Solingen Zeitreise auf Schloss Burg unternehmen

Solingen · Er reibt den Stein über einen Metallstab. Einmal, zweimal. Funken sprühen, und schon brennt die Watte unter dem Stab. Eine kleine Flamme züngelt empor. "Das hier ist ein Feuereisen", erklärt Paul Krächter und zeigt ein gebogenes Metallteil vor. Dann nimmt er einen Feuerstein und platziert ihn auf einem Stück Zunder. Nun schlägt er mit dem Feuereisen auf den Feuerstein, bis die Funken den Zunder zum Glühen gebracht haben. "Das hat seinen Ursprung in der Eisenzeit", weiß Krächter, der mit seinem Stand den Mittelaltermarkt auf Schloss Burg bereicherte. Er bot historische Feuerzeuge an. Das älteste ist ein runder unglaublich schwerer Stein, aus dem er mit dem Feuerstein ebenfalls Funken schlägt. "Diese Methode ist 40 000 Jahre alt", erklärt er begeistert. Auch Ötzi habe solch einen Stein dabeigehabt. Der Zunder wird aus einem Baumpilz hergestellt. "Bad Fredeburg war für die Zunderschwamm-Herstellung bekannt", erzählt er über seine heimatstadt. Irgendwann wurde der Zunder dann durch eine Baumwoll-Lunte ersetzt. "Und wenn die dann glüht, verbreitet sie einen eigentümlichen Geruch, der auch ins feindliche Lager wehte", weiß Krächter. Daher komme der Ausspruch "Lunte riechen". Den letzten Zunderschwamm-Hersteller in Bad Fredeburg kannte Paul Krächter noch. Es sei ein untergegangenes Handwerk, genau wie das des Lederpunzierers, so der Experte.

 Paul Krächter stellt mittelalterliche Feuerzeuge her und präsentierte sie auf Schloss Burg.

Paul Krächter stellt mittelalterliche Feuerzeuge her und präsentierte sie auf Schloss Burg.

Foto: mak

Am Stand von Sir Robin's Lederwelt konnten die Besucher Hilmar Fritz beim Arbeiten zusehen. "Jedes Muster wird viermal bearbeitet", sagt er. Der Beruf sei ausgestorben, heute würde Leder nur noch maschinell geprägt werden. "Durch die Oberflächenspannung verschwindet das Muster aber irgendwann wieder. Nicht so beim Punzieren, wo die Lederschicht ausgeschnitten wird." Wunderschöne Messerscheiden zeigen, wie meisterlich Hilmar Fritz sein Handwerk beherrscht. Allein für das Nähen einer Säbelscheide braucht er drei Stunden. Durch die Handarbeit wird jedes Stück zum Unikat. "Ich versuche, den Beruf zu erhalten", sagt Fritz. Viel zu sehen und zu erleben gab es beim Mittelaltermarkt. Vom Färben über das Seifensieden bis hin zum Bogen basteln konnten die Besucher selbst Hand anlegen.

Imker Bernhard Kowalczyk hat eines seiner Bienenvölker mitgebracht, das die Kinder begeistert beobachteten. Außerdem gab es an seinem Stand Honig-Produkte wie Wein, Bier, Gummibärchen, Bonbons und Seife. "Ich besuche Märkte sehr gerne", erklärt er. Und der in Burg mache besonders viel Spaß.

In der Kapelle wartete Susanne Nitsch auf die mutigen Besucher. Die, die sich trauten, konnten sich von ihr mittelalterlich trauen lassen. So wurde das Wochenende zu einem echten Erlebnis.

(sue)
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