Solingen Wirtschaftsbeziehung zu Israel vertiefen

Solingen · Grisha Alroi-Arloser von der Deutsch-Israelischen Auslandshandelskammer stellte das Land als Handelspartner vor.

Der reine Städteaustausch mit Ness Ziona, das war zu wenig. "Ich habe mir ein inhaltliches Thema gewünscht", erklärte Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Die Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen mit Israel kristallisierte sich als spannende Aufgabe heraus. Deshalb stellte gestern Grisha Alroi-Arloser auf Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Wirtschaftsförderung im Gründer- und Technologiezentrum Israel als Wirtschaftspartner näher vor.

Alroi-Arloser ist Geschäftsführer der Deutsch-Israelischen Auslandshandelskammer in Tel Aviv und bestens über die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder informiert. Bislang bestehen von Solingen nach Israel kaum nennenswerte wirtschaftliche Kontakte, stellte der Oberbürgermeister fest. "Die Beziehung zu Israel liegt mir persönlich am Herzen", betonte Kurzbach.

Frank Balkenhol, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, führte Solingen abseits der Schneidwarenindustrie als Wirtschaftsstandort ein. Er nannte als Anknüpfungspunkte die Unternehmen der Oberflächenbeschichtung, den 3D-Druck oder die Süßwarenindustrie. Gegenüber den anwesenden Unternehmensvertretern präsentierte sich die IHK als Ansprechpartner in Fragen des Außenhandels. "Wir sind da sehr breit aufgestellt. Nicht viele Unternehmen wissen das", sagte Beatrice Achim von der Industrie- und Handelskammer.

Grisha Alroi-Arloser stellte in seiner Präsentation Israel als Wirtschaftspartner vor. Er wuchs in Bergisch Gladbach auf und leitete vier Jahre die israelische Botschaft in Bonn. "Israel wird meist mit Konflikt, Terror und Siedlung in den Medien dargestellt", betonte er. Dabei sei das Land weitaus vielschichtiger, das er scherzhaft als "Silicon Wadi" bezeichnete. Denn im Unterschied zur kalifornischen Technologieschmiede seien die Flussläufe im Nahen Osten ausgetrocknet.

Der Vergleich mit dem Silicon Valley scheint treffend: Nur aus Nordamerika sind mehr Unternehmen an der NASDAQ-Börse notiert als aus Israel, und dort gibt es pro Kopf nach den USA die meisten Start-Up-Unternehmen. Viele deutsche Konzerne hielten hier Ausschau nach Technologie, so Alroi-Arloser.

Dass Israel eines der führenden High-Tech-Länder ist, hat für ihn mehrere Gründe: Die militärische Notlage, die Wasser- und Nahrungsmittelknappheit und die massenhafte Einwanderung forderten über Jahrzehnte Erfindergeist. Zudem beflügelten mentale Faktoren das Unternehmertum: der Glaube an Machbarkeit, Risikobereitschaft, die Akzeptanz des Scheiterns, die als "Chuzpe" bekannte Durchsetzungsfähigkeit und die Lust, Autoritäten herauszufordern.

Für Deutschland ist Israel längst ein bedeutender Handelspartner im Nahen und Mittleren Osten; das deutsche Handelsvolumen sei nur mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi Arabien größer. Große deutsche Konzerne investierten in den vergangenen Jahren in israelische Unternehmen. "Die Kooperationsmöglichkeiten liegen auf dem Tisch", schloss Alroi-Arloser seinen Vortrag.

(bjd)
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