Heimat genießen - in Tönisvorst Äpfel frisch vom Baum gepflückt

Tönisvorst · Warum Tönisvorst auch Apfelstadt genannt wird, zeigt sich im Herbst ganz deutlich: In den Obstplantagen rund um die Stadt leuchtet es in den Bäumen rot. Der Apfel stellt ein Stück Heimat dar.

Heimat genießen - in Tönisvorst: Äpfel frisch vom Baum gepflückt
Foto: Wolfgang Kaiser

Im Frühjahr ist es das Blütenmeer, das Radfahrer und Fußgänger begeistert, wenn sie auf den Wirtschaftswegen rund um Tönisvorst durch die Obstbaumplantagen unterwegs sind. Es fühlt sich an wie in einem Märchenland, fällt der Blick auf die Millionen von Blüten. Dann sind es die winzig kleinen Äpfel, denen man förmlich bei jeder Tour durch die Natur beim Wachsen zuschauen kann. Im Spätsommer und Herbst wird es ganz schwer. Die rotwangigen Gesellen locken an den Ästen und laden geradezu dazu ein, frisch vom Baum gegessen zu werden.

Heimat genießen - in Tönisvorst: Äpfel frisch vom Baum gepflückt
Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Dass dies schmeckt, kann Markus Steves vom St. Töniser Obsthof nur bestätigen: "Wenn wir pflücken, gehen die Äpfel so frisch in den Verkauf, dass sie wie gerade gepflückt schmecken", bemerkt er lächelnd. Der angehende Obstbaumeister und sein Vater Rudolf Steves bauen seit Jahren auf dem heimischen Hof Äpfel an - und das gleich in verschiedenen Sorten. Das hat nicht nur mit den unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zu tun, sondern auch mit der Tatsache, dass die Apfelsorten zu den unterschiedlichsten Zeiten geerntet werden. Im August geht es mit den frühen Sorten wie Belida und Gala los, dem schließt sich der Elstar an, während die Breaburn-Ernte Anfang November den Abschluss bildet.

Doch egal, ob Elstar, Gala, Wellant, Rubinette, Kanzi, Fuji, Pinova, Pilot, Jonagold, Jonagored, Boskop oder Belida - sie alle fühlen sich auf den Tönisvorster Böden wohl. "Unsere Böden hier sind gut. Sie sind nicht zu sandig. Vielmehr bieten sie eine ausgewogene Sand-Lehm-Mischung, die über eine gute Luftkapazität verfügt", informiert Markus Steves. Es sei einfacher, in trockenen Jahreszeiten zu bewässern, als mit schweren feuchten Böden zu kämpfen, fügt er an. Auf 24 Hektar der insgesamt 38 Hektar großen Obstanbaufläche der Familie Steves stehen Apfelbäume.

Auch das hiesige Klima kommt dem Apfelanbau entgegen. Es ist nicht so warm wie in südlicheren Gefilden, wo Äpfel teilweise mit Sonnenbrand zu kämpfen haben. Beim Apfel kommt es bei zu intensiver Sonneneinstrahlung zu einer Zerstörung der Pigmente. Das drückt sich später darin aus, dass sich der Apfel nicht mehr rot ausfärbt. Die relativ milden Winter kommen dem Apfelanbau ebenfalls entgegen. Bei den Minustemperaturen, die während der Blütezeit der Äpfel vorkommen, hilft die Frostschutzberegnung. "Hätten wir in dieser Zeit allerdings Temperaturen von minus 15 Grad, also richtig kalte Winternächte, dann würde die Schutzberegnung nicht mehr greifen", erklärt Markus Steves. So aber überleben die Blüten, in einen Eispanzer gehüllt, die kalten Nächte. "Was übrigens ein wunderschönes Bild ist", bemerkt der Gärtner, Fachrichtung Obstbau.

In diesem Jahr spielte das Wetter gut mit, sodass auf dem Obsthof eine sehr gute Ernte angelaufen ist. Die frischen Äpfel können die Kunden aber nicht nur zur eigentlichen Erntezeit genießen, die herausragende Qualität gibt es auch noch weit darüber hinaus. Dass die Äpfel immer noch vitaminreich und knackig sind, liegt an der Lagerung. ULO-Lager lautet das Zauberwort. ULO kommt aus dem Englischen und steht für Ultra Low Oxygen, was übersetzt "wenig Sauerstoff" heißt. In speziellen Lagerräumen wird das Obst nach der Ernte eingelagert. In diesen Räumen wird der Sauerstoffgehalt von normal 21 auf durchschnittlich 1,5 Prozent abgesenkt. Zeitgleich wird die Temperatur nach unten gefahren und das entstehende Kohlendioxid mittels Kohlefilter aus der Luft gewaschen. Alles ist computergesteuert.

"Je sortenreiner gelagert werden kann, um so besser ist das. Denn jede Apfelsorte benötigt andere Werte", berichtet Markus Steves. Die einen mögen es ein wenig wärmer, die anderen lieber kühler. Während sich der Boskop bei vier Grad und einem Sauerstoffgehalt von zwei Prozent am wohlsten fühlt, mag der Elstar lieber eine Temperatur von 0,5 Grad und ein Prozent Sauerstoff. Bei diesen Voraussetzungen hält er sich am besten frisch. Der mit modernster Technik eingeläutete "Winterschlaf" der eingelagerten Äpfel versorgt die Kunden weit über die eigentliche Erntezeit hinaus mit Obst, das schmeckt wie frisch gepflückt und entsprechend gesund ist.

(RP)
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