Solingen Wohnungen für Flüchtlinge stehen leer

Solingen · Da weniger Schutzsuchende wie gedacht gekommen sind, will Stadt reservierten Wohnraum verringern.

 Blick in ein Zimmer des Flüchtlingshauses Jaspersstraße. Zusätzlich zu solchen Unterkünften hat die Stadt auch Privatwohnungen angemietet.

Blick in ein Zimmer des Flüchtlingshauses Jaspersstraße. Zusätzlich zu solchen Unterkünften hat die Stadt auch Privatwohnungen angemietet.

Foto: mak (Archiv)

Die Zahlen zeigen eindeutig nach unten. Während der zurückliegenden Monate machten sich die in ganz Deutschland rückläufigen Flüchtlingszahlen auch in Solingen bemerkbar. Hatte die Stadt Ende vergangenen Jahres für 2016 noch mit fast 5000 Neuankömmlingen gerechnet, so wurden die Zahlen bereits im Frühsommer auf nur noch 100 Flüchtlinge pro Monat korrigiert.

Eine Entwicklung, die sich inzwischen auch in den im Laufe der vergangenen Monate eilig errichteten beziehungsweise angemieteten städtischen Unterkünften bemerkbar macht. So stehen in der Klingenstadt derzeit rund 50 Wohnungen, die für Flüchtlinge vorgesehen sind, leer, wobei von diesen nur etwa die Hälfte für bestimmte Familien reserviert ist. Das bestätigte jetzt der für Flüchtlingsfragen zuständige Koordinator im Rathaus, Dirk Wagner, auf Anfrage.

So wie beispielsweise in einem Wohnhaus im Osten der Stadt, wo der Besitzer des Gebäudes schon seit Monaten auf seine neuen Mieter wartet - und sich so seine Gedanken macht. "Es ist zwar schön für mich, dass ich jeden Monat Geld von der Stadt überwiesen bekomme", betonte der Solinger nun im Gespräch mit unserer Redaktion. Aber gleichzeitig könne dies ja eigentlich nicht im Sinne des Steuerzahlers sein, so der Hauseigentümer.

Tatsächlich ist es das auch nicht, wie Koordinator Wagner unterstreicht. Denn immerhin schlagen die Kosten für die angemieteten, jedoch nicht genutzten Objekte nach vorsichtigen Schätzungen innerhalb der Verwaltung monatlich mit einem Betrag rund 9000 Euro zu Buche.

Aus diesem Grund wollen die verantwortlichen Beamten im Rathaus in Zukunft verstärkt das Gespräch mit jenen Vermietern über eine Beendigung der Mietverhältnisse suchen, deren Wohnungen nach menschlichem Ermessen kaum noch für eine Belegung mit Flüchtlingen infrage kommen. "Dabei handelt es sich in der Hauptsache um Wohnraum, der relativ weit außerhalb liegt und sich darum für eine Einquartierung der Menschen nur bedingt eignet", sagte Dirk Wagner.

Gleichwohl müsse die Stadt auch in Zukunft eine ausreichende Zahl an Wohnungen vorhalten, betonte der Flüchtlingskoordinator. Denn zum einen sei angesichts der augenblicklichen weltpolitischen Lage unklar, wie sich die Flüchtlingssituation weiter entwickeln werde. So erwarte die Stadt für den Herbst erneut eine größere Zahl an vom Land zugewiesenen Menschen, sagte Dirk Wagner. Und zum zweiten gehe es darum, für die jeweiligen Flüchtlinge solche Unterkünfte bereitzustellen, die zu den Betroffenen passten.

So achten die zuständigen Stellen in der Solinger Stadtverwaltung beispielsweise darauf, Flüchtlinge, die verfeindeten Religionsgemeinschaften angehören, möglichst nicht in einem Wohnhaus zusammen unterzubringen. So sollen von vornherein Streitigkeiten oder andere Schwierigkeiten verhindert werden.

(or)
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