Tönisvorst Akkordeon-Orchester wird 60 Jahre jung

Tönisvorst · Vor 60 Jahren wurde das Akkordeon-Orchester 1957 St. Tönis gegründet. Ein Glücksgriff in der Vereinsgeschichte war de Bau eines eigenen Clubheims. Mit 250 Mitgliedern ist der Verein einer der größten in Deutschland.

 Das Stamm-Orchester in seiner aktuellen Besetzung ist das älteste Ensemble des Vereins.

Das Stamm-Orchester in seiner aktuellen Besetzung ist das älteste Ensemble des Vereins.

Foto: AKKORDEON ORCHESTER 1957 St. Tönis

Von den ersten drei Mark Aufnahmegeld pro Mitglied kaufte der Vorstand des frisch gegründeten Vereins die Akkordeon-Orchesternoten "Der Spielring, Band 1 und 2" von Curt Bahr. Damit wurde dann die erste Probe am 30. Oktober 1957 im Probenlokal Bruckes bestritten. So beschreibt Rolf Schumacher in der Festschrift des Vereins zum 50-jährigen Bestehen 2007 die bescheidenen Anfänge. In sechs Jahrzehnten hat sich der Verein zu einer respektablen Größe entwickelt, unter dem Dach des Akkordeon-Orchesters 1957 St. Tönis fühlen sich heute sechs Gruppen zu Hause: das Ensemble, das Hobbyorchester, das Stammorchester, die Jugendabteilung, die Karnevalsband "Kölsch Tön-is" und das Mundharmonika-Orchester "Antonius-Harmonists".

 Michaela Bürcks ist die zweite Vorsitzende.

Michaela Bürcks ist die zweite Vorsitzende.

Foto: HERIBERT BRINKMANN

Im schmucken Vereinsheim am Schulzentrum Corneliusfeld führt die zweite Vorsitzende Michaela Bürcks durch die Räume. Das mit jeder Menge Eigenleistung ("bis auf die Dachbalken") errichtete Vereinshaus ist in der Vereinsgeschichte ein Glücksgriff. Der damalige Vorsitzende Helmut Anstütz brachte den Mut und das Engagement dafür mit. Zusammen mit der Turnerschaft als Nachbar erwarb der Verein das Grundstück in Erbpacht von der Stadt. Das gemütliche Haus mit viel Holz bietet für ein Vereinsleben großartige Möglichkeiten. Die Theke lädt zum Feiern ein, der Saal zum Konzertieren und kleinere Räume zum Proben. Und dass die Geselligkeit im Verein nicht ohne Folgen blieb, beweist eine Vielzahl von Fotos von Brautpaaren, die sich im Verein kennengelernt haben.

Heute hat der Verein 250 Mitglieder - auch wenn es schon mal Zeiten mit knapp 500 Mitgliedern gegeben hat. St. Tönis ist einer der größten Akkordeon-Orchester-Vereine in Deutschland - und weist gleich mehrere Formationen auf. Das neueste Ensemble ist "Kölsch Tön-is". Unter dem Motto "Loss mer singe danze fiere 2017" spielte die Band in ihrer vierten Karnevalssession zum ersten Mal unter dem Namen Kölsch Tön-is vor begeisterten Karnevals-Jecken. Das Ensemble ist ein kleines Orchester für anspruchsvollere Musikliteratur, das Stammorchester mit 30 Mitgliedern - das älteste Orchester des Vereins - bietet ein breites Repertoire. Das Hobby-Orchester, das es seit 1983 gibt, legt heute seinen Schwerpunkt auf Unterhaltungsmusik und bekannte Melodien. Heute gehört auch das Mundharmonika-Orchester Antonius-Harmonists dazu - und nicht zu vergessen die Jugendabteilung.

Für Kinder und Jugendliche sollen ab 2018 neue Kurse und Spielgruppen angeboten werden. Kinder ab dem sechsten Lebensjahr erlernen das Instrument beidseitig (Melodie/Diskant- und Bassseite). Jugendliche ab 14 Jahren können "altersgerechte Mukke" einstudieren. Aber auch Erwachsene jeden Alters sind willkommen, egal ob als Anfänger, Erprobte oder Quereinsteiger. Das Erlernen eines Instrumentes mit Freunden und Gleichgesinnten ist das Eine. Hinzukommt, dies in einem Verein zu tun, in dem man sich jederzeit gut aufgenommen und aufgehoben fühlt, in dem man zusammen Feste feiert, zusammen Auftritte gestaltet, Konzertreisen macht und besonders Talentierte einzeln gefördert werden.

Die Jugendabteilung macht in den Herbstferien immer eine Herbergsfahrt. Die Jugendabteilung, das sind 13 junge Erwachsene zwischen 17 und 25 Jahren, die sich ehrenamtlich um die Jugendarbeit im Verein kümmern. Im November gibt es noch einen Übernachtungsabend im Vereinsheim. Ab 2018 wird auch eine Technik AG angeboten. Auch wenn sich in den Kursen schnelle Erfolge einstellen und erste Konzerte locken - der Spaß in der Gruppe hat einen ebenso hohen Stellenwert.

Und der Stellenwert des Akkordeons an sich, gerade bei Jugendlichen? Vielleicht sind Keyboards und Gitarre häufiger nachgefragt. Michela Bürcks betont, dass das Akkordeon vielseitiger ist, als man gemeinhin denke. "Das Akkordeon ist eines der vielseitigsten Instrumente der Welt. Mit dem Akkordeon können völlig unterschiedliche Musikstilrichtungen gespielt werden - von Klassik und Tango bis zur Volksmusik, aber auch Rock und Pop." In Wien, Paris, Bayern, Tirol, Argentinien, auf dem Balkan und in Russland gibt es eigene Traditionen.

Als Stargast zum 60. Jubiläum hat das Akkordeon Orchester 1957 St. Tönis Viktor Romanko verpflichtet. Der Professor ist 1. Preisträger des Internationalen Wettbewerbs in Klingenthal und 1. Preisträger für Improvisationskunst in Russland. Als Anerkennung für besondere Leistungen erhielt er die Auszeichnung "People's Artist of Russia". Die Besucher der Musiknacht am 25. November im Forum Corneliusfeld können ihn als Improvisationskünstler auf dem Knopfgriffakkordeon erleben. Viktor Romanko ist der einzige Künstler der Welt, der die Komposition "Die vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi in eigener Bearbeitung komplett auf dem Bejan spielen kann.

(RP)
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