Jürgen Hardt "Wir werden auch mit Trump zusammenarbeiten"

Solingen · Der CDU-Bundestagsabgeordnete und transatlantische Koordinator zeigte sich vom Ausgang der US-Wahlen nicht überrascht.

Hat Sie der Wahlsieg von Trump überrascht ?

Hardt Jein. Ich war Anfang Oktober noch einmal für Gespräche in Florida. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Unterstützer von Donald Trump viel entschlossener und engagierter als die von Clinton aufgetreten sind.

Wäre Ihnen Clinton lieber gewesen?

Hardt Wir werden auch mit Präsident Trump zusammenarbeiten und hoffen, an die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der letzten Jahre anzuknüpfen. Die außenpolitische Haltung einer Präsidentin Clinton wäre - aufgrund ihrer Zeit als Außenministerin - für uns jedenfalls zunächst einfacher einzuordnen gewesen.

Trump hat keinerlei politische Erfahrung. Im Wahlkampf hat er die abenteuerlichsten Dinge aus meiner Sicht gesagt. Gehen wir unruhigen Zeiten entgegen?

HArdt Wir sind gut beraten, als Europäer unnötigen Streit hinter uns zu lassen und sich einer vertieften Zusammenarbeit in der Außen- und Sicherheitspolitik sowie in der Wirtschaftspolitik zuzuwenden. Die Notwendigkeit für uns Europäer und speziell für uns Deutsche, mehr Verantwortung zu übernehmen und mehr in die Waagschale zu werfen - auch im militärischen Bereich - wird unter Donald Trump weiter zunehmen.

Bleibt die USA unter Trump ein verlässlicher Partner der NATO und ein Freund der Europäer?

Hardt Die absehbar dichte internationale Agenda erfordert eine enge Abstimmung: Die Bekämpfung des IS, der Umgang mit Russland - dies sind alles Themen, die im NATO-Bündnis besprochen werden müssen. Ich setze darauf, dass Donald Trump sich sehr rasch der Bedeutung der transatlantischen Partnerschaft bewusst wird und sie als ein ganz wichtiges Instrument im Interesse der US-amerikanischen Außenpolitik zu nutzen weiß.

Was bedeutet der Wahlsieg für die Politik der Bundesrepublik?

Hardt Ich gehe davon aus, dass das Telefonat von Präsident Trump mit Bundeskanzlerin Merkel zu einem der ersten Gespräche gehören wird. Spätestens beim geplanten NATO-Gipfel im Frühjahr 2017 wird es zu einer ersten regulären Begegnung kommen. Angesichts der Bedeutung der deutsch-amerikanischen Beziehungen kann ich mir aber auch vorstellen, dass beide Seiten nach geeigneten Möglichkeiten suchen, auch unabhängig davon bald zu einem persönlichen Zusammentreffen zu gelangen.

(RP)
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