Solingen Zu wenig Lehrer für die neuen i-Dötzchen

Solingen · Bildungsverband VBE und Lehrergewerkschaft GEW schlagen Alarm. Viele Stellen noch nicht besetzt.

Angesichts der zugespitzten Personalsituation in Grundschulen schlagen Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie Verband Bildung und Erziehung (VBE) Alarm. So konnten in Solinger Grundschulen laut GEW acht von zehn Stellen zum neuen Schuljahr bislang nicht besetzt werden, darunter eine Sonderpädagogenstelle. "Es darf nicht sein, dass die Schulleitungen der betroffenen Schulen mit dem Problem allein gelassen werden", erklärte Dirk Bortmann von der hiesigen GEW.

Dabei stellt sich die Situation in der Klingenstadt sogar noch günstiger dar als in Nachbarstädten: In Wuppertal wurden von 48 Stellen 42 nicht besetzt, in Remscheid blieben von 16 Posten 15 offen. Auch wenn, so Bortmann, das Schulministerium jetzt händeringend versucht, durch mehrere Nachrückverfahren diese Stellen noch zu besetzen, ist klar absehbar, dass viele Stellen an den Grundschulen unbesetzt bleiben: Immer mehr hätten ein Problem, die neuen i-Dötzchen mit Klassenlehrern zu versorgen.

Nach den Worten von Jens Merten, Vorsitzender des VBE-Stadtverbandes, würden Solinger Grundschulrektoren inzwischen schier verzweifeln. "Ihnen fehlen Lehrer, die nach den Ferien die neuen ersten Schuljahre übernehmen können." Mertens Fazit: "Schulen stehen vor dem Kollaps."

Eine Ursache für den Lehrermangel ist nach Einschätzung der GEW der durch die Umstellung des Studiums bedingte vorübergehende Rückgang der Masterabsolventen aus den Hochschulen, die in den Vorbereitungsdienst eintreten. So hat sich die Zahl der neuen Referendare in diesem Jahr halbiert. Zulassungsbeschränkungen, zu wenige Studienplätze und teils extreme Anforderungen an das Lehramt Grundschule sowie eine schlechtere Bezahlung als bei anderen Lehrämtern tragen darüber hinaus zu diesem Engpass bei. Auch in den Entlastungsstunden, kritisiert die GEW, sind Grundschullehrer schlechter gestellt. Unter der Überschrift "Belastung senken - Grundschullehrer gerecht bezahlen" hatte die Gewerkschaft denn auch eine Aktion durchgeführt. "Die Reaktion war überwältigend. 360 Kolleginnen und Kollegen haben unterschrieben. Das sind circa 80 Prozent aller an Solinger Grundschulen zurzeit beschäftigten Lehrer", betonte Bortmann. Grundschulpersonalräte der GEW wollen die Unterschriften am morgigen Mittwoch an Solinger Landtagsabgeordnete übergeben.

VBE-Mann Jens Merten fordert als kurzfristige Sofortmaßnahme unter anderem eine Reduzierung der außerunterrichtlichen Tätigkeiten. "Wenn ich überlege, dass zum Beispiel der zeitliche Aufwand für die Dokumentation von Fördermaßnahmen höher ist als die Förderung selber, dann steht der gesamte Zeitaufwand keinesfalls mehr in Relation zum Output, der letztendlich beim Kind ankommt."

(tws)
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