Solingen "Wir sind dem Tuberkel auf der Spur"

Solingen · Ein Fall von ansteckender Lungentuberkulose ist in der Klingenstadt aufgetreten. Der Stadtdienst Gesundheit kündigte gestern an, dass voraussichtlich mehr als 150 Personen aus dem Umfeld des Erkrankten getestet werden müssen.

 Joachim Eichenberg, Jan Welzel und Dr. Annette Heibges (v.l.) informierten gestern über den Tuberkulose-Fall.

Joachim Eichenberg, Jan Welzel und Dr. Annette Heibges (v.l.) informierten gestern über den Tuberkulose-Fall.

Foto: Uwe Vetter

Ein junger Solinger ist an einer ansteckenden Lungentuberkulose erkrankt. Seit Ende November wird er in der Isolierstation eines Krankenhauses behandelt. "Mit diesem Fall wird nun eine entsprechende Maschinerie des Stadtdienstes Gesundheit in Gang gesetzt", erklärte gestern Morgen der zuständige Dezernent Jan Welzel. Wegen der Ansteckungsgefahr werden und wurden bereits Kontaktpersonen informiert. "Wir sind dem Tuberkel auf der Spur", sagte Welzel, "zur Panik besteht aber kein Grund."

Das sehen auch der Leiter des Gesundheitsamtes, Joachim Eichenberg, und seine designierte Nachfolgerin Dr. Annette Heibges so. "Die Kontaktpersonen selbst sind nicht ansteckend. Wir suchen die Quelle", sagte Eichenberg und ergänzte: "Tuberkulose geht nicht von selbst weg. Sie muss behandelt werden." Sie sei aber gut behandelbar mit Medikamenten, auch wenn das eine Weile dauert. Mögliche Anzeichen für eine Tuberkulose-Erkrankung können - über einen längeren Zeitraum - Husten, Gewichtsverlust oder Nachtschweiß sein. Derlei Symptome sind aber auch auf vieles andere zutreffend, von daher ist eine offene TBC schwer zu diagnostizieren.

Tuberkulose wird von Bakterien ausgelöst, die beim Husten ausgestoßen und eingeatmet werden. Über Speisen und Getränke werden sie nicht übertragen. Nach Angaben des Stadtdienstes Gesundheit entsteht zunächst ein kleiner Herd in der Lunge, den Abwehrzellen einkapseln. Im Röntgenbild ist dieser Herd nicht zu erkennen - die Betroffenen wissen selbst nichts von ihrer Ansteckung. Und nicht bei jedem Infizierten bricht die Tuberkulose überhaupt aus. Lediglich bei fünf bis zehn Prozent der Infizierten. Insbesondere geschieht das bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr. Dabei vermehren sich die Bakterien und die Krankheit wird im Röntgenbild sichtbar. "Greift die Krankheit in einem späten Stadium auf das Bronchialsystem über, spricht man von einer offenen Tuberkulose, die ansteckend ist", so der Stadtdienst Gesundheit. Noch gestern Abend kam es zu einer Infoveranstaltung in der Kindertagesstätte Fuhr in Wald, wo der junge Mann ein Praktikum absolvierte. Zur Schule gegangen ist er in das Friedrich-List-Berufskolleg, in einer Wohngruppe der Jugendhilfeeinrichtung Halfeshof wohnt er.

"Viele Menschen sind betroffen, von daher haben wir den Fall öffentlich gemacht", sagte Dezernent Jan Welzel. Er verwies auch darauf, dass das Infektionsschutzgesetz vorschreibt, dass Kontaktpersonen sich untersuchen lassen müssen. "Kontaktpersonen sind all jene, die in den sechs Monaten vor Auftreten der Krankheit acht Stunden oder mehr mit einem Erkrankten in einem geschlossenen Raum verbracht haben", erklärte Dr. Annette Heibges.

Die stellvertretende Leiterin des Stadtdienstes Gesundheit geht davon aus, dass zunächst 150 Personen aus der Kindertagesstätte in Wald, dem Berufskolleg in der Stadtmitte und aus der Jugendhilfeeinrichtung sowie dem persönlichen Umfeld des Erkrankten untersucht werden müssen. "Es werden aber noch mehr werden", sagte Annette Heibges und versicherte: "Es werden alle Maßnahmen ergriffen, die notwendig sind."

Mitarbeiter des Stadtdienstes werden in die Einrichtungen gehen und die Untersuchungen vornehmen. Es darf jedoch nicht zu früh getestet werden - erst acht Wochen nach dem letzten Kontakt mit dem Erkrankten sei das Ergebnis aussagefähig, sagte Heibges.

Ältere Kinder und Erwachsene werden mit einem Bluttest und bei Bedarf mit einer Röntgenuntersuchung der Lunge getestet. "Bei kleineren Kindern erfolgt der Test über die Haut", sagte Annette Heibges.

Kontaktnummer bei Fragen: Telefon 290 25 12 (Beate Wagner, Stadtdienst Gesundheit).

(uwv)
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