Solingen Von Wespen und Würgeschlangen

Solingen · Der Gräfrather Tierpark Fauna lud gestern zum 1. Tier- und Artenschutztag ein.

Steinhummeln bauen ihr Nest auf einem Kindergarten-Gelände, Hornissen lassen sich im Zuckersilo eines Unternehmens nieder: Bis zu 200 Anrufe besorgter Solinger nimmt Karin Imgrund jedes Jahr entgegen - und kann den Befürchtungen meistens den Stachel nehmen. "Ich bin seit zehn Jahren dabei und wurde in dieser Zeit noch nicht gestochen", sagt die Artenschutz-Expertin des Stadtdienstes Natur und Umwelt. Beim ersten Tier- und Artenschutztag in der Fauna sprach sie gestern zweimal über Hummeln, Bienen, Wespen sowie Hornissen und gab gute Tipps zur friedlichen Koexistenz von Mensch und Hautflügler.

Denn zumindest Hornissen und Hummeln sind geschützt. "Da benötigen Sie auch fürs Umsiedeln eine Genehmigung", erläuterte Imgrund, deren "Hauptjob" sich eigentlich um streng geschützte meldepflichtige Tiere dreht. Das kann eine griechische Landschildkröte oder ein Papagei sein. In Solingen sind ihr aber auch mehr als 1000 Würgeschlangen bekannt. Und selbst wenn ein Krokodil längst ausgestopft ist - es wurde in den 60er Jahren in einem Garten gehalten - ist die Behörde gefragt, wenn das Tier verkauft werden soll. Immer geht es um die Herkunft. Imgrund: "Es müssen gezüchtete Tiere sein."

Die Landschildkröten etwa bekommen dann eine Art Personalausweis. Wer sie nicht beim Stadtdienst anmeldet, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Imgrund: "Zur Not beschlagnahme ich Tiere auch."

Tiere müssen nicht gleich vom Aussterben bedroht sein, brauchen aber trotzdem dringend Hilfe. Das zeigten die weiteren Aussteller in der Fauna. "Es ist schon tragisch, wenn ein Muttertier überfahren wird", sagt Theodor von Franken, der sich im 21. Jahr um Eichhörnchen kümmert. Die Eichhörnchenhilfe Solingen ist ein reines Familienunternehmen. Wenn die kleinen Hörnchen, die aus ganz NRW stammen, alle zwei Stunden gefüttert werden, sind auch Ehefrau Lydia sowie die Töchter Vanessa und Jennifer zur Stelle. In der Fauna war Eichhörnchen Charlie dabei, eingekuschelt in eine warme Decke.

Der Verein "Tiere in Not Solingen" hatte von seiner Außenstelle in Waldbröl neben jungen Elstern und einer Rabenkrähe auch junge Amseln mitgebracht. "Die kamen noch ganz nackt bei uns an", erzählte Barbara Geiger, die sich in Waldbröl auch um Igel und freigelassene "Hochzeitstauben" kümmert. "Was enorm zunimmt, sind aber die Fälle, bei denen Menschen mit ihren Haustieren überfordert sind", erläutert Vereinsvorsitzende Rita von Itter. Dann leben beispielsweise 17 Katzen in einer Wohnung. Von Itter: "Wir helfen, wenn wir können, aber irgendwann ist unser Budget am Ende."

Ohne ehrenamtliche Mitarbeiter würde es auch den Förderverein Stadttauben Wuppertal nicht geben. Er kümmert sich um zwei der drei Taubenhäuser in Solingens Nachbarstadt. Seit der Gründung im Jahr 2012 haben die Mitglieder 9000 Taubeneier gegen unechte ausgetauscht und 14.000 Kilogramm Taubenkot entfernt. "Wir möchten das Problem auf eine tierschutzgerechte Weise lösen", betont Mitglied Karin Langenfeld.

Beim NABU-Stadtverband Solingen geht es neben Tier- auch um Pflanzenschutz. "Der Stieglitz ist sehr gefährdet", unterstreicht die Vorsitzende Edeltraud Krüger, die an ihrem Stand zum Vogelquiz einlud. "Aber auch aus der Pflanzenwelt steht sehr viel auf der roten Liste."

Und weil es so viel zu tun gibt, suchen alle Vereine und die Fauna selbst immer weitere Helfer.

(flm)
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