Solingen Wohnungen auf Gießerei-Gelände möglich

Solingen · Vor einem Jahr kam das endgültige Aus der traditionsreichen Eisen- und Stahlgießerei Grossmann. Den zuletzt verbliebenen 112 Mitarbeitern wurde gekündigt, heute stehen die Hallen fast komplett leer. Der Boden wird untersucht.

 Das Gelände der Gießerei Grossmann ist fast komplett leergeräumt. Jetzt wird über die Vermarktung ver Immobilie gesprochen.

Das Gelände der Gießerei Grossmann ist fast komplett leergeräumt. Jetzt wird über die Vermarktung ver Immobilie gesprochen.

Foto: Köhlen

Die Nachricht vom endgültigen Aus kam Mitte Juni vergangenen Jahres. Der Insolvenzverwalter der 1853 gegründeten Eisen- und Stahlgießerei Grossmann erklärte vor Jahresfrist den 112 verbliebenen und mittlerweile längst gekündigten Mitarbeitern, dass das Solinger Traditionsunternehmen nicht mehr zu retten sei. Das hatte sich schon einige Monate zuvor abgezeichnet, als im April 2016 die letzten Teile gegossen worden waren.

Insolvenzverwalter Dr. Marc d'Avoine hat binnen Jahresfrist fast alle Maschinen und Anlagen der einstigen Gießerei per Internet-Auktion und über den Freihandverkauf veräußern können. Dass Gläubiger aber am Ende des Verfahrens Geld sehen, das schloss der Insolvenzverwalter schon vor einigen Monaten aus: "Von Beginn an war die Quotenaussicht für Gläubiger null", so der Rechtsanwalt. Immerhin: "Das Gelände ist fast komplett leergeräumt", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Gleichzeitig bestätigt der Insolvenzverwalter, dass es Gespräche mit der Bank und der Stadt beziehungsweise der Wirtschaftsförderung bezüglich der Verwertung des 43.000 Quadratmeter großen Grundstücks gebe. Oberbürgermeister Tim Kurzbach und Stadtdirektor Hartmut Hoferichter, die Wirtschaftsförderung, der Insolvenzverwalter und die Gläubigerbank haben dabei "ein abgestimmtes Vorgehen" vereinbart. "Wegen des Datenschutzes darf ich Details nicht offenlegen. Die Vereinbarungen zielen indes auf eine geordnete Entwicklung im Sinne der Nachbarschaft und der Stadt Solingen, wobei uns die gute Qualität der neuen Nutzung wichtig ist", sagt Dr. Marc d'Avoine.

Obwohl Oberbürgermeister Tim Kurzbach und auch die Wirtschaftsförderung sich bislang dafür ausgesprochen hatten, auf dem Grossmann-Gelände weiter eine gewerbliche Nutzung zu favorisieren, ist eine Wohnbebauung zumindest in Teilbereichen nicht mehr gänzlich ausgeschlossen. "Traditionell war eine gewerbliche Nutzung. Ob auf Teilparzellen Flächen umgewidmet werden können, steht noch zur Diskussion", sagt der Insolvenzverwalter. Klar ist: Eine Gießerei wird es an der Wittkuller Straße nicht mehr geben. Diese hatte bislang Bestandsschutz. "Aber alles, was jetzt neu kommt, unterliegt dem heutigen Baurecht. Selbst wenn die Grossmann-Hallen erhalten bleiben, muss eine Nutzungsänderung beantragt werden", heißt es. Das Gelände müsse vor einer neuen Nutzung jedoch frei von wassergefährdenden Stoffen sein - der Boden darf nicht belastet, das Grundwasser nicht verunreinigt sein. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass Schadstoffe im Boden wie im Grundwasser sind, zumal es sich in all den Jahren um ein Gießerei-Gelände gehandelt hat.

Eine entsprechende Bodenuntersuchung ist von der Bezirksregierung in Auftrag gegeben worden. "Das Ergebnis liegt uns noch nicht vor", sagt Peter Vorkötter vom Stadtdienst Natur und Umwelt. Zuständige Behörde im ersten Jahr der Insolvenz ist die Bezirksregierung Düsseldorf. Danach bekommt der Solinger Stadtdienst Natur und Umwelt die Grossmann-Akten zur weiteren Bearbeitung überreicht.

Private Investoren haben so oder so Interesse an dem über 40.000 Quadratmeter großen Grundstück. "Die erwarten Vertraulichkeit, die habe ich natürlich zugesichert", sagt der Insolvenzverwalter. Er geht davon aus, dass das Insolvenzverfahren "noch mehrere Jahre dauern wird, schon wegen der geordneten Verwaltung der Immobilie".

(uwv)
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