Solingen "Wildschweine haben Solingen erobert"

Solingen · Laut Jagdberater Thomas Lambracht kann das Schwarzwild für Autofahrer zur Gefahr werden.

Solingen: "Wildschweine haben Solingen erobert"
Foto: Reuter Michael

Hätte man Jan Boomers von der Biologischen Station Mittlere Wupper vor 20 Jahren nach Wildschweinen in der Ohligser Heide gefragt, hätte er abgewunken. Heute, sagt der Biologe, sieht die Situation anders aus. Vor etwa zehn Jahren habe man die ersten Spuren von Wildschweinen im Wald entdeckt. Seitdem habe sich die Population rasant vermehrt. Boomers schätzt, dass heute in der Heide etwa 30 bis 40 Wildschweine leben.

Und die können gefährlich werden: Die Förster der Städte Hilden und Düsseldorf hatten in dieser Woche vor Wildschweinen gewarnt, die sich in das Stadtgebiet begeben. Auch in Solingen sieht Thomas Lambracht, Jagdberater der Stadt, eine ähnliche Problematik. "Die Wildschweine haben es geschafft, die Solinger Flächen zu erobern", sagt Lambracht, der selbst Jäger ist. "Mittlerweile kommt das Schwarzwild in allen 13 Jagdrevieren vor." Vor allem an der Wupper lebten mittlerweile viele Wildschweine.

Das liege an den besseren Lebens- und Nahrungsmöglichkeiten. "Maisfelder sind wie ein gedeckter Tisch für Wildschweine", sagt Boomers. Der Biologe hat beobachtet, dass auch Anwohner um die Ohligser Heide ihre Gärten mit stabilen oder elektronischen Zäunen schützen.

Tagsüber werde man aber wohl kein Wildschwein zu Gesicht bekommen. Dann suchen sich die Tiere Rückzugsmöglichkeiten in eher unzugänglichen Waldstücken. Erst in der Dämmerung gehen sie auf Nahrungssuche. Gefährlich können diese Streifzüge in der "blauen Stunde" für Autofahrer werden, sagt Boomers. Vor allem Landstraßen überquert das Schwarzwild häufig. Thomas Lambracht warnt: "Alle Schilder, die auf einen Wildwechsel hinweisen, sollten auch ernst genommen werden." Erst vor wenigen Tagen sei in Lambrachts Jagdgebiet in Burg ein Wildschwein vor ein Auto gelaufen und verletzt worden. In solchen Fällen sollten Autofahrer den Unfall unbedingt bei der Polizei melden.

Um die Population in Schach zu halten, werden die Solinger Waldgebiete bejagt, sagt Lambracht. Die Jäger seien in Vollmondnächten unterwegs, in denen die Sicht besser ist. Zudem gebe es einmal im Jahr eine groß angelegte Bewegungsjagd, bei der Hunde die Wildschweine aus ihren Verstecken treiben.

Wenn Spaziergänger die Tiere sichten, sollten sie Ruhe bewahren und sich langsam zurückziehen. Hunde sollten angeleint werden. In den meisten Fällen, sagt Jan Boomers, würden sich die Wildschweine dann von alleine zurückziehen und nicht angreifen.

(veke)
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