Oberbürgermeister-Wahl Wolfgang Teuber - der etwas andere Kandidat

Solingen · Wolfgang "Coco" Teuber tritt bei der Oberbürgermeister-Wahl am 13. September als unabhängiger Kandidat gegen Frank Feller (CDU), Tim Kurzbach (SPD/Grüne) sowie die ebenfalls parteilosen Einzelbewerber Hakan Canik und Friedhelm Funk an.

 Wolfgang "Coco" Teuber tritt für klare Worte in der Politik ein: "Ich lasse mich nicht verbiegen".

Wolfgang "Coco" Teuber tritt für klare Worte in der Politik ein: "Ich lasse mich nicht verbiegen".

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Im "Hitze-Frei" könnte der Besucher fast glauben, die Wahl sei bereits gelaufen. Es ist 11 Uhr, als "Coco" Teuber an diesem Morgen das Restaurant an der Ohligser Grünstraße betritt. Noch sind lediglich wenige Tische besetzt, die Mittagsgäste werden erst später erwartet - doch als der schmächtige Mann mit der roten Lederhose, dem abgewetzten Jackett und den vielen Ketten und Armreifen plötzlich im Raum steht, ist die Stimmung mit einem Mal beinahe so wie in einer Parteizentrale nach einem großen Wahlerfolg.

"Coco" Teuber ist wohl der schillernste Kandidat, der sich je anschickte, als Oberbürgermeister in das Solinger Rathaus einzuziehen. Und geht es nach den Gästen, die an diesem Vormittag im "Hitze-Frei" sind, ist das Rennen längst entschieden. Applaus brandet auf, die Leute lachen - "Coco" Teuber jedenfalls ist in diesem Moment für alle nur der "Herr Oberbürgermeister".

Es sind Augenblicke wie jene, in denen der 68-Jährige, der Sonntag OB werden will, vielleicht am nächsten bei sich selbst ist. Der Mann, der in den 60ern die Solinger Musikszene mitprägte, der Künstler, der später das Kellerkino in der Beckmann-Brauerei zu einer heute fast schon legendären Institution entwickelte und der auch in der Cobra mitwirkte - "Coco" Teuber hat schon viele Rollen gespielt. Doch eines zog sich stets wie ein roter Faden durch sein Leben: "Coco" stand immer im Mittelpunkt. Und das wäre gewiss auch der Fall, würde dem Ohligser die Sensation gelingen, indem er Tim Kurzbach (SPD / Grüne), Frank Feller (CDU), Hakan Canik (parteilos) sowie Friedhelm Funk (parteilos) im Rennen um den Chefsessel im Rathaus hinter sich ließe.

Wolfgang Richard Hilmar Teuber, am 8. Mai 1947 zu Solingen-Ohligs in einer bürgerlichen Familie mit zwei älteren Geschwistern (ein Zwillingsbruder starb kurz nach der Geburt) zur Welt gekommen, punktet im Wahlkampf, soweit sich das einschätzen lässt, vor allem dadurch, dass er im Vergleich zu den anderen Kandidaten das absolute Kontrastprogramm bietet. Ein Programm, das bei Lichte betrachtet gar kein richtiges Programm, sondern ein radikaler Alternativentwurf zu allem ist, was für gewöhnlich von einem Bewerber um das höchste Amt in einer deutschen 160 000-Einwohner-Großstadt erwartet wird.

Die Diplomatie der leisen Töne? Nicht "Cocos" Sache. Das größte Problem Solingens sind in seinen Augen zwar auch die Schulden. Doch dann muss man als OB eben mal nach Berlin fahren und mit der "Frau Merkel richtig reden", meint Teuber, der ohnehin für klare Worte in der Politik eintritt. So sollten die Menschen viel öfter in Entscheidungen miteinbezogen werden. Teuber: "Ich bin für ganz viel Bürgerbeteiligung".

Und für mehr E-Mobile; und für mehr Solidarität mit Flüchtlingen; und für Coffeeshops in Solingen; und gegen das Elend von Menschen, die auf der Straße leben . . . Die Liste ließe sich noch eine Weile fortsetzen, wobei "Coco" Teubers größtes Verdienst vielleicht gar nicht das eigentliche Benennen von Problemen ist, sondern die Art und Weise, wie er über sie redet: authentisch und liebenswert. Und wozu dann auch so Sätze gehören wie dieser: "Ich will nicht den selben Fehler wie Barack Obama machen und zu viel versprechen".

Denn eines ist "Coco" ebenfalls wichtig. Seine Bewerbung ist nicht nur ein Jux. "Ich will OB werden. Es gibt zwei ,Cocos'". Auch aus diesem Grund war der Künstler neulich beim Friseur und hat sich die Haare abschneiden lassen. Dass er deshalb aber ein anderer als bisher wird, müssen seine Freunde und Fans indes nicht fürchten. "Ich lasse mich nicht verbiegen", sagt Teuber. Nicht als Mensch. Und auch nicht als möglicher OB.

(or)
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