Solingen Zeitreise in die Gesenkschmiede der 1950er Jahre

Solingen · Aufmerksam hören die Kinder den Erzählungen von Karl Heinz Berger inmitten der alten Maschinen zu. Von 1954 bis 2001 arbeitete er als Werkzeugmacher in der Gesenkschmiede Hendrichs. Bei der Ferienaktion des Industriemuseums berichtet er den Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren als Zeitzeuge von der schweren Arbeit in der Schmiede.

Einen knochenharten Job mussten die Lehrjungen in den 1950er Jahren verrichten. Mehrere Kilo schwere Gesenke mussten aus den Öfen geholt werden, an denen heiße Temperaturen herrschten und es kaum Luft zum Atmen gab. Tagelang wurde an Maschinen gesessen. "Sich durchsetzen zu können, war als Lehrling sehr wichtig", berichtet er. "Die Gesellen trugen ihre Nase ganz schön hoch. Wir als Lehrjungen hatten zu tun, was von uns verlangt wurde." Interessiert betrachten die Jungen und Mädchen die Öfen und Maschinen. Mit gewissem Stolz erzählt Berger, dass diese in der Fabrik selbst gebaut wurden.

Mit Erstaunen hören die Kinder, dass die Lehrjungen die Fenster der Schmiede mit Spucke reinigten. "Iiih", hört man aus den Reihen der Teilnehmer. Doch Karl Heinz Berger erklärt, dass man aufgrund des Wassermangels improvisieren musste. Auf die Frage, warum Holzboden verlegt wurde, antwortet der langjährige Mitarbeiter der Gesenkschmiede: "Durch das Holz bleiben die möglicherweise runterfallenden Werkstücke direkt auf dem Boden liegen. Bei Beton e bestände die Möglichkeit, dass die gefertigten Teile springen und Beine oder Füße verletzen."

Der Beruf als Schmied ist besonders bei einem kleinen Besucher beliebt. Der Zeitzeuge berichtet allerdings von Temperaturen bis zu 70 Grad, die am Arbeitsplatz des Schmiedes herrschten. Im Winter hingegen war es in manchen Bereichen der Fabrik bitterkalt. Den Kindern wird schnell klar: Die damalige Arbeit war alles andere als angenehm. Doch mit einem Grinsen auf dem Gesicht erzählt der Werkzeugmacher auch von guten Stunden. Fiel die Berufsschule aus, hielten alle Lehrjungen zusammen und gönnten sich ein Bierchen im nahegelegenen Kotten, statt wieder zur Arbeit zu gehen.

(RP)
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