Solingen Zu wenig Klingen in der Stadt?

Solingen · Karen Odenius macht sich für eine Messer- und Werkzeugmeile zur Belebung der Solinger Innenstadt stark. Allein: Das Interesse der Hersteller hält sich offenbar in engen Grenzen.

 Karen Odenius macht sich für die Belebung der Innenstadt stark.

Karen Odenius macht sich für die Belebung der Innenstadt stark.

Foto: Stephan Köhlen

Wer in Solingen über die Einzelhandelssituation an der Hauptstraße spricht, erntet oft Kopfschütteln und resignierendes Abwinken. Die Fußgängerzone in der Innenstadt, so scheint es, hat mancher schon aufgegeben. Zu sehr sind die Laufwege in der City geprägt von der Gegenwart des Hofgartens, der wiederum Händler aus den Clemens-Galerien abzog. Und doch mangelt es nicht an Bemühungen, der abgehängten Einkaufsstraße wieder ein wenig Leben einzuhauchen: Die Umgestaltung des Entenpfuhls zeugt davon, ein Effekt ist aber nicht erkennbar. Der Anlauf für eine Meile mit Systemgastronomie in der unteren Hauptstraße war ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt.

Karen Odenius treibt seit Jahren eine andere Idee um: "Schneidwaren haben Solingen zur Stadt gemacht - wo sind sie im Stadtbild?", fragt die Wahl-Solingerin in einer Präsentation, die sie an Vertreter von Verwaltung, Wirtschaftsförderung, Politik und Industrie verschickte. "Es geht darum, die Kunst des Klingenschleifens greif- und erlebbar zu machen", erklärt Odenius, die beruflich bei der AWO Arbeit und Qualifizierung tätig ist, ihre Initiative zur Belebung der Innenstadt aber privat vorantreibt.

Zusätzlich zu den Lagerverkäufen in verschiedenen Winkeln der Klingenstadt solle das bedeutende Handwerk gebündelt in deren Mitte gezeigt werden - und somit zugleich dabei helfen, Leerstände zu bespielen, betont Odenius, und knüpft außerdem an das zwischenzeitlich aufgekommene Ansinnen einer Gastromeile an der Hauptstraße an: Denn ein kulinarisches Erlebnis dort könne man schließlich mit der Präsentation von Bestecken und anderen Kochutensilien kombinieren. Auch Workshops, etwa im Schleifen oder Polieren, eine Demo-Manufaktur und Kooperationen mit Solinger Museen im Rahmen von Themenwochen bringt sie für den zentralen Ort in der Stadtmitte ins Gespräch. Der Haken an der Idee: Derzeit stößt sie auf wenig Gegenliebe.

Im November suchten Odenius und Immobilienmaklerin Irene Kettenbach, die sich der Initiative anschloss, beim Messer-Gabel-Scherenmarkt in der Gesenkschmiede Hendrichs den direkten Kontakt zu Schneidwarenherstellern. Bei Interesse sollten die sich bis Anfang Dezember melden. Doch lediglich eine E-Mail kam - und in der äußerte ein Anbieter große Zweifel an der Umsetzbarkeit des Vorstoßes: Vor allem das Verhältnis zwischen Mietkosten auf der einen und konkurrenzfähigen Preisen auf der anderen Seite bereitet den Händlern Sorgen. Und ob auswärtige Touristen sich tatsächlich durch ein Schneidwarenangebot in die wenig attraktive Innenstadt verirren würden, stellt das Schreiben ebenfalls in Frage - zumal viele einheimische Käufer wiederum angesichts günstiger Preise bereit seien, die Anfahrt zu den Werksverkäufen auf sich zu nehmen.

Somit, das stellt auch Odenius klar, müssten letztlich viele Akteure, von den Eigentümern über die Politik bis zu den Stadtentwicklern, mit ins Boot, um Rahmenbedingungen für eine funktionierende Meile zu schaffen. Stadtdirektor Hartmut Hoferichter sichert zu, das Thema weiter auf dem Schirm zu haben, verweist aber zugleich auf die fehlende Bereitschaft der Hersteller, ihre Waren in der Innenstadt zu präsentieren. Die habe sich bereits vor eineinhalb Jahren gezeigt, als die Stadt gemeinsam mit Industrie- und Handelskammer und Schneidwarenverband einen ähnlichen Versuch gestartet habe.

Aufgeben will Karen Odenius, zu deren Unterstützern auch Marketingfachmann Professor Lutz Becker gehört, so schnell aber nicht: "Solingen", betont sie, "ist von ihren Gegebenheiten her eine phantastische Stadt, und wir dürfen keine Chancen vergeben."

(ied)
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