstaut.

Der "Dampf-Experte" der elf Modellbaufreunde ist Armin Rau, der gleich acht seiner Schiffe präsentierte. Der 69-Jährige hatte unter anderem mit einem hölzernen Rumpf und bis ins kleinste technische Detail ausgearbeitet eine dampfbetriebene Pinasse mitgebracht. Rau erklärte: "Eine Pinasse war früher in den Häfen für die dort angelegten Schiffe zuständig, versorgte diese unter anderem mit Ersatzteilen oder mit Lebensmitteln." Rau hat bereits 15 Boote gebaut, dies in akribischer Handarbeit.

Es heißt ja, jemand genügend Wasser unter dem Kiel und damit Glück zu wünschen. Wenn es darum geht, sind die Modellbauer aus Tönisvorst nicht so sehr vom Glück begünstigt. Denn sie suchen bisher vergebens in Tönisvorst für die Ausfahrten ihrer ferngesteuerten Schiffe ein geeignetes Gewässer. "Im Ententeich am Pastorswall ist dies nicht erlaubt und am Baggerloch stören wir die Angler", sagte Küntges. Oft trifft man sich daher an anderen Teichen und Weihern, so in Willich oder Mönchengladbach. In den kommenden kalten Monaten will man einige Male das äußere Lehrschwimmbecken in Kempen nutzen und in der wärmeren Jahreszeit dann wahrscheinlich an den Elfrather See ausweichen.

Einer der Modellbauer ist Friedrich Seifert (70). Der Vorster hatte etwa ein Jahr an einem englischen Torpedoboot gearbeitet, will sich demnächst auch mal an Schiffsrümpfe - bestehend aus dickem Papier - heranwagen. Den Einsteigern rieten die Experten, es erst einmal mit einfachen und in wesentlichen Teilen vorgefertigten Bausätzen zu versuchen.

Das Interesse an der Ausstellung war da, auch Mitglieder aus benachbarten Vereinen schauten vorbei. "Prima, man sieht, welche ungeheure Arbeit darin steckt", sagte nach ihrem Besuch die St. Töniserin Änne Giebig.

(wsc)
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