Solingen Willkommensbibliothek für Flüchtlinge

Solingen · Es startet ein Projekt, zu dem ein spezielles Medienangebot und die offene Gesprächsrunde "Dialog in Deutsch" gehört.

Es sind viele junge Menschen, die noch nicht lange in Deutschland, noch nicht lange in Solingen sind, die derzeit in die Stadtbibliothek kommen: Sie nutzen den niederschwelligen Zugang zu Medien, zu Zeitungen und Internetplätzen, zu Wörter- und Grammatikbüchern.

"Wir haben in den letzten Monaten an den Informationen und Anmeldungen so viel Englisch gesprochen wie nie zuvor", sagt Bibliothekarin Petra Pastore. Man merke deutlich, sagt sie, dass die Flüchtlinge da sind - und wolle darauf mit einem umfangreichen Flüchtlingsprojekt reagieren: "Man liest und hört tagtäglich, dass immer mehr Flüchtlinge kommen. Da haben wir gedacht, dass wir etwas tun müssen", sagt Bibliothekarin Eva Hendrichs.

Als erster Teil des Projekts wurde die Willkommensbibliothek in der ersten Etage der Stadtbibliothek eröffnet. Hier gibt es zweisprachige Bilderbücher, genauso wie Bücher, die deutsche Grammatik oder deutsche Wörter in Bildern erklären. "Der Medienbestand ist darauf ausgerichtet, erste Anlaufstelle zu sein", so Hendrichs.

Beim Bestandsaufbau haben sie sich nach Empfehlungen der Sozialarbeiter in den Flüchtlingsheimen gerichtet. "Wir haben Medien auf Arabisch, Albanisch und Serbokroatisch genauso wie Englische oder Französische", so Hendrichs. Sortiert sind sie nach drei Themenkreisen: Deutsch lernen, Lesen und Leben in Deutschland. Zu Büchern kommen CDs und DVDs sowie Ting- und Tiptoi-Hörstifte. "Wir haben glücklicherweise Anfang des Jahres eine Spende des Freundeskreises der Stadtbibliothek erhalten, die die Anschubfinanzierung möglich gemacht hat", sagt Hendrichs.

Am morgigen Dienstag, 1. September, wird ein zweites Angebot innerhalb des Flüchtlingsprojekts starten: Erstmals laden die Stadtbibliothek und die Solinger Freiwilligen Agentur zum "Dialog in Deutsch" ein. Nach dem Vorbild des sehr erfolgreichen, gleichnamigen, von den Hamburger Bücherhallen entwickelten Projekts soll es in den offenen, kostenlosen Gesprächsrunden zwischen Ehrenamtlern und Deutsch-Lernenden um den praktischen Umgang gehen. "Es geht um das Einüben der Sprache zusätzlich zum Sprachkurs", sagt Petra Pastore.

"Das Team der Freiwilligen Agentur hat direkt hinter dieser Idee gestanden, und wir haben enorm viel positive Resonanz bei den Ehrenamtlern gefunden", so Hans-Reiner Häußler, Vorsitzender der Solinger Freiwilligen Agentur. 30 Ehrenamtler haben bereits eine Schulung absolviert, um das Projekt zu unterstützen. Durch den engen, auch räumlichen Kontakt zur Volkshochschule soll das Angebot von den dort in Sprachkursen Lehrenden publik gemacht werden. Zunächst soll zwei Mal im Monat jeweils eine Stunde die Möglichkeit zum Gespräch gegeben werden. Unterstützt wird das Projekt, das in der Willkommensbibliothek stattfindet, mit Fördermitteln des Landes.

Um auf das Angebot der Stadtbibliothek aufmerksam zu machen, sollen künftig Bücherkisten direkt in die Flüchtlingsheime gebracht und dort als "Bibliotheken im Kleinen" von den Sozialarbeitern betreut werden. "Wir haben dafür Landesmittel beantragt und hoffen, dass diese bald zugeteilt werden", so Eva Hendrichs. Zudem wird es auch Flyer und Anmeldeformulare in mehreren Sprachen geben sowie Bibliotheksführungen auf Englisch.

(mxh)
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