Solingen Wupperhof (nicht) von Außenwelt abgeschnitten

Solingen · Wegen einer Vollsperrung des Odentaler Wegs und einer kaum ausreichenden Beschilderung an der Umleitung sieht Inhaberin Monika Bennert ihre Existenz bedroht. Die Technischen Betriebe Solingen wollen kurzfristig reagieren.

 Der Wupperhof ist von Witzhelden aus erreichbar - auch wenn die Beschilderung nicht darauf schließen lässt. Inhaber Lutz Bennert wünscht sich den Zusatz: Zufahrt Wupperhof frei.

Der Wupperhof ist von Witzhelden aus erreichbar - auch wenn die Beschilderung nicht darauf schließen lässt. Inhaber Lutz Bennert wünscht sich den Zusatz: Zufahrt Wupperhof frei.

Foto: Stephan Köhlen

Das Rauschen der Wupper ist das einzige, was man gestern Morgen am Wupperhof hört. Kein Auto kommt vorbei, kein Lastwagen. Doch was nach bergischer Idylle an der Stadtgrenze zu Leichlingen klingt, ist für Monika und Lutz Bennert vom Landhaus Wupperhof eine existenzbedrohende Katastrophe.

Solingen: Wupperhof (nicht) von Außenwelt abgeschnitten
Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Wegen der Erneuerung der Straßendecke ist der aus Solingen zum Wupperhof führende Odentaler Weg seit gestern voll gesperrt. Die ausgeschilderte Umleitung führt über den Balkhauser Weg nach Witzhelden, Herscheid und schließlich zum Wupperhof - vorausgesetzt, die Autofahrer lassen sich von der Beschilderung an der L 427, die von Witzhelden zum Wupperhof führt, nicht abschrecken: "Keine Wendemöglichkeit" steht an einem Schild, das an der aufgestellten Warnbake hängt, "Anwohner bis Baustelle frei" auf einem anderen. Aber nichts weist darauf hin, dass das Restaurant der Bennerts über diesen Weg zu erreichen ist.

"Für uns ist das mehr als bedrohlich", sagt Inhaberin Monika Bennert. Erst Recht an Ostern, das für sie als Gastronomen genau so wichtig sei wie Weihnachten. Im vergangenen Jahr waren die 65 Plätze im Landhaus um diese Zeit vor den Feiertagen längst ausgebucht, jetzt haben sie für Ostermontag einige wenige Reservierungen, für Ostersonntag eine. "Die Gäste überlegen sich verständlicherweise, ob sie den Umweg auf sich nehmen. Und Gäste, die sich hier nicht auskennen, finden den Weg gar nicht erst", sorgt sich die 66-Jährige.

Die größte Befürchtung von Monika Bennert: Dass sie an Ostern alleine da sitzt mit den Angestellten, die sie auch bezahlen muss, wenn keine Gäste da sind, und mit den Lebensmitteln, die schon bezahlt sind, auch wenn niemand kommt, um sie zu essen. Eine Kostprobe davon haben die Bennerts bereits am vorigen Wochenende bekommen, als die Baustelle noch nicht eingerichtet war, die entsprechenden Schilder aber schon standen: "Am Samstag waren zwölf Gäste da, sonst sind es 40 oder 50", sagt Lutz Bennert. "Die Leute haben nur das Schild Vollsperrung gesehen und sind deshalb den Odentaler Weg auch nicht runter gefahren", ist er überzeugt. "Trotzdem müssen wir uns immer so vorbereiten, als ob abends Gäste kommen", sagt Monika Bennert.

Sie und ihr Mann hätten sich einen anderen Umgang der Stadt mit der ganzen Situation gewünscht. "Wenn man uns beispielsweise vier Wochen vorher informiert hätte, hätten wir noch reagieren können. So haben wir vor eineinhalb Wochen die Schilder gesehen. Zudem muss es doch möglich sein, beispielsweise durch Beschilderung auf unser Restaurant aufmerksam zu machen." Die Technischen Betriebe, erklärt Stadtsprecher Lutz Peters auf Nachfrage unserer Redaktion, wollten sich darum kümmern, dass ein solches Schild nun noch aufgehängt werde. "Ansonsten war es Teil der Aufgaben der ausführenden Firma, die Anwohner über Schreiben über die Maßnahmen zu informieren." Frühestens in einer Woche, spätestens jedoch am 11. April sollen die Arbeiten beendet sein. "Wie schnell sie fertig sind, hängt vom Wetter ab", erklärt Lutz Peters.

Für die Eheleute, die das Restaurant seit zehn Jahren betreiben, ist es der nächste Tiefschlag in einer Reihe von Tiefschlägen: 2009 wurde ihr 750 Jahre altes Fachwerkhaus durch einen Brand schwer beschädigt, acht Monate mussten sie schließen. Weil das Gebäude unterversichert war, blieben sie auf hohen Kosten sitzen. Die finanzielle Schieflage führte zur Zwangsversteigerung zu Beginn dieses Jahres, die jedoch ohne Zuschlag für einen Bieter endete.

Jetzt wünscht sich Monika Bennert nur noch eins: Dass doch ein paar Gäste zu Ostern den Weg zu ihnen finden. "Da würden wir uns wahnsinnig freuen."

(RP)
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